Bisher war der allseits bekannte, aber eher mäßig beliebte demographische Wandel ja ein Garant für überwiegend negative Schlagzeilen.

Die Formel ist, auf ihre Essenz reduziert, denkbar simpel: Immer mehr Alte, die versorgt und bezahlt werden müssen; immer weniger Junge, die zu versorgen und bezahlen im Stande sind.

Im Zuge des doppelten Abiturjahrgangs, der in diesem Jahr auf Niedersachsen zukommt, lässt sich dem großen Moloch "demographischer Wandel" auf einmal etwas ungewohnt Positives abgewinnen.

"Alle werden gebraucht." Die Parole, die Kulturstaatssekretär Stefan Porwol zur Berufsinformationsbörse ausrief, klingt nach Licht am Ende des Tunnels. Als gäbe es gar kein Problem. Alle werden gebraucht? Läuft ja. Niemand muss sich sorgen, nach der Schule keinen Ausbildungs-, keinen Studienplatz zu ergattern. Denn für den doppelten Abiturjahrgang 2011 werden ja extra Tausende neue Plätze eingerichtet.

Inwiefern die Universitäten tatsächlich in der Lage sein werden, kurzfristig eine deutlich höhere Bewerberzahl unterzubringen, bleibt abzuwarten. Auch, wie die Unternehmen auf einmal die doppelte Anzahl an jungen Leuten aufnehmen und ausbilden sollen.

Bei genauerer Betrachtung muten die Beteuerungen der Politik, den doppelten Abiturjahrgang im Griff zu haben, bisweilen eher wie Beschwichtigungen an. Und manche Erklärung erinnert an einen Vergleich zwischen einer Birne und einem Apfel.