Kritiker monieren beim Festakt für den Nachhaltigkeitsrat im Rathaus die Planungen für neue Wohnanlagen und die schleppende Umsetzung der Offensive für mehr Solaranlagen

Lüneburg. Zur Modellkommune in Sachen Nachhaltigkeit soll die Stadt Lüneburg werden. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2005 der Lüneburger Nachhaltigkeitsrat gegründet. Er soll helfen, Lüneburg langfristig zu einer Stadt mit hohen ökologischen und sozialen Standards zu machen.

Lüneburg könne schon jetzt stolz sein auf das bisher erreichte, meinte denn auch Volker Hauff (SPD), ehemaliger Bundesminister für Forschung und Technologie und Vorsitzender des Rates für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung, der zum Festakt ins Lüneburger Rathaus gekommen war. Inzwischen sei der Begriff der Nachhaltigkeit von der Tagesordnung nicht mehr wegzudenken und in Lüneburg werde er auch gelebt, so Hauff.

"Jede Kommune muss ihre Wege gehen, es braucht viele kleine Schritte um voranzukommen", sagte dazu Oberbürgermeister Ulrich Mädge(SPD). In Lüneburg sei schon viel geleistet worden, befand der OB - und verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf das Klimaabkommen mit Hamburg, in dem Klimaschutz im Bündnis mit der großen Freien- und Hansestadt betrieben werden soll.

Stolz ist Mädge auch auf die Einrichtung einer Klimaleitstelle mit dem Landkreis Lüneburg vor drei Jahren, die als Schaltzentrale eines Klimanetzwerkes in der Region gedacht ist. Auch vom Stadtrat seien Impulse ausgegangen. "Wir haben unsere Schulen nicht nur baulich, sondern auch eine energetisch saniert und streben das gleiche in Zusammenarbeit mit unserer Wohnungsbaugenossenschaft, der Lüwobau, für Mietwohnungen im Stadtgebiet an. Wir werden nicht nachlassen bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele für die Hansestadt", sagte Mädge.

Nicht ganz so stolz ist die Bilanz, die Thilo Clavin, Vertreter des BUND Lüneburg, aus Anlass der Veranstaltung im Rathaus zog. Er verwies unter anderem auf den geplanten Bau der Autobahn A 39 mitten durch die Stadt und auf die Umgestaltung der Nordlandhalle zu einer Wohnanlage mit Tiefgarage. "Wir befürchten, dass bei dieser Baumaßnahme einiges von den Grünflächen im Clamartpark verschwinden wird. Dabei fehlt innerstädtisches Grün in Lüneburg schon jetzt", sagte Clavin.

Auch die Planung des Wohngebietes auf dem Gelände der Wittenberger Bahn stößt beim BUND auf Kritik. "Wir sehen hier einen hemmungslosen Verbrauch von Grünflächen, denn eine Kleingartensiedlung wird durch die beabsichtigte Bebauung teilweise weichen müssen. Außerdem ist eine weitere Zufahrtstraße geplant, obwohl bereits zwei Zufahrten für das neue Wohn- und Gewerbegebiet vorhanden sind. Das ist alles andere als nachhaltig", so Clavin.

Ebenso wenig wie der dreispurige Ausbau der Straße Vor dem Bardowicker Tore, der nur dem motorisierten Individualverkehr diene. Zudem fehle eine Feinstaubmessanlage in zentraler innerstädtischer Lage. "Die Organisation Greenpeace hat schon im Frühjahr 2006 eine deutliche Überschreitung der Feinstaub-Grenzwerte in der Schießgrabenstraße festgestellt", sagte Clavin.

Auch bei den regenerativen Energien gibt es in der Stadt Lüneburg Nachholbedarf, ließ Thomas Bierman-Kojnov, Mitglied des Vereins SunOn Lüneburg, wissen. "Ich sehe das Bemühen der Stadt, in diesem Bereich etwas zu tun. Aber viele Aktionen sind zu schwerfällig, es geht zu langsam."

Bereits seit 2005 sei die Stadt Mitglied beim Bündnis "Solar Lokal". Seitdem gebe es Pläne, öffentliche Dächer für Solaranlagen zur Verfügung zu stellen. Passiert sei in dieser Richtung aber kaum etwas. "Es fehlt nach wie vor ein Solarkataster, auf dem die geeigneten öffentlichen Hausdächer verzeichnet sind", sagte Biermann-Kojnov. Auf diese Weise komme manch gute Initiative in der Stadt nach wie vor nur schleppend voran, monierte der Solarexperte.