Das Problem ist nicht neu. Im Gegenteil. Demonstriert wird seit 40 Jahren gegen die Atomkraft.

Doch jetzt gewinnt die Debatte derartig an Geschwindigkeit, dass sie kaum noch zu bremsen ist. Das hat nun auch die Bundesregierung begriffen und versucht, das Ruder herumzureißen. Schließlich befindet sich das Land in einem Superwahljahr, da gibt es viel zu verlieren. Und so bewegen sich die Wertkonservativen im Bund plötzlich, zu viele Pfründe stehen auf dem Spiel.

Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke in Berlin längst in die Warteschleife schickte, haben die Parteifreunde im Landkreis die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkannt. Von Besonnenheit reden Lüneburger CDU- und FDP-Kreistagsabgeordnete, wo doch längst blankes Entsetzen zum Motor politischer Entscheidungen geworden ist. Bei der Debatte über die Anti-Atomkraft-Resolution im Lüneburger Kreistag erweckte die christdemokratische Fraktion den Eindruck, als sei sie die letzte Bastion der endgültig gescheiterten schwarz-gelben Atompolitik.

Während im fernen Japan die Gefahr eines nuklearen Super-GAUs faktisch minütlich steigt, wird in Lüneburg nach Fakten gerufen, um die Katastrophe besser bewerten zu können. Als ob die Explosionen in Fukushima den Ernst der Lage nicht hinreichend skizzieren würden. Und obendrein wird der abwegige Vorwurf laut, die rot-grüne Kreistagsgruppe würde Wahlkampf ohne Respekt vor den Opfern in Japan betreiben.

Die Kreistagsabgeordneten von CDU und FDP, die nicht für die Resolution stimmten, haben vieles nicht verstanden. Weder wissen sie über die völlig berechtigte Angst der Menschen an der Elbe vor dem Pannenreaktor Krümmel Bescheid, noch erkennen sie Sicherheitsgefahren für den Landkreis. Sie haben ihre Bürger schlicht aus den Augen verloren.