Die Gellerser SPD blickt skeptisch auf die Fusionsbestrebungen mit Amelinghausen und Ilmenau

Reppenstedt. Den Sozialdemokraten in der Samtgemeinde Gellersen geht die angestrebte Fusion Gellersens mit den Samtgemeinden Amelinghausen und Ilmenau zu schnell. "Wir sind noch nicht so weit und müssen uns weitere Alternativen angucken zusammen mit den Bürgern", sagen Dr. Hinrich Bonin, Vorsitzender des Ortsvereins und Chef der SPD-Fraktion im Samtgemeinderat, sowie Uwe Nehring, Fraktionsvorsitzender im Rat Reppenstedt und Mitglied im Samtgemeinderat.

Wie berichtet, ist die Politik in den 23 Dörfern, die zu den drei Samtgemeinden gehören, aufgefordert, bis zum 31. März kommenden Jahres über eine Gemeindefusion zu entscheiden. Jeder Gemeinderat soll bis dahin für sich darüber befunden haben, ob er für oder gegen eine Fusion ist. Die kommunale Hochzeit sei ein Kunstgebilde, auferlegt von den drei Bürgermeistern Josef Röttgers (parteilos, Gellersen), Helmut Völker (parteilos, Amelinghausen) und Jürgen Stebani (SPD, Ilmenau) und hinter verschlossenen Türen diskutiert und vorbereitet, kritisieren jedoch Bonin und Nehring.

"Der Prozess wird nicht offen diskutiert, sondern es gibt schon feste Meinungen darüber, wie entschieden werden soll." Zudem sei es kein großer Wurf, aus drei Samtgemeinden eine neue Samtgemeinde zu bilden. "Wir sind skeptisch, aber nicht grundsätzlich gegen neue Zusammenschlüsse." Das Gegenteil sei der Fall, betonen sie. Bonin: "Die derzeitige Gebietsaufteilung und die Aufgabenverteilung in den öffentlichen Verwaltungen passen nicht mehr in eine moderne Gesellschaft, werden dieser nicht mehr gerecht. Aber Veränderungen müssen auf stabilen Füßen stehen."

Doch die Samtgemeinde Gellersen habe es nicht eilig. "Der Druck lastet eher auf Amelinghausen, weil es dort nur wenige Alternativen für eine Fusion mit Nachbarn gibt", sagt Bonin. Anders sei die Lage in Gellersen. "Wir haben verschiedene Optionen. Diese liegen zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit der Stadt Lüneburg und der Samtgemeinde Bardowick. Im Gegensatz zu Adendorf haben wir keine Berührungsängste mit Lüneburg", so der SPD-Ortsvereinsvorsitzende.

Mehrere Gründe sprechen nach den Worten von Uwe Nehring für die Orientierung in Richtung Bardowick oder Lüneburg. "Fusion muss heißen, dass ein Vertrag geschlossen wird zwischen Partnern auf gleicher Augenhöhe." Das sei aber mit Amelinghausen und Ilmenau nicht gegeben. "Weil die Wirtschaftskraft in dem Dreierbund nicht so ist, dass sie sich weiter entwickeln kann. Deshalb sehen wir keine Zukunft." Denn zukunftsfähige Einheiten müssten eine finanzielle Basis haben, ergänzt Bonin. "Aber mit Bardowick oder Lüneburg hingegen geht es."

Überdies zeige die Praxis, dass schon jetzt enge Verzahnungen im täglichen Leben vieler Gellerser Bürger mit dem Domflecken und der Hansestadt bestünden. "Zum Beispiel im Nahverkehr. Reppenstedt ist Teil des Lüneburger Stadtverkehrs. Außerdem nutzen viele Hamburg-Pendler aus der Samtgemeinde Gellersen den Bahnhof in Bardowick", sagt das SPD-Duo. Oder wie es Bonin zugespitzt formuliert: "Mir ist das Theater in Lüneburg wichtiger als eine Sporthalle in Soderstorf. Und die Schüler haben mehr davon, wenn die Samtgemeinde Gellersen in das Schulzentrum Oedeme Geld steckt statt in eine Mehrzweckhalle in Amelinghausen." Bardowick und Lüneburg sei den Bürgern näher als Amelinghausen und Ilmenau.

Bonin und Nehring werfen eine weitere Form der Zusammenarbeit in die Waagschale: die Einheitsgemeinde. "Vieles spricht für sie. Sie muss als Alternative zu einer Fusion in der Diskussion bleiben und darf nicht in Bauch und Bogen wie etwa von der FDP abgelehnt werden."

Der Gellerser Ortsverband der Liberalen ist nach eigenen Worten gegen die Bildung von Einheitsgemeinden. Die von den Grünen, Teilen der SPD und CDU geforderten Umwandlungen von Samtgemeinden in Einheitsgemeinden im Flächenland Niedersachsen lehne die FDP ab, solange Vorteile durch Umwandlung nicht erkennbar sind, heißt es in einer Pressemitteilung der Liberalen.

Zudem seien Umwandlungen nur durch Bürgerbefragungen möglich. "Solange keine erkennbaren Vorteile für die Bürger erkennbar sind, wird der Ortsverband weiter gegen die Einheitsgemeinde in Gellersen kämpfen", kündigt die FDP an. Eine öffentliche Bürgerstunde zu dem Thema Einheitsgemeinde ist Ende Januar in Kirchgellersen geplant.