Existenzgründer beraten an Leuphana über richtige Strategien und Hilfen. Einen Königsweg gibt es nicht
Lüneburg. Der Lehrstuhl für Gründungsmanagement an der Leuphana hatte eingeladen, um mit Experten, Praktikern und Studenten über zentrale Fragen der unternehmerischen Existenzgründung zu sprechen. "Alles schon mal da gewesen?" lautete die Frage, die im Rahmen einer Podiumsdiskussion beantwortet werden sollte: gibt es in Deutschland noch frische, unverbrauchte Ideen, die Existenzgründern beim Start ihres Betriebes helfen können?
Eines wurde gleich zu Beginn der Diskussion auf dem Campus klar: Ein Patentrezept für erfolgreiche Neugründungen von Unternehmen gibt es nicht. Berufserfahrung kann hilfreich sein, ist aber nicht zwingend erforderlich. "Es gibt auch junge Teams, die direkt von der Uni weg ganz hervorragende Ideen umsetzen", sagte Ute Günther vom Netzwerk der Business-Angels (BAND) in Braunschweig. Bei BAND beraten erfahrene Unternehmer Neugründer und statten sie mit Risikokapital aus. Lieber früher als zu spät zu starten, riet Unternehmer Frank Burghard den Zuhörern. Der Augenoptiker und Hörgeräteakustiker hatte jahrelang mit der Idee gespielt, eine eigene Kette mit Filialen in der Region aufzubauen. "Ich habe meinen Wunsch spät umgesetzt, vor zwanzig Jahren wäre es einfacher gewesen. Wagen Sie den Schritt. Es gibt immer eine Ecke, in der eine junge Pflanze gedeihen kann", sagte er.
Die ultimative Unternehmerpersönlichkeit gibt es offenbar nicht - aber ein paar Tugenden sind schon hilfreich. "Das Lesen von Bilanzen können Sie lernen. Aber wenn sie nicht mit Menschen umgehen können, werden Sie auf Dauer auf dem Markt nicht erfolgreich sein", sagte Professor Jörg Frieling von der Universität Bremen, der dort einen Lehrstuhl für Gründungsmanagement betreut. Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein sind dringend von Nöten, wenn man als selbstständiger Unternehmer bestehen will. "Wir trainieren das mit den Studierenden in Projekten. Die Praxis hilft, solche Fähigkeiten zu erwerben", sagte Frieling.
"Arbeiten Sie im Team und holen Sie sich jemanden aus der Praxis. Lassen sie sich coachen, die Dienste bezahlter Berater werden in Förderprogrammen bezuschusst", gab Heide-Rose Manzke-Klemke, selbst Unternehmerin in Lüneburg, den Zuhörern mit auf den Weg.
Und woher kommen sie nun, die neuen Marktideen, die es Kapitalgebern und zukünftigen Kunden nahezu unmöglich machen, ein neues Unternehmen unbeachtet zu lassen? "Die Sicherheit, dass ein neues Produkt wirklich gebraucht wird, kann Ihnen niemand geben", sagte Sabine Johannsen vom Vorstand der Niedersächsischen Förderbank (NBank). Eine Idee richtig zu gewichten, kann sehr schwierig sein, aber ein paar Anhaltspunkte gibt es immerhin. "Prüfen Sie, ob die Idee am Markt technisch und finanziell umsetzbar ist. Und fragen Sie auch, wie lange ihre Idee voraussichtlich am Markt bestehen wird - es stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit. Bei den Business-Angels gibt es Risikokapital - das heißt, ihr Finanzier wird die Sache kritisch prüfen", sagte Ute Günther.
Ein ernüchterndes Fazit zog schließlich einer der Studierenden. "Man muss den Mut haben, neue Wege zu gehen. Aber diese Tugend wird heutzutage im Studium nicht mehr gefördert. Nach der Bologna-Reform ist das Studium total verschult, der Zeitdruck ist hoch. Zwischen Universitäten wird kaum noch gewechselt, kaum einer traut sich noch ins Ausland zu gehen. Die Gründermentalität fördert das nicht gerade", fasste er seine Eindrücke zusammen.