Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, die Qualität von Pflegeeinrichtungen zu überprüfen.

Im Gegenteil, es ist wichtig, schwerwiegende Mängel rechtzeitig aufzudecken. Doch es ist zweifelhaft, ob das mit den derzeit geltenden Standardkriterien gelingt. Denn es wird allenfalls die Qualität der Akten überprüft. Wird die Dokumentation nicht genau geführt, hagelt es Punktabzüge.

Die eigentliche Arbeit des Pflegepersonals wird nicht unter die Lupe genommen. Wie gehen die Mitarbeiter mit den ihnen anvertrauen Menschen um? Lassen sie ihnen die Fürsorge angedeihen, die notwendig ist, damit sie sich wohlfühlen?

So paradox es klingt, wer sich kümmert, seinen Pflegeberuf so ausführt, wie es richtig und notwendig ist, wird im Grunde bestraft. Denn die Krankenkassen zahlen nur eine festgelegte Zeit pro Patient. Handauflegen oder beruhigendes Sprechen mit ängstlichen Senioren sind in der Pflegeplanung nicht einkalkuliert. Viele Pfleger nehmen sich die Zeit dafür außerhalb der regulären Arbeitszeit, die anstrengend ist und vom Dokumentationszwang obendrein beschnitten wird.

Die Folge sind psychische und physische Erschöpfung beim Pflegepersonal. Sie drückt sich in steigenden Fehlzeiten, hoher Fluktuation, zahlreichen Berufsausstiegen und einer Frühverrentungsquote aus, die deutlich über dem Durchschnitt anderer Berufe in Deutschland liegt.

Die europäische Next-Studie der Universität Wuppertal zur Arbeit im Pflegebereich hat ermittelt, dass Pflegeberufe zu den potenziellen "Aussteigerberufen" zählen. Jeder fünfte Beschäftigte denkt über einen vorzeitigen Berufsaustritt nach. Beide Seiten - Patienten wie Pflegepersonal - rufen um Hilfe. Nur eine Antwort bekommen sie leider nicht.