Zentrale Anmeldung für Kitas läuft. Bislang ging ein Viertel der Fragebögen ein. Von Eltern kommt Kritik

Lüneburg. Aus dem Wochenbett in den Kindergarten - bisher mussten Lüneburger Eltern ihre Kinder so früh wie möglich in der Wunsch-Kindertagesstätte (Kita) anmelden, um für das später dreijährige Kind einen Platz zu ergattern. Denn entscheidend war unter anderem das Anmeldedatum. Das ändert sich nun. In diesem Jahr werden die Anmeldungen zumindest für die städtischen Kitas erstmals zentral entgegen genommen. Vorbild für das neue System war laut Horst-Günter Kirch, Bereichsleiter Kinder und Familie bei der Stadt Lüneburg, die Stadt Bremen, wo seit Jahren gute Erfahrungen damit gemacht würden. Über den Wunschplatz entscheidet ein Punktesystem.

Und so funktioniert es: Mitte Januar erhielten Eltern, deren Kinder bis 30. September diesen Jahres drei Jahre alt werden und bereits an einer städtischen Einrichtung angemeldet waren, einen Anmeldebogen. Hier können bis zu drei Wunsch-Kitas und die angestrebte Betreuungszeit (halbtags, zwei Drittel, nachmittags, ganztags) angekreuzt werden. Außerdem müssen angegeben werden Name, Geburtstag und Geschlecht des Kindes, Geschwister und gegebenenfalls deren Kindergarten, (geplante) Berufstätigkeit der Eltern samt Arbeitgeber. Auch Besonderheiten und Krankheiten der Kinder, ein etwaiger Migrationshintergrund und ob man alleinerziehend ist, wird abgefragt.

Gesammelt werden die Anmeldungen im Familienbüro (Neue Sülze 31). Seit vergangenem Montag läuft die Frist, Schluss ist am Freitag, 25. Februar. Achtung: Wer seinen Bogen bis dahin nicht abgegeben hat, hat Pech - Anmeldungen, die in den vergangenen Jahren in den Kitas direkt abgegeben wurden, verlieren ihre Gültigkeit. "Es muss sich aber niemand Sorgen machen, dass er keinen Kindergartenplatz bekommt", beruhigt Kirch. "Wir haben eine Abdeckung von 98 Prozent." Allerdings müsse man dann eben mit einem beliebigen freien Platz Vorlieb nehmen und könne nicht unbedingt auf einen in der favorisierten Einrichtung rechnen.

Bisher seien etwa ein Viertel der versandten Bögen zurückgekommen, schätzt Lorenz Mehl vom Familienbüro. Diese würden erfasst und an die jeweiligen Wunsch-Kitas gesandt, die dann je nach Konzept die verschiedenen sozialen Faktoren bepunkten und eine Rankingliste erstellen, nach der dann die Platzvergabe erfolgt. Kirch: "Die Autonomie der Kindertagesstätten wird hier nicht angetastet, denn schließlich spielen auch Faktoren wie die Alters- und Geschlechterstruktur innerhalb der Gruppe eine große Rolle."

Die Vorteile des neuen Systems liegen auf der Hand: Erstens entfällt für die Eltern der Stress, sich direkt nach der Geburt um einen Kindergartenplatz kümmern zu müssen. Zweitens stapeln sich bei den Kitas künftig nicht über drei Jahre hinweg die Anmeldungen, da Mehrfachanmeldungen überflüssig sind. Drittens, so zumindest die Hoffnung seitens der Stadt, könne die Vergabe deutlich zügiger vonstatten gehen. Viertens werden soziale Aspekte wie die Berufstätigkeit der Eltern bei der Platzvergabe stärker berücksichtigt. Und fünftens bietet die zentrale Erfassung der Daten der Stadt die Möglichkeit, auf etwaige Engpässe rechtzeitig zu reagieren: "Wir können bereits Ende Februar erkennen, wenn in einer bestimmten Kita beispielsweise ein enormer Bedarf an Ganztagsplätzen besteht und möglicherweise dann dementsprechende Gruppen einrichten", so Horst Günther Kirch. Bisher habe sich dies erst Anfang August herauskristallisiert - "reagieren unmöglich".

Dennoch stehen manche Eltern der zentralen Anmeldung skeptisch gegenüber. Dies wurde auf der Stadtelternrats-Sitzung am vergangenen Donnerstag in der Kita Heidkamp deutlich: Der Andrang war enorm, die Stimmung zeitweise aufgewühlt. Denn unklar ist noch, wann die Eltern Bescheid erhalten. Gibt es in der ersten Wunsch-Kita nicht genügend Plätze, wird die Anmeldung an den zweiten Favoriten weitergereicht, schließlich an den dritten. Einen Negativ-Bescheid gibt es nicht. Wo also steckt die Anmeldung? Ist sie womöglich verloren gegangen? Wartet man bis Anfang Juni ab, oder gibt man vorher vielleicht schon einem freien Träger, also beispielsweise AWO- oder kirchlichen Kindergärten, eine Zusage? Denn diese sollen erst im kommenden Jahr in das zentrale Anmeldungs-System eingebunden werden - "wir wollten erst einmal einen Probelauf mit den städtischen Einrichtungen durchführen", erläutert Kirch.

Eine weitere Frage: Was ist mit den Kindern, die erst im Oktober oder November drei Jahre alt werden? Deren Eltern können zwar einen Monat vor dem Geburtstag im Familienbüro ihren Bedarf anmelden - ob in der Wunsch-Kita dann aber gerade ein Platz frei ist, ist mehr als fraglich. "Ungerecht", fanden manche Betroffene. Auch die Gestaltung des Fragebogens ist nicht jedermanns Sache: Die Wahl der Wunsch-Kita müsse begründet werden können (Konzept, Ausstattung der Kita). Tatsächlich liegt die Kritik der Eltern aber nur im Detail. Grundsätzlich wird das neue System akzeptiert.