Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Lüneburg bewirtschaftet Flächen von rund 2500 Waldbesitzern. Der Bedarf an dem Service wächst stetig.

Lüneburg. Das lärmende Motorgeräusch klingt weit durch den Wald nahe Dannenberg. In einem riesigen Harvester rollt Siggi Schultz Meter für Meter durch einen Privatwald und erntet Holz. Mit dem Harvester fällt und entastet der Barskamper Fichte um Fichte. Er arbeitet für die Forstwirtschaftliche Vereinigung Lüneburg (FVL), die Holz in den Wäldern von Privatleuten erntet. Der Bedarf an dem Service wächst stetig.

Die Maschine von Siggi Schultz besitzt einen bis zu 15 Meter langen Kranarm. An dessen Ende ist der Fällkopf freibeweglich montiert. Mit Hilfe der automatischen Steuerung dirigiert Schultz aus dem verglasten Führerhaus heraus die gewaltige Motorsäge sowie einen Greifer, der Stamm für Stamm umfasst, selbstständig absägt und von Ästen befreit. Die Stämme lässt er links und rechts der Fahrspur liegen.

Seit 20 Jahren im Dienst der Forstwirtschaftlichen Vereinigung, erntet Schultz ausschließlich Privatwälder. Im Wald von Bostelwiebeck, einen halben Kilometer von der Göhrde entfernt, sind es 20 Hektar. "Im Schichtdienst schaffen wir das in anderthalb Wochen", sagt Schultz. "Besonders schnell lassen sich die dicken Stämme bearbeiten." Zum Ausspannen, gar Trödeln bleibt dem 41-Jährigen keine Zeit: "Alles muss zügig ablaufen."

Partner der FVL mit Sitz in Uelzen sind sieben Forstbetriebsgemeinschaften: Das Amt Neuhaus, die Forstverbände Dahlenburg, Kirchgellersen und Reinstorf, die Waldbauvereine Schildfeld sowie Hitzacker und Umgebung als auch die Waldmärkerschaft Uelzen eG.

"Die FVL wurde 1992 gegründet, um im Privatwald der Landkreise Uelzen, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg besser auf die Veränderungen am Holzmarkt reagieren zu können", sagt Markus Hecker (45). Seit kurzem firmiert die FVL unter dem Namen "Die Waldmärker". Die derzeitigen Gesellschafter verfügen über eine Fläche von rund 55.000 Hektar Wald im östlichen Bereich der Lüneburger Heide. "Dahinter stehen rund 2500 Familien", sagt Hecker. "Das sind Waldbesitzer, die in der Regel Kleinwälder von einem viertel Hektar bis hin zu 1000 Hektar besitzen." Ihnen bieten die Waldmärker ein Rundum-sorglos-Packet.

Der promovierte Forstwirt entwickelte für die FVL eine deutschlandweit einmalige Logistik. Wie kein anderer forstwirtschaftlicher Zusammenschluss in Deutschland halten die Waldmärker die gesamte Holzernten- und Logistikkette vom stehenden Stamm bis zum Werkstor in ihren Händen. Das minimiert die Kosten. "Der einzelne Waldbesitzer muss nie etwas bezahlen", sagt Hecker. "Für ihn gibt es weder Belastung noch Risiko." Und die Eigentümer verdienen nicht schlecht. Nach Auskunft des Geschäftsführers wurden 2010 rund 9,5 Millionen Euro auf die Konten der Waldbesitzer überwiesen.

Die Vereinigung selbst profitiert von der Dienstleistungsprovision. Die FVL hat zwar die Rechtsform einer GmbH. Allerdings ist sie nicht auf die Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern verfolgt einen Genossenschaftsgedanken.

Die Waldmärker arbeiten niemals auf eigene Faust. Den Einsatz der Maschinen, die Organisation der Holzernte sowie die anschließende Sortierung übernimmt in Abstimmung mit der FVL das lokale Forstpersonal. Auch sind es die Förster, die versuchen, Waldbesitzer von der Arbeit der Waldmärker zu überzeugen. Denn neben der Holzernte - der jährliche Holzeinschlag liegt bei ungefähr 300.000 Festmetern - übernehmen sie auch die Planung und Durchführung für notwendige Kultur- und Verjüngungsarbeiten: Nachhaltigkeit ist ebenso wichtig wie Holzernte.

Bis etwa zur Jahrtausendwende sei Privatwald mehrheitlich wertlos gewesen, erklärt Forstdirektor Hecker. "Mittlerweile genießt Holz einen anderen Stellenwert, und der Anteil des Waldes am Familieneinkommen ist deutlich gestiegen." Brachte um die Jahrtausendwende ein sogenannter Raummeter Holz, ein Kubikmeter ohne Zwischenräume, nur 50 Pfennig ein, seien es derzeit 20 Euro.

In den vergangenen Jahren ist es Hecker gelungen, ein festes Netz von Abnehmern aufzubauen. Dazu zählen Säge- und Zellstoffwerke in Winsen, Hagenow und Stendal. Und die Aussichten für die Zukunft sind rosig. Nicht nur, dass das Holz von alleine wächst. Auch steigt der Bedarf an Brennholz, und die Industrie verlangt den Rohstoff vermehrt.

www.waldmaerker.de