Die restaurierte Kirche des Klosters Lüne wurde am Sonnabend mit einem Festgottesdienst wiedereröffnet

Lüneburg. Am Ende stand eine Einladung: Wer am Sonnabend nach dem Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Klosterkirche St. Bartholomäi in die im Kreuzgang bereitstehenden Weidenkörbe griff und eines der gefalteten Papiere herausfischte, hielt ein dauerndes Willkommen im Kloster Lüne in den Händen. Denn die Äbtissin und ihr Konvent sehen Besucher als "Beitrag, unsere alte Kultur lebendig zu halten".

Äbtissin Reinhild Freifrau von der Goltz setzt damit ein Signal für mehr Öffentlichkeit im Kloster: Wer den Zettel mit seinen Daten ausfüllt, der wird künftig immer wieder Einladungen zu Veranstaltungen in den 600 Jahre alten Mauern erhalten. Der Einladung zum Festgottesdienst am Sonnabend sind so viele Frauen, Männer und Kinder gefolgt, dass die Küsterei Klappstühle neben den Kirchenbänken aufgestellt hat.

"Wir sind zurück in St. Bartholomäi", sagte Pastor Hans-Joachim Spengler zur Begrüßung der Gemeinde und Gäste. Und, passend zum neuen Anstrich von Gewölbe und Bänken: "Es soll hell werden für die Menschen, die in unsere Kirche kommen."

Seit fast einem Jahr, seit dem 26. April 2010, war die Kirche für die umfangreiche Restaurierung geschlossen. Äbtissin von der Goltz dankte am Sonnabend zunächst "unserem Herrgott, der unseren Wünschen auch das Vollbringen zur Seite gestellt hat", und dann denjenigen, die zur Umsetzung der Pläne beigetragen haben, vor allem den Mitarbeitern der Bauabteilung der Klosterkammer Hannover.

Seit zwei Jahren arbeitete - und teilweise lebte - Kirsten Schröder (35) im Kloster. Sie hat dokumentiert, geforscht, gereinigt, restauriert, genagelt, gebohrt, genäht, geflickt, gestopft, vergoldet und geschleppt. Denn Restaurierungen sind nicht nur Arbeiten für feine Finger, sondern auch für kräftige Muskeln. So musste das Epitaph des Lüner Amtmanns Roefsack von acht Männern getragen werden, so schwer wiegt das altehrwürdige Eichenholz.

Die Äbtissin dankte auch dem Kirchenvorstand von Pastor Spengler der Gemeinde Lüne, den ausführenden Handwerksfirmen, der Landesfachschule Metall und dem Aufklärungsbataillon 3. Sie alle hätten angepackt und mitgedacht während der insgesamt zwei Jahre dauernden Grundsanierung des Kirchengebäudes sowie aller seiner Kunstschätze. Ihr Dank galt natürlich auch der Klosterkammer Hannover mit ihrer Präsidentin Sigrid Maier-Knapp-Herbst, die sich am Sonnabend selbst von der herrlichen Frische des restaurierten Hauses Gottes überzeugte.

Doch nicht nur für Besucher sichtbare Dinge haben sich in der Kirche getan. Auch oben im Nonnenchor haben die Restauratoren gearbeitet. So wurde der Fußboden erneuert - und zwar mit Dielen aus Eichen, die mehr als 100 Jahre lang im Wildpark des Klosters gewachsen waren und vor rund drei Jahren aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden mussten.

Damit das Gotteshaus nicht nur bei Sonnenschein von außen, sondern auch an trüben Tagen und am Abend strahlt, hängen diverse neue Wandlampen an den Seiten. Seit Jahren hatte das Kloster dafür Spenden gesammelt. "Wenn es nach mir ginge, würden wir viel häufiger von nun an abendliche Gottesdienste abhalten", sagte die Äbtissin.

Zuletzt vor gut 50 Jahren renoviert, haben die Arbeiten 250 000 Euro plus Arbeitszeit der Restauratoren gekostet. Neben der Aufarbeitung sämtlicher rund 70 Kunstwerke der Kirche und des neuen Anstrichs von Wänden, Gewölbe und Rippenbögen, wurde auch die Orgel gereinigt sowie in Teilen ersetzt und repariert.

Um ein optisches Gleichgewicht im Raum zu schaffen, hat man den um 1400 entstandenen Propststuhl von der Süd- an die Nordwand gestellt. An seine Stelle rückt ein weniger hohes mittelalterliches Chorgestühl, das den Blick auf einen Wandbereich freilässt, das drei Phasen aus den Bauabschnitten der Kirche zwischen 1410 und 1497 zeigt.

Auf Dauer eingeladen im Kloster ist natürlich auch jeder, der am Sonnabend keinen Zettel ausfüllen konnte. Nachzuholen ist das per E-Mail unter info@kloster-luene.de , per Post an die Adresse Am Domänenhof, 21337 Lüneburg, oder per Telefon unter 04131/523 18. Das Stichwort lautet "Lebendiges Kloster". Zu besichtigen ist die Kirche im Rahmen von Klosterführungen ab sofort bis Mitte Oktober dienstags bis sonnabends jeweils ab 10.30, 14.30 und 15.30 Uhr sowie sonntags um 11.30, 14.30 und 15.30 Uhr. Gottesdienste finden bis Ende des Jahres jeden Sonntag ab 10 Uhr statt.