Die Niedersächsische Mühlenstraße hat einen jährlichen Finanzbedarf von 50 000 Euro. Dafür soll eine Stiftung sorgen

Bardowick. Sie verläuft durch 26 Landkreise und verbindet 395 Mühlen miteinander: Seit ihrer Geburt beim Deutschen Mühlentag 1998 in Bardowick hat sich die Niedersächsische Mühlenstraße zu einer der beliebtesten Ferienrouten zwischen Nordsee und Harz, zwischen Elbmarsch und Emsland gemausert. Jetzt bekommt sie Unterstützung von einer eigenen Stiftung. In den kommenden fünf bis zehn Jahren soll sie ein Kapital von rund zwei Millionen Euro generieren soll, um den Fortbestand der 3600 Kilometer langen Ferienstraße langfristig zu erhalten.

"Dazu gehört alles, was sich dreht: Motor-, Wasser- und Windmühlen", sagt Heinz Thiemann aus Bardowick, der einer der Gründungsväter der Mühlenstraße ist. Die alten Maschinen kommen an. "Sie werden immer populärer. Wir haben bereits 870 000 Mühlenstraßen-Prospekte ausgegeben. Das bleibt nicht ohne Wirkung", weiß Heinz Thiemann.

Die Broschüre über die Reisewege zu den 115 Mühlen in der Lüneburger Heide hat seit 1998 vier Auflagen erlebt, die mittlerweile alle vergriffen sind. Die fünfte Auflage soll demnächst in Druck gehen. "Das kostet Geld, genauso wie der Austausch der Mühlenstraßen-Schilder an den Straßen, die ungefähr zehn Jahre halten, und der Info-Tafeln an den Mühlen, die nach 30 Jahren an der Reihe sind."

Überdies soll die Route länger werden, 2013 bis an die holländische Grenze reichen, dann auf einer Länge von mehr als 6000 Kilometern 600 Mühlen in 38 Landkreisen vernetzen. Thiemann: "Wir haben auch schon Anfragen aus den Niederlanden und Belgien über eine Verlängerung der Mühlenstraße in beide Länder."

Er beziffert die jährliche Summe, die für den Unterhalt der Ferienstraße benötigt wird, mit 50 000 Euro jährlich. "Das soll die Stiftung abwerfen, wenn das Stiftungskapital eines Tages so groß ist, dass es für diesen Betrag ausreicht", sagt der Bardowicker. Zudem solle künftig eine "Dreh-Prämie" aus der Stiftung finanziert werden, um Anreize zu schaffen, die historischen Anlagen auch in Betrieb zu setzen. "Vorbild ist Holland. Dort zahlt der Staat den Mühlenbesitzern für jede Umdrehung einen kleinen Betrag." Als Größenordnung könne er sich vorstellen, so Thiemann, dass 600 Umdrehungen einer Wassermühle einen Euro einbringen und 200 Umdrehungen einer Windmühle den gleichen Betrag.

"Wir wollen einen Anreiz schaffen, dass sich die Mühlenflügel drehen", sagt Helmut Harneit aus Deutsch Evern, ebenfalls einer der Gründungsväter der Mühlenstraße. Schließlich sei eine Mühle mit rotierenden Flügeln ein schönes Bild und zeige, dass noch Leben in ihr ist. "Außerdem ist der Unterhalt kostengünstiger, wenn sie in Betrieb ist. Feuchtigkeit wird aus dem Holz gezogen. Denn Stillstand bringt nur Schäden", sagt Andreas Engel aus Oldendorf/Luhe, Vorsitzender des Mühlenfördervereins Lüneburg.

Der Müllermeister und Betreiber der Wassermühle in Oldendorf hat bei der konstituierenden Sitzung der Stiftung jetzt auch den Vorsitz im Stiftungsvorstand übernommen. Der Stiftungsrat ist prominent besetzt. An der Spitze steht als Vorsitzender der Staatssekretär im niedersächsischen Kultusministerium, Dr. Stefan Porwol aus Adendorf. Weiterhin gehören dem Gremium an: Joachim Bordt, Landrat Kreis Harburg, Wolfgang Schurreit, ehemaliger Landrat Kreis Lüneburg, Dr. Claus Burkhardt, Geschäftsführer der Deutschen Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH in Oldenburg.

"Wir wollen auf jeden Fall daran arbeiten, die Mühlen weiterhin zu erhalten. Seit 1996 wurde dafür aus öffentlichen Töpfen wie dem EU-Förderprogramm Leader II viel investiert", gibt Engel die Stoßrichtung für die zukünftige Stiftung vor.

Bis zum heutigen Tag ist das Projekt Mühlenstraße ehrenamtlich. ,,Weil wir ein Stück Kultur erhalten und bei den Menschen das Bewusstsein stärken wollen für die Maschinen, die Energie- und Lebensmittel erzeugen", sagt Engel. Dass das geglückt sei, zeige das Beispiel der Bardowicker Windmühle, in der Müllermeister Eckhard Meyer Naturkost, Futtermittel und Gartenbedarf produziert beziehungsweise verkauft. Thiemann: ,,Fast täglich kommen Tagestouristen und wollen die Mühle besichtigen. Und Eckhard Meyer führt jede Woche zwei bis drei Schulkassen durch die Mühle und erklärt den Kindern die Technik."