Berufsbegleitende Studiengänge der Professional School besonders bei Erziehern gefragt. E-Learning ergänzt Vorlesungen und Seminare

Lüneburg. Neben dem Job noch ein vollwertiges Studium an einer Universität absolvieren - für viele Arbeitnehmer, die mitten im Berufsleben stehen, scheint es unmöglich, das zu leisten. Die Leuphana Universität will genau das ändern und bietet mittlerweile berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge für die unterschiedlichsten Berufsgruppen an - in ihrer sogenannten "Professional School", die neben dem College der Graduate School für Bachelor- und Masterstudenten angesiedelt ist.

Rund 300 Studierende nutzen die Angebote bisher. Bei einem Informationstag am Sonnabend auf dem Campus informierte die Universität Interessierte, die hier womöglich zum April ein Studium aufnehmen möchten, über die Angebote in den beiden Bereichen "Wirtschaft und Management" und "Gesundheit und Soziales".

"Wir haben es hier mit einer besonderen Zielgruppe zu tun", sagt Heiko Franken, Geschäftsführer der Professional School. "Unsere Bewerber sind in der Regel zu 100 Prozent berufstätig. Das bedeutet, wir müssen stärker auf ihre Bedürfnisse eingehen." Und das heißt an der Professional School: Die Veranstaltungen finden überwiegend an Wochenenden statt. Neben klassischen Vorlesungen und Seminaren setzt das Konzept zudem immer mehr auf E-Learning - mithilfe einer kollaborativen Online-Plattform, mit der sich Studenten und Dozenten bequem über das Internet austauschen können. In einer elektronischen Sprechstunde können sich die Teilnehmer etwa per Chat mit ihrem Professor unterhalten oder Materialien hochladen und gemeinsam daran arbeiten.

Besonderen Wert legt die Professional School auf Inhalte, die über das Fachliche hinausgehen. "Wir wollen ja hier nicht nur Fachidioten erzeugen", sagt Franken und lacht, "sondern auch übergreifend aufs Leben vorbereiten." Das leiste die Professional School mit einer Fülle an interdisziplinären Elementen, zum Beispiel aus den Bereichen Teamführung, Moderation und Rhetorik oder Ethik. "Das ist ja auch insofern interessant, als dass wir hier ein sehr unterschiedliches Publikum haben. Da ergibt sich ein Lernvorteil für jeden, vom Piloten bis zum Sozialarbeiter", so Franken.

Das Konzept zieht: Mehr als 200 Interessenten fanden am Sonnabend den Weg zum Leuphana-Campus. Darunter auch Kathrin Zinsky (27) und Birgit Mayburg (46) aus Bad Fallingbostel, die sich für den Bachelor Soziale Arbeit in Lüneburg interessieren. Die beiden Frauen arbeiten in einer Kindertagesstätte - Kathrin Zinsky schloss dort vor drei Jahren ihre Ausbildung ab, Birgit Mayburg leitet die Einrichtung seit zwölf Jahren. Die 46-Jährige habe sich schon immer in ihrem Beruf fortgebildet. Aber: "Die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen in Niedersachsen sind nicht die optimalsten." Sie möchte beruflich einen neuen Schritt wagen, vielleicht mehr in Richtung Beratungsbranche gehen. "Deswegen ist ein Studium hier für mich interessant. Ich habe den Eindruck, dass ich hier eine gute Begleitung bekomme - und die braucht man ja bei so etwas schließlich auch."

Kathrin Zinsky hatte eigentlich schon direkt im Anschluss an ihre Ausbildung ein Studium geplant, Soziale Arbeit in Hannover sollte es damals sein. "Das war mir aber aus finanziellen Gründen nicht möglich", sagt die 27-Jährige. Jetzt hat sie die Chance, neben dem Studium weiterhin Geld zu verdienen. "Diese Kombination gefällt mir ganz gut", sagt sie.

"Die große Besonderheit bei uns ist, dass wir jetzt bestimmte Inhalte für die berufliche Erfahrung anerkennen", erklärt Wolf Paschen, der Programmleiter des Studiengangs Soziale Arbeit. Es sei eine schwere Geburt gewesen, objektive Kriterien zu finden, anhand derer sich die Anerkennung von Praxiserfahrung festmachen lässt. "Wenn man die von der Politik postulierte Vorstellung vom lebenslangen Lernen umsetzen möchte, muss man in diese Richtung gehen." Dass der Professional School dies gelungen sei, darauf sei er "auch ein bisschen stolz."

Ein berufsbegleitendes Studium an der Leuphana hat allerdings auch seinen Preis: So müssen Studenten im Bachelor Soziale Arbeit rund 7000 Euro für in der Regel sieben Semester Studium aufbringen, für einen Master in "Sozialmanagement" oder "Prävention und Gesundheitsförderung" (fünf bzw. vier Semester) sind es insgesamt gut 9000 Euro und für die MBA-Abschlüsse "Performance Management" und "Manufacturing Management" (jeweils drei Semester) werden sogar rund 15 000 Euro fällig.