Das Klinikum reagiert auf den demografischen Wandel und richtet Fokus auf Patienten über 70 . Großes Team von Spezialisten arbeitet Hand in Hand

Lüneburg. Seit einem halben Jahr gibt es im Städtischen Klinikum die Geriatrische Abteilung, die sich vor allem um alte und mehrfach erkrankte Patienten kümmert. Die meisten von ihnen waren bis zur ihrer Einlieferung ins Krankenhaus mobil und selbstständig; auch wenn sie das eine oder andere gesundheitliche Problem plagte oder ihnen der natürlich körperliche Verschleiß zu schaffen machte. Tritt jedoch eine akute Krankheit auf - eine Lungenentzündung, ein Herzleiden, Schlaganfall oder Knochenbruch - dann ist die Eigenständigkeit dahin.

"Sie ist die die einzige Abteilung ihrer Art im Raum Lüneburg", sagt Prof. Torsten Kucharzik, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innerer Medizin und Gastroenterologie, zu der die neue geriatrische Abteilung gehört. Die Abteilung ist eine Reaktion auf den demografischen Wandel, geprägt vom zunehmenden Anteil älterer Menschen. Der Vorlauf für die Einrichtung der Geriatrie, Planung und Umbau der Abteilung sowie intensive Verhandlungen mit der Krankenkasse, dauerte ein halbes Jahr.

"Neben der Diagnostik und Therapie der Erkrankung steht für die Betroffenen ab dem ersten Tag aktivierende Pflege auf dem Programm, damit den betagten Patienten die Pflegebedürftigkeit erspart bleibt und sie in ihre gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren können", sagte Chefarzt Kucharzik im Rahmen einer Präsentation der neuen Abteilung.

Dass der mindestens 14-tägige Aufenthalt in der Klinik ein Erfolg ist, bestätigt Dr. Anja Bruns. "Seit April hatten wir 100 Patienten in der Abteilung. Profitiert von der speziellen Behandlung haben über 80." Bruns leitet in ihrer Funktion als Oberärztin die mit sieben Zimmern übersichtliche Abteilung im Erdgeschoss des Klinikums. Auf den ersten Blick unterscheidet sich diese von anderen Abteilungen des Klinikums durch sehr großzügig geschnittene Krankenzimmer. Hier gestaltet sich der Weg aus dem Bett zum Schrank oder ins Bad nicht zum Hindernislauf. Auch lassen sich in den Räumlichkeiten Bewegungstherapien durchführen.

Welcher ältere Patient sich nach der Einlieferung oder Überweisung in einem Bett der Geriatrie wieder findet, entscheidet sich meist in der Notaufnahme. Antje Bruns hat eine spezielle Screening-Methode entwickelt, anhand derer die ärztlichen Kollegen mehrfach erkrankte alte Menschen besser analysieren können, auch wenn im Vordergrund Akuterkrankungen wie Lungenentzündung, Herzleiden oder Schlaganfall stehen. "Überprüft und registriert werden beispielsweise Basisfunktionen wie das Hören und Sehen, Bein-, Arm- und kognitive Funktionen oder auch eine vorhandene Inkontinenz."

"Der Alltag in der geriatrischen Abteilung unterscheidet sich von anderen", sagt die Fachärztin für Innere Medizin. Während der Aufenthalt anderer Patienten im Klinikum knapp und kurz gehalten wird, stehen die Patienten in der Geriatrie vom ersten Tag an im Mittelpunkt. Sie werden gehegt und gepflegt von einem Team, das sich zusammensetzt aus einem Oberarzt der Klinik für Neurologie, Ärzten aus verschiedenen Bereichen des Klinikums, dem Pflegeteam, Krankengymnasten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, dem Sozialdienst, einem Logopäden, einer Ernährungsberaterin und Mitarbeitern aus der Medizinischen Dokumentation.

"In wöchentlichen Sitzungen werden die Behandlungsziele und -erfolge für jeden einzelnen Patienten ausführlich besprochen", sagt Bruns, die wie auch Prof. Kucharzik Facharzt für Geriatrie ist. Mit ihrer Behandlung versuchen Geriater, alten Menschen, die von Alterskrankheiten oder Alterssyndromen betroffen sind, das Leben zu erleichtern und zu verbessern.

Die Geriatrie ist keine Abteilung, um sich auszuruhen. "Gefordert werden die Patienten, vor allem von den Therapeuten", sagt Bruns. Dabei spielt die Physiotherapeutin Karin Lindemann eine wesentliche Rolle: "Wir alle sind für die Patienten da und wollen ihnen wirklich helfen. Und obwohl viele mutlos zu uns kommen, werden die Behandlungsziele oftmals übererfüllt." Denn wichtiger noch als die hervorragende Ausstattung der Therapieräume sei die Behandlung durch das Personal. Mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Therapeuten begleiten einen Patienten.