Erste Messe für Unternehmerinnen in Lüneburg. Netzwerk stellt sich vor, etwa 50 Firmen werden sich präsentieren

Lüneburg. Seit 1994 existiert ihr Netzwerk in der Region Lüneburg: Rund 230 Frauen aus allen Branchen, zum großen Teil Freiberuflerinnen, haben sich im "Netzwerk Kontaktpunkt Unternehmerinnen" zusammengeschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. "Es geht darum, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, uns gegenseitig zu unterstützen und den Wirtschaftsraum Lüneburg aktiv mit zu gestalten", sagt Heike Hein aus dem Organisationsteam für die Messe.

Zum ersten Mal gehen die Unternehmerinnen jetzt mit einer eigenen Messe an die Öffentlichkeit: am Sonnabend, 26. März, stellen sie in Kooperation mit dem Gründungsnetzwerk Lüneburg ihre Unternehmen und das Netzwerk von 14 Uhr bis 18 Uhr am Munstermannskamp im e.novum vor. "Es geht darum, unsere Arbeit auf eine breitere Basis zu stellen und bekannter zu werden. Wir wollen eine Plattform sein für Unternehmerinnen. Wir wollen uns austauschen und ein Netzwerk betreiben", sagt Manuela Bornhöfft aus Melbeck, die als Kommunikationstrainerin und Dozentin in der Erwachsenenbildung arbeitet.

Rund 50 Firmen, alle von Unternehmerinnen gesteuert, werden sich voraussichtlich Ende März im in e.novum präsentieren. Darüber hinaus gibt es Vorträge zu Themen wie Finanzen, Vertrieb und Marketing, und auch eine Business-Modenschau. Zur Sprache kommen werden dabei mit Sicherheit auch die typischen Probleme, die Frauen im Beruf haben.

"Junge Frauen sind oft deutlich selbstbewusster als die älteren. Sie nutzen Weiterbildungsangebote im Berufsleben, aber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist immer noch ein großes Thema", sagt Manuela Bornhöfft. Diese Einschätzung bestätigt auch eine Untersuchung des Deutschen Industrie-und Handelskammertages (DIHK): nach Meinung des DIHK fehlt es in Deutschland noch immer an Kinderbetreuungsmöglichkeiten. So besuchen in Norwegen beispielsweise 75 Prozent der Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren eine Kindertagesstätte. In Deutschland sind es nur 23 Prozent.

Auch an flexiblen Arbeitszeiten und Telearbeitsplätzen fehlt es in vielen Betrieben. In dieser Situation weichen zahlreiche Frauen in die Selbstständigkeit aus: vier von zehn Unternehmen, so der DIHK, werden mittlerweile von Frauen gegründet. Jährlich gehen 160 000 neue, von Frauen geführte Unternehmen deutschlandweit an den Start - und die Tendenz ist steigend.

"Die Erfolgsaussichten für Frauen als Unternehmerinnen sind gut. Frauen gründen vorsichtig und mit Umsicht. In großen Betrieben dagegen gibt es oft starre Hierarchien, in denen die Männer sich leichter behaupten", sagt Manuela Bornhöfft. Die Folge: die weiblichen Kompetenzen gut ausgebildeter Frauen werden in großen Betrieben nicht immer genutzt. Es fehlt die weibliche Sicht der Dinge in vielen Großunternehmen, da Frauen hier in Führungspositionen ausgesprochen selten sind: nur ein Viertel der Spitzenpositionen in deutschen Betrieben sind mit Frauen besetzt, schätzt der DIHK.

Auch in den so genannten MINT-Berufen (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik) fehlen in Deutschland die Frauen. "Schon in der Schule und im Kindergarten sollte man versuchen, die klassische Rollenverteilung aufzuheben. Auch in den Familien können die Eltern viel tun, um den Mädchen den Weg in eine technische Berufsausbildung zu ebnen", meint Manuela Bornhöfft. Auch Initiativen wie der Girls' Day sind dafür geeignet. Eine Frauenquote dagegen möchte Manuela Bornhöfft nicht einführen. "Das ist meine persönliche Meinung - sie könnte allerdings hilfreich sein, um vor allem den Männern in größeren Betrieben Themen wie Beruf und Familie näher zu bringen", sagt sie.

Was sonst noch helfen könnte: Netzwerke bilden, sich austauschen, sich gegenseitig unterstützen. "Unsere Veranstaltung soll ein Beitrag dazu sein, den Austausch unter Frauen zu fördern", sagt Heike Hein. Morgen, am 9. März, jährt sich zum 100. Male der Frauentag. "In den vergangenen 100 Jahren wurde schon viel erreicht, Frauen sind inzwischen in der Regel sehr gut ausgebildet. Aber wir möchten noch einen Schritt weiter kommen", sagt Manuela Bornhöfft.

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