Manchmal ist es unerfreulich, Politiker zu sein. Wenn die besagte Spezies wieder gewählt werden will, muss sie Tatkraft zeigen.

Doch wie, wenn in der Kasse permanent Ebbe herrscht und der Schuldenstand des Gemeinwesen bereits astronomische Höhen erklommen hat.

Nun haben aber - Gott sei Dank - unsere Kommunalpolitiker einen Ausweg gefunden: Rentierliche Schulden heißt das Zauberwort, mit dem man nun hausieren geht. "Rentierliche Schulden" sind nämlich eigentlich gar keine. Zwar haben die Zahlen auf dem Papier wie alle anderen Schulden auch die Farbe "Rot", weil auf Pump gebaut, modernisiert und eingekauft wird. Für Kredite muss man nun mal Zinsen zahlen. Aber tatsächlich macht das gar nichts, weil die späteren Ersparnisse oder Erträge der auf Pump getätigten Investition viel höher sein werden als die Ausgaben heute.

Auf diese Weise wird aus Stadtteilhäusern, Bildungszentren (zu Deutsch: Schulen) und, ja, auch aus der Sozialcard Großartiges: Rentierliche Schulden nämlich. Es entstehen neue Sachwerte. Die Frage ist nur, ob sie sich im Ernstfall auch zu einem anständigen Preis am Markt versilbern lassen.

So entstehen neue, ideelle Werte, wie zum Beispiel gut ausgebildete Arbeitskräfte, die sich allerdings womöglich ganz böse über den Schuldenberg ärgern werden, den ihre Altvorderen hinterlassen haben. Und es entsteht vor allem eins: Ein vorerst zufriedener Wähler, der sieht, das in seiner Kommune was geschieht. Wenn auch nur auf Pump, siehe oben.

Im Prinzip kann also - sofern der Kommunalaufsicht nicht irgendwann der Geduldsfaden reißt und die Behörde einschreitet - fast alles weitergehen wie bisher. Der Politiker zeigt Tatkraft, der Steuerzahler müht sich mit den Folgen - das alles funktioniert bestimmt noch eine ganze Weile so.