Erster Lüneburger Solartag im Industriegebiet Goseburg

Lüneburg. "Ich wollte nur mal sehen, was die Konkurrenz so macht", erklärt Wolfgang Kuhn. Gemeinsam mit seiner Frau Regine Schienbein betreibt er die Innosenso KG. Diese Unternehmensberatung aus Bleckede bringt Investoren mit Immobilienbesitzern zusammen, die ihre Dächer für die Stromerzeugung aus Sonnenkraft zur Verfügung stellen wollen. "Mit den Einnahmen aus der Verpachtung seines mehr als 200 Quadratmeter großen Scheunendachs kann ein befreundeter Landwirt in Alt Garge das Betriebsgebäude jetzt renovieren lassen", nennt Kuhn ein Positivbeispiel.

Neben Bauernhöfen in der Region sieht Kuhn auch bei Einfamilienhäusern Chancen, Dachflächen in Südlage für die Photovoltaik zu nutzen. Das scheitere bislang aber in vielen Fällen an der fehlenden Bekanntheit des Geschäftsmodells. "Innovationsmanagerin" Schienbein: "Es gibt genügend Investoren aber zu wenige angebotene Dächer." Daher nutzten die beiden Bleckeder die Gelegenheit, beim ersten Lüneburger Solartag auch mit interessierten Eigenheimbesitzern ins Gespräch zu kommen. "Wir haben viele interessante Kontakte geknüpft", sagt Kuhn, der bei dem Kleinunternehmen den Vertrieb übernimmt.

"Wir wollten kein reines Expertentreffen veranstalten, sondern einen Familientag", erklärt Organisator Volker Brückner. Neben Solarpanels und LED-Lampen, Computerpräsentationen und Infobroschüren gab es daher auch Kaffee und Kuchen, Schnittchen und Gulaschsuppe. Für Musik in den Verkaufsräumen von Holz-Herbst im Industriegebiet Goseburg sorgte die Band "The Salty Blue Notes". Kinder konnten thematisch passend mit Holzspielzeug spielen oder im Außenbereich mit der Solarbahn Else fahren. Publikumsmagneten waren aber zwei Hebebühnen, mit denen die Besucher bis zu 30 Meter hoch in die Luft gingen.

Aus der Vogelperspektive gab es neben dem Lüneburger Stadtpanorama auch das neueste Projekt des Baustoffhändlers zu sehen. Carsten Herbst ließ die gen Süden zeigenden Teile der Satteldächer von zwei Lagerhallen großflächig mit Solarzellen bestücken. Auf den jeweils etwa 80 mal 20 Meter großen Flügeln werden 512 Kilowatt Strom erzeugt. Am Sonnabend wurde die neue Anlage offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Umgesetzt wurde die Idee in den vorigen Monaten von Christoph Eusterbrok, Geschäftsführer der Bioenergy GmbH im Lüneburger Innovationszentrum e.novum.

Seine neueste Geschäftsidee stellte Eusterbrock bei der Messe mit mehr als 20 Ausstellern rund um das Thema Erneuerbare Energien vor. Er will eine Genossenschaft gründen, an der sich Privatpersonen bereits mit einer Einlage von 500 Euro beteiligen können. Unternehmenszweck ist es, gemeinsam saubere Energie zu erzeugen und ins öffentliche Netz einzuspeisen. Die dafür staatlich garantierte Vergütung lässt die Betreiber auf einen Gewinn hoffen, der an die sogenannten Zukunftsgenossen ausgeschüttet werde.

Bei einer städtischen GmbH als Rechtsform, käme der finanzielle Überschuss dem kommunalen Haushalt zugute. Eine solche Bürgersolaranlage hatte Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge Anfang September bei der Inbetriebnahme einer Solaranlage auf dem Dach des Kinder- und Jugendtheaters vorgestellt. Wie berichtet, hat der Stadtrat drei Wochen später die Gründung der neuen Gesellschaft Lüneburg Solar beraten. Die Verwaltung erhielt einen Prüfauftrag.

Nicht nur in der Rechtsform und der Gewinnverwendung soll sich Eusterbrocks Modell von Mädges Vorschlag unterscheiden. "Wir wollen das komplette Spektrum der Erneuerbaren abdecken." Neben Photovoltaik will er auch in Windkraft, Biogas und Erdwärme investieren. Um Betriebe und Arbeitsplätze in der Region zu stärken, will er mit den Initiatoren der lokalen Währung Lunar zusammenarbeiten. Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, kann sich im Internet unter www.zukunftsgenossen.de informieren und Kontakt aufnehmen.