Räumdienste sind im Dauereinsatz , Polizei rät dringend von Fahrten mit dem Auto am Festwochenende ab

Lüneburg. Weiße Weihnachten - schön und gut. Doch nicht jeder in Stadt und Landkreis Lüneburg freut sich über die prächtige Winterlandschaft. Dass es auf den Kreisstraßen einigermaßen vorangeht, dafür sorgt die Mannschaft des kreiseigenen Betriebs für Straßenbau und -unterhaltung im Embsen. Sie kämpft gegen die Schneemassen an. Betriebsleiter Robert Ruth sagt: "Wir sind seit Donnerstagmorgen vier Uhr mit 30 Mitarbeitern im Dauereinsatz. Im Schichtbetrieb geht es für jeden zwei bis drei Mal am Tag raus zum Schneeräumen."

Sieben große Räumfahrzeuge und fünf kleine machen die Wege frei. "Ganz klar, die Straßen haben Priorität", so Ruth. Deshalb stünden die Radwege an den Kreisstraßen hinten an. "Während der Ferien räumen wir sie nur tagsüber."

Trotz aller Vorhersagen sei die Lage aber nicht dramatisch. Auch rund um Amelinghausen nicht, wo deutlich mehr Schnee liegt als im übrigen Kreisgebiet. Ruth: "Die Situation ist nicht kribbelig. Es herrscht kein Chaos. Bislang ist nichts aus der Bahn gelaufen."

Einziges Sorgenkind des Betriebsleiters ist das Streusalz: "Es ist schwierig, Nachschub zu bekommen. Zwar waren unsere Lagerhallen bis vor kurzem noch knüppeldicke voll. Aber wir brauchen Nachschub, weil jetzt die Festtage und lange Wochenenden anstehen." Jedoch stehe der kreiseigene Betrieb bei den wenigen Lieferanten, die es in Europa gibt, weit hinten an. "Priorität hat der Fernreiseverkehr. Daher werden vorrangig die Autobahnmeistereien beliefert. Darunter leiden wir."

Obwohl die Situation auf den Kreisstraßen nicht dramatisch sei, rät Ruth dennoch von Fahrten mit dem Auto ab. "Besuche außerhalb des Landkreises sollten abgesagt und stattdessen sollte lieber gemütlich zu Hause gefeiert werden." Denn die Wetterlage sei nun mal gefährlich für Fahrten mit dem Auto.

Weil der Winter das Land fest im Griff hat, fordert der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ein sofortiges flächendeckendes Lkw-Fahrverbot für Niedersachsen. "Schon wieder stehen unzählige Lkw auf Fernstraßen quer, sind in Unfälle verwickelt und blockieren den Vorweihnachtsverkehr. Verkehrsminister Jörg Bode soll sofort ein Lkw-Fahrverbot auf den Straßen in Niedersachsen verhängen, um Schlimmeres zu verhindern", sagt Hans-Christian Friedrichs, stellvertretender VCD-Landesvorsitzender aus Reppenstedt, angesichts der aktuellen Wetterlage.

Erst vor wenigen Tagen hatte Nordrhein-Westfalen ein kurzfristiges Lkw-Fahrverbot verhängt, um die Lage auf den Straßen zu entspannen, so Friedrichs. "Niedersachsens Verkehrsministerium hatte dies abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass es dann keine Ananas im Supermarkt mehr geben könnte. So banal darf man an das ernste Thema nicht herangehen", sagt er. Vielmehr sei es an der Zeit, sich insgesamt über eine Verringerung der oftmals völlig unnötigen Transporte auf den Straßen Gedanken zu machen.

Ein Umdenken fordert der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB), Gerd Landsberg. Schon jetzt werde auf einigen Nebenstraßen nicht mehr gestreut. "Die Bürger werden sich wahrscheinlich daran gewöhnen müssen - wie in skandinavischen Ländern - dass man auch auf einer festgefahrenen Schneedecke fahren kann", sagte Landsberg. "Eine andere Alternative sehe ich zurzeit nicht."

Im vergangenen Winter hätten die Kommunen Zusatzkosten von geschätzt 3,5 Milliarden Euro für die Beseitigung von Schäden und den Räumdienst bezahlt. "Das droht uns, wenn das Wetter so weitergeht, auch in diesem Jahr", sagte Landsberg. Noch seien nicht einmal die alten Löcher des letzten Winters gestopft. "Man muss wissen, dass die Kommunen das größte Straßennetz haben mit etwa 450 000 Kilometern - also viel mehr als etwa die Autobahnen, die liegen etwa bei 16 000."

Eine Menge Geld wird dieser Winter auch die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr kosten. Seit Wochen befinden sich die 15 Mitarbeiter der Straßenmeisterei Lüneburg im Dauereinsatz. Mit vier eigenen Unimogs räumen sie 233 Kilometer Land- und Bundesstraßen im Kreisgebiet. Eine beauftragte Fremdfirma unterstützt das Lüneburger Team mit weiteren vier Fahrzeugen und Fahrern. "Wir tun unser Möglichstes", sagt Dirk Möller, Leiter des Geschäftsbereich Lüneburg.

Obwohl auf Bundes- und Landstraßen zwischen 22 Uhr und 6 Uhr keine Räumpflicht besteht, rollen mit Beginn des Wintereinbruchs die ersten Schneeräumer bereits morgens um zwei Uhr vom Hof in der Artlenburger Landstraße. "Mit täglich vier Umläufen halten wir das Straßennetz frei", so Möller. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird ein Mitarbeiter zur Räumung der Radwege im Nahbereich der Stadt losgeschickt. Mehr sei nicht zu schaffen, denn es gelte Lenk- und Ruhezeiten sowie arbeitsrechtliche Vorgaben einzuhalten. Überstunden werden nach dem Winter abgebummelt oder ausbezahlt.

Die Arbeit der Räumdienste scheint ausreichend, da trotz der winterlichen Verhältnisse sich die Anzahl der Autounfälle in Grenzen hält. "Die meisten Fahrer passen ihren Fahrstil der Wetterlage an", sagt Polizei-Sprecherin Nicole Winterbur. Unfallschwerpunkte seinen die Autobahnen. Sie warnt vor riskanten Überholmanövern und rät, das Auto stehen zu lassen.