Während Elektromobile auf den Straßen noch rar sind, haben sich E-Bikes im Tourismus durchgesetzt

Lüneburg. Es soll eine Alternative zum Benziner werden: das Elektromobil. Um seine Einführung und Verbreitung zu fördern, hat die Bundesregierung sogar einen nationalen Entwicklungsplan für die Elektromobilität entwickelt - doch in der Praxis ist das Elektromobil auf norddeutschen Straßen bisher kaum zu sehen. Das gilt auch für den Landkreis Lüneburg: dort hatte die Wirtschaftsförderung (WLG) geprüft, ob die Region reif ist für ein Modellprojekt im Bereich der Elektromobilität.

"Nein, es lohnt sich derzeit noch nicht", sagt Joachim Schwerdtfeger, bei der Wirtschaftsförderung zuständig für das Thema Elektromobilität. "Es gibt eine Reihe von interessanten Ansätzen, aber Elektromobile bereiten derzeit noch viele ungelöste Probleme", sagt er. Das beginnt mit der Leistungsfähigkeit der Akkus, deren Lithium-Ionen-Batterien in vielen Fällen noch keine zufriedenstellende Reichweite im Straßenverkehr ermöglichen. Auch beim Thema Beschleunigung sehen die Experten Nachholbedarf. Außerdem sind die derzeitigen Batteriesysteme nicht nur teuer - in vielen Städten fehlt obendrein die Infrastruktur, um die Batterien aufzuladen. Dennoch gibt es erste Ansätze zur Erprobung des neuen Fortbewegungsmittels. "In Hamburg haben wir seit diesem Frühjahr eine Kooperation mit Greenpeace Energy. Das Projekt läuft für 17 Monate. Dabei wollen wir feststellen, ob Elektroautos im Stadtverkehr wirtschaftlich sind und ob sie von unseren Kunden angenommen werden. Wir erhalten Fördergelder vom Bundeswirtschaftsministerium, um die Fahrzeuge zu testen", sagt Bettina Dannheim, Sprecherin des Car-Sharing-Unternehmens Cambio, das in Lüneburg mit der Firma Campus mobil kooperiert.

Auch in Lüneburg hat man sich Gedanken zur Anschaffung von Elektromobilen gemacht. "Sollte sich das Ganze bei den ersten Modellversuchen als praktikabel erweisen, werden wir eine Anschaffung solcher Fahrzeuge für uns langfristig auch prüfen. Dafür brauchen wir aber eine entsprechende Infrastruktur, und auch die Reichweite der Akkus ist derzeit noch nicht wirklich groß. Aber Cambio-Kunden aus Lüneburg können jederzeit Elektromobile, die jetzt in Hamburg im Einsatz sind, testen", sagt Nele Jennert, Sprecherin der Firma campus mobil in Lüneburg.

Im Anschaffungspreis sind kleinere Fahrzeuge für den Normalverbraucher nicht gerade billig, aber erschwinglich - ein Wagen der französischen Firma Renault, Marke Twingo, kostet knapp 20 000 Euro. Die Kosten für den Austausch der Batteriesätze können für den Halter aber ins Geld gehen.

"Die Hürden für das Elektroauto sind noch hoch. Ich sehe in der Region im Moment eher das E-Bike vorn. Die Fahrräder mit Elektroantrieb werden ihren Weg machen", sagt Joachim Schwerdtfeger von der WLG. Auf diesen Trend setzt auch Knut Schröder, Inhaber der Firma Fun-e.bikes GmbH, die er gerade mit Sitz am ADAC Fahrsicherheitszentrum in Embsen gegründet hat. "Wir verkaufen E-Bikes an Händler und Endverbraucher. Mein nächstes Ziel ist es, eine Mietstation im Stadtzentrum von Lüneburg aufzubauen, eventuell unter Einbindung des Stadtmarketings. Ich habe Firmen angesprochen, die die Räder als Werbefläche nutzen könnten. Auch mit einem örtlichen Fahrradhändler bin ich im Gespräch, er könnte die Wartung der Räder übernehmen", sagt Knut Schröder.

Noch in diesem Sommer möchte Schröder sein Projekt in die Tat umsetzen: nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische könnten die Stadt dann gegen eine Mietgebühr per E-Bike durchqueren. "Die Technik ist ausgereift, die Räder haben Akkus mit Reichweiten bis zu 200 Kilometer", sagt Schröder. Auch die zahlreichen Aufladevorgänge, denen sich ein Elektrofahrrad im Laufe seines mobilen Lebens unterziehen muss, überstehen moderne Modelle ohne Probleme. Ganz günstig sind sie allerdings nicht. "Die E-Bikes, die ich anschaffen möchte, sind in Deutschland hergestellt und daher nicht ganz billig. Ab 4000 Euro aufwärts muss man dafür schon ausgeben", erklärt Knut Schröder.

Auch die Lüneburger Heide Tourismus GmbH will etwas für die Elektromobilität in der Urlaubsregion tun. In den nächsten zweieinhalb Jahren sollen 1000 Elektrofahrräder für die Urlauber in der Heide angeschafft und dort auf Mietstationen verteilt werden. Dann bricht auch für die Region der Heidschnucken ein neues Zeitalter an.