30 aktive und 17 Fördermitglieder tragen den Verein. Obwohl die Konjunktur wieder anzieht, sind viele Menschen auf die Tafel angewiesen.

Lüneburg. Vom wirtschaftlichen Aufschwung war in den Medien oft die Rede in den letzten Wochen, davon, dass Deutschland die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise gut weggesteckt habe. Doch im Alltag der Lüneburger Tafel e.V., bei der sich 30 Helfer um die Verteilung gespendeter Nahrungsmittel und Hygieneartikel an Bedürftige kümmern, ist von alle dem in dieser Vorweihnachtszeit nicht allzu viel zu spüren.

"Die Zahl unserer Kunden ist stabil geblieben", sagt Marina Kroll, die in dem Verein ehrenamtlich seit 1995 tätig ist. "Es ist eher so, dass in der letzten Zeit schon vorbeugend einige unserer Ausgabeausweise beantragt worden sind, um bei möglichen Notsituationen vorbereitet zu sein", sagt sie.

Auch Jürgen Luxemburger von der Lüneburger Tafel e.V. hat keine großen Veränderungen im Bedarf seiner Kunden festgestellt. "Es kommt vor, dass sich jemand abmeldet, weil er einen Job gefunden hat, das freut uns. Aber einen Boom in dieser Richtung haben wir nicht zu verzeichnen", sagt Luxemburger, der ebenfalls ehrenamtlich die Geschicke des Vereins lenkt.

Eine 600-Euro-Kraft, bezahlt aus Spenden, ist im Verein tätig, 30 aktive Mitglieder und 17 Fördermitglieder bilden den Kern der Einrichtung, die aus einem studentischen Projekt an der Leuphana hervorgegangen ist. Gemeinsam sammeln die Aktiven Lebensmittelspenden ein und verteilen sie an diejenigen Menschen in Lüneburg, die diese Unterstützung brauchen, um über die Runden zu kommen.

Bis zu zehn Tonnen Nahrung werden auf diese Weise pro Monat in den Räumen der Tafel zusammengetragen. "Eine Vielzahl von Einzelhändlern und Supermärkten, Bäckereien und die Wochenmarktbeschicker, sogar Filialisten aus der Innenstadt denken regelmäßig an uns", sagt Jürgen Luxemburger. Mit der Spendenbereitschaft in der Region ist er zufrieden: Gerade hat die Supermarktkette Rewe eine neue Spendenaktion zugunsten der Tafeln in Deutschland aufgelegt.

Die Kunden der Tafel kommen aus allen Bevölkerungsschichten: Alleinerziehende und Rentner, Familien, in denen Arbeitslosigkeit oder Krankheit das eigene Einkommen dezimieren. "Ob jemand bei uns Ware beziehen kann, entscheidet sich nach dem Einkommen. Das wird geprüft, sobald ein Antrag auf den Ausgabeausweis bei uns gestellt worden ist", sagt Marina Kroll.

Rund 2000 Tafelausweise für Einzelpersonen und Familien wurden bisher insgesamt ausgegeben: Das Hartz-IV-Niveau entscheidet in der Regel über die Berechtigung zum Warenbezug. "Aber natürlich berücksichtigen wir auch andere Faktoren wie die Rentenhöhe bei älteren Menschen", sagt Martina Kroll. An vier Nachmittagen pro Woche hat die Ausgabestelle für ihre Kunden geöffnet

Am Tag unseres Besuchs sind es ausschließlich Frauen, die mit Körben und Rollwagen in die Räume der Tafel in der Straße Im tiefen Tal kommen.

"Es herrscht eine andere Atmosphäre, wenn die Frauen unter sich sind. Da wird auch mal geklönt, da wird über die Kinder gesprochen und es werden Rezepte ausgetauscht. Diese sozialen Kontakte sind wichtig, die möchten wir natürlich fördern", sagt Marina Kroll. Es herrscht ein lebhaftes Kommen und Gehen in der Warenausgabe: Für einen symbolischen Euro können die Kunden ihren Bedarf an Obst, Gemüse und verpackten Lebensmitteln decken, spontan kommen auch gespendete Sonderposten dazu.

In der Woche vor dem Fest wird der weihnachtliche Gabentisch aufgebaut: Er besteht aus Waren, die teilweise über das ganze Jahr hinweg gesammelt wurden. Da liegen dann auch Dinge, die es nicht alle Tage bei der Tafel gibt. "Federtaschen zum Beispiel oder nicht alltägliche Gebrauchsgegenstände heben wir für große Ereignisse wie Weihnachten und Ostern auf", sagt Marina Kroll.

Gemeinsam mit Jürgen Luxemburger tut sie ihre Arbeit gern, auch wenn die oft viel Energie erfordert. "In Kleinstädten vom Zuschnitt Lüneburgs ist es noch etwas leichter. Man kennt einander, wir haben Kontakte, die wir nutzen können", sagt Kroll. Ein Team zu haben, auf das sie sich verlassen kann, ist für sie das Wichtigste - jede Woche wieder.