Autorin Franziska Pohlmann plant innovatives Theater in einem Hochseilgarten - “Haute Culture“ im besten Wortsinn

Scharnebeck. Staunend stehen die Zuschauer am Boden und schauen nach oben in die Wipfel. Gerade hat die Dämmerung eingesetzt, es ist sommerlich warm. Dramatische Musik dringt durch die Bäume im Klettergarten in Scharnebeck, während Tarzan über die Köpfe der Zuschauer rast.

Noch ist es eine Vision, die Franziska Pohlmann vorschwebt. Aber wer die erst 25 Jahre alte Theatermacherin und Musicalschreiberin von der Leuphana Universität kennt, der traut ihr ohne weiteres zu, dass diese Vorstellung im kommenden Sommer schon Realität sein kann. Mehrere Musicals und Theaterstücke hat die eben graduierte Studentin der Kulturwissenschaften selbst geschrieben, konzipiert und mit Kommilitonen und anderen Laiendarstellern auf die Bühne gebracht.

Vor mehr als zwei Jahren gründete Pohlmann für ihre Produktionen den Kulturverein "Haute Culture". Jetzt plant sie zusammen mit ihrer Kollegin Philine Busch etwas bisher so wohl noch nicht Dagewesenes: ein Musical im Hochseilgarten.

"Ich stelle mir das sehr atmosphärisch vor", beschreibt Franziska Pohlmann ihre Idee vom Musiktheater im Kletterwald: "Gerade in der Dämmerung kann man draußen ganz tolle Lichtstimmungen erzeugen, die die Zuschauer mitten in das Stück hineinziehen." Regelrechte Stunts der Schauspieler, die dabei natürlich die ganze Zeit gesichert bleiben, sollen die Aufführungen zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. "Ich denke da zum Beispiel an Sprünge von Baum zu Baum vor oder an einen Salto in luftiger Höh'."

Die "Bühne" steht schon fest: Franziska Pohlmann hat den Hochseilgarten in Scharnebeck als Partner ausfindig gemacht. Der ist erst seit März dieses Jahres in Betrieb und erhofft sich von der Aktion Publicity und einen Beitrag zur Positionierung und Abgrenzung von anderen Klettergärten. "Wir suchen natürlich immer nach etwas, was uns langfristig von den anderen abhebt", sagt Inhaberin Liane Schmidt. "Und außergewöhnliche Dinge finde ich sowieso immer gut." Die Verbindung mit Kunst und Natur ist es, die die 45-Jährige an der Idee besonders reizt.

Ein erstes Gespräch mit dem Ordnungsamt gab es auch schon. "Die haben aber keine Bedenken, weil das im Prinzip nichts anderes wäre als unser normal laufender Betrieb", sagt Liane Schmidt. Menschen in den Bäumen, Menschen auf den Wegen darunter - das sei schließlich immer so. "Dumm ist es natürlich, wenn es regnet", so Schmidt. "Da kann man dann aber nichts machen."

Das Risiko mit dem Regen bereitet auch Franziska Pohlmann bislang am meisten Kopfzerbrechen. Auch für die zeitlichen Abläufe gibt es noch kein festes Konzept. "Das Problem ist, dass ja tagsüber der laufende Betrieb im Kletterwald stattfindet", sagt Franziska Pohlmann. "Die Betreiber hätten dann Verlust, wenn wir nachmittags schon die Technik und das Bühnenbild aufbauen und einen Teil sperren müssten." Und wenn es dann abends noch regne und alles abgeblasen werden müsse, verlören letztlich alle.

"Jetzt müssen wir Akteure finden, die nicht nur darstellerisch und gesanglich bewandert sind, sondern auch sportlich etwas auf dem Kasten haben", sagt die Musical-Autorin. Und dann muss noch ein passendes Stück her.

"Wir hatten zunächst an 'Ronja Räubertochter' gedacht. Da gibt es im Film diesen berühmten Sprung über die Schlucht." Allerdings könne kaum mit vielen Kindern gerechnet werden, wenn die Vorstellungen für die späte Abenddämmerung geplant würde. Franziska Pohlmann: "Deswegen entscheiden wir uns vielleicht auch für ein Stück, dass eher Erwachsene anspricht, wie Tarzan oder das Dschungelbuch."

Kommt das Musical im Hochseilgarten im Sommer 2011 tatsächlich, darf sich Lüneburg über eine echte Theaterneuheit freuen - "Haute Culture" im besten Wortsinn..