Der Flecken will das Berechnungssystem gerechter gestalten . Handorf war Vorreiter. Weitere Gemeinden sollen folgen.

Bardowick. Eine neue Epoche bei der Berechnung der Kindergartengebühren bricht in der Samtgemeinde Bardowick an. Nach Handorf im vergangenen Jahr als Vorreiter, verändert jetzt auch der Flecken die Berechnungsgrundlage für die Elternbeiträge.

Der Rat hat für die neue Regelung bereits grünes Licht erteilt. Die bisherige Staffelung der Einkommen, woraus sich die Gebühr ergab, fällt weg und wird künftig ersetzt durch eine individuellen Bemessungssatz, der dann mittelfristig in allen Kommunen der Samtgemeinde gelten soll.

Anne Matuszak-Salvagnini, stellvertretende Verwaltungschefin der Samtgemeinde, erklärt das neue System, das zunächst einmal für die Gemeinde Bardowick neu eingeführt wird.

"Wir berechnen einkommensbezogen und prozentual. Für einen Halbtagesplatz mit vierstündiger Betreuung werden im neuen Kindergartenjahr ab dem 1. August 5,5 Prozent des Bruttoeinkommens im Monat fällig", sagt sie. Für die Ganztagsbetreuung mit acht Stunden sind es neun Prozent des Bruttoeinkommens. Die neue Abrechnung gilt für Kinder im ersten und zweiten Kindergartenjahr, weil das dritte ohnehin gebührenfrei ist.

Matuszak-Salvagnini sagt, es sei Ziel, die neue Berechnung der Kindergartenbeiträge in allen Mitgliedsgemeinden einzuführen, um ein einheitliches Verfahren zu erreichen. Die Chance dafür stehe gut, alle Ortsbürgermeister hätten das bereits zusammen beraten. Sie seien überzeugt von dem Erfolg und wollten nun ihre Räte befragen.

Noch wichtiger als die gleiche Gebührengestaltung in allen Gemeinden sei aber, dass das künftige System sozialer und gerechter für Eltern ist und einfacher als die alte Staffelung, die oft ungerechte Grenzen zur nächst höheren Beitragsstaffel hatte. So sei es zum Beispiel so gewesen, dass eine Lohnerhöhung von fünf Euro dafür sorgen konnte, dass eine Familie in die nächst teurere Gebührenstaffel rutschte. Die Folge: Der Elternbeitrag stieg um 30 Euro je Monat. Die Familie hatte somit nichts von dem höheren Einkommen, sie machte vielmehr einen schlechteren Schnitt durch die höhere Gebühr.

"Davon wollen wir nun abrücken. Mit der neuen Regelung machen wir einen Schritt dahin, Familien finanziell zu entlasten. Wir sorgen dafür, dass die Beiträge für Eltern transparenter werden." Die bisherigen Höchstbeträge bleiben ihren Worten zufolge bestehen.

"Für einen Halbtagesplatz werden monatlich maximal 198 Euro erhoben, für einen Ganztagsplatz 316 Euro." Und beibehalten bleibe auch, dass Eltern mit einem Einkommen von unter 1000 Euro gebührenfrei blieben. "Vor allem die Eltern mit geringem Einkommen stehen jetzt besser da. Die im oberen Einkommensbereich, der bei 4340 Euro beginnt, nicht unbedingt", sagt Matuszak-Salvagnini.

Die neue Gebührenordnung reißt jedoch kein Loch in die Gemeindekasse des Fleckens. "Wir haben gegengerechnet und erhielten unterm Strich eine Punktlandung", so die stellvertretende Verwaltungschefin.

Die Neuerung auch auf die Krippen in der Samtgemeinde zu übertragen, sei momentan jedoch nicht machbar. "Das wäre es nur, wenn sie in unserer Trägerschaft wären. Aber Betreiber sind freie Träger." Aber die Samtgemeinde, so räumt sie ein, könnte den Betreibern das Gebührenmodell vorschlagen. "Weil wir als Kommune die Krippen finanziell fördern und deshalb auch die Gebührenordnung festlegen können."

Eine Testphase für die Umstellung sei jedenfalls weder bei den Kindergärten noch möglicherweise später bei den Krippen aus ihrer Sicht nötig, so Anne Matuszak-Salvagnini: "Die Erfahrungen in Handorf sind positiv. Und auch die Reaktionen der Eltern sind dies nach anfänglicher Skepsis."

Anja Linne ist Elternvertreterin im Kindergarten Handorf. Sie sagt, die Berechnungsgrundlage sei gerechter als die vorherige Gebührenstaffel. Für sie habe sich der Beitrag nicht verändert, "er ist fast identisch geblieben".

Doch weniger die Berechnung als die Höhe der Kindergartengebühren in Handorf selbst interessiert die Eltern. "Das Geld der Familien wird nicht mehr und die Gebühren sind zu hoch", sagt Elternvertreter Wolfgang Langer. Mehr als 800 Euro monatlich für zwei Kinder zu zahlen, sei schon heftig, so Langer. Den schwarzen Peter sieht er aber nicht bei der Gemeinde, sondern bei der Bundesregierung: "Familien erhalten zwar mehr Kindergeld, doch gleichzeitig wird den Kommunen das Geld genommen." So sei es kein Wunder, dass die Kindergartengebühren so hoch sind.

Die Finanzhilfe der Gemeinde in Form eines Nachlasses von 20 Euro bei der Gebühr für das zweite Kind sei überdies recht gering, meint Anja Linne. Zumal sie es aus Göttingen anderes kenne. Dort gebe es für das Geschwisterkind eine Entlastung von 50 Prozent.

"Die Kindergartengebühren sind von Gemeinde zu Gemeinde verschieden - in der Höhe und bei der Berechnung. Eine einheitliche Regelung muss kommen", fordert Anja Linne.