Es gibt schon Proteste aus Lüneburg und Harburg. Die Nachbarn befürchten, bei der besseren Vermarktung der Region nicht dabei zu sein.

Lüneburg. Der Landreis Soltau-Fallingbostel erfindet sich neu und strebt eine Umbenennung in Heidekreis an. Vor 33 Jahren wurden die Kreise Soltau und Fallingbostel im Rahmen der niedersächsischen Gebiets- und Verwaltungsreform zusammengeführt. Nicht, dass die Partner unglücklich miteinander wären. Was ihnen nicht passt, ist der durch die Reform festgelegte Name.

Bereits im April hatte sich der Kreistag mehrheitlich für die Umbenennung ausgesprochen. Der entsprechende Antrag liegt dem Innenministerium in Hannover vor und ist selbst für erfahrene Ministerialbeamte Neuland.

"Für einen Landkreis ist das ein außergewöhnlicher Vorgang", sagt Ingo Marek, Leiter der Kommunalaufsicht im Innenministerium.

Er bestätigt, dass es seit der Gebietsreform die erste Namensänderung eines Landkreises in der Landesgeschichte werden könnte. Zur Frage des Verfahrens erläutert Marek, das Innenministerium habe Stellungnahmen der dem Landkreis Soltau-Fallingbostel angehörigen Gemeinden ebenso wie aus den benachbarten Landkreisen eingeholt, darunter Lüneburg, Harburg, Celle und Uelzen.

"Nicht alle sind positiv ausgefallen", bestätigt der Beamte. Wenig begeistert von der Idee der Schaffung eines Heidekreises zeigen sich vor allem Lüneburg und Harburg. Nach entsprechender Erörterung im Kreisausschuss hat der Landkreis Lüneburg beim Ministerium Bedenken gegen die beabsichtigte Umbenennung angemeldet. "Potenzielle Besucher der Lüneburger Heide könnten den Eindruck gewinnen, der geografische Schwerpunkt sei mit dem neuen Heidekreis identisch. Das trifft nicht zu", sagt Landkreis-Sprecher Harald Fichtner.

Das Gebiet der Lüneburger Heide erstreckt sich über die Landkreise Celle, Gifhorn, Soltau-Fallingbostel, Uelzen, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und die Südostteile der Landkreise Rotenburg und Harburg.

Franz-Josef Kamp, SPD-Fraktionsvorsitzender im Lüneburger Kreistag, findet klare Worte: "Das ist ein bisschen Klau. Schließlich soll eine gesamte Region dafür stehen und nicht ein einzelner Landkreis." Ebenfall Bedenken gegen die Umbenennung äußert der Landkreis Harburg. Für ihn spricht Georg Krümpelmann, Leiter der Pressestelle: "Das Ministerium sagt, vom Namen eines Landkreises soll eine Individualisierung und Zuordnungsfunktion ausgehen. Mit dem Heidekreis wird das in Deutschland schwierig, denn die Heide blüht vielerorts."

Überdies hielten die Bürgermeister des Landkreises die Hervorhebung eines Kreises als Heidekreis für unangebracht und befürchteten Nachteile im Tourismus. Letztlich monieren Lüneburg und Harburg die Vermarktung des Namens zu ihrem Nachteil.

Die Stellungnahmen der Anrainer werden die Entscheidung des Ministeriums beeinflussen. Obwohl der Name Heidekreis bereits intern als auch in der Öffentlichkeit als griffiges Synonym für den Landkreis Soltau-Fallingbostel verwendet wird. Landrat Manfred Ostermann weist darauf hin, dass viele Organisationen im Landkreis diesen Begriff in ihrem Namen tragen: "Zum Beispiel die Volkshochschule Heidekreis, Abfallwirtschaft Heidekreis, Heidekreis-Klinikum oder die Naturschutzstiftung Heidekreis. Über ein Viertel der gesamten Heidfläche Niedersachsens liegt im Landkreis Soltau Fallingbostel."

Ingo Marek gibt zu Bedenken, dass die Umbenennung nicht selbstverständlich sei und zitiert Paragraf 13 der Niedersächsischen Gemeindeordnung (NGO), der auch für Landkreise gilt. "Die Gemeinden führen ihren bisherigen Namen. Das für Inneres zuständige Ministerium kann den Gemeindenamen auf Antrag der Gemeinde ändern." Kann heiße nicht muss, bemerkt der Beamte und spricht die entstehenden Kosten für die Erneuerung von Ortsschildern, Siegeln oder Software an. "Für diese Änderungen kalkulieren wir mit 50 000 Euro", sagt Andreas Pütz, Sprecher Landkreises Soltau-Fallingbostel.

Er weiß um die Bedenken der Nachbarkreise "Der Name Heidekreis ist so integriert und dauerhaft genutzt, dass wir hoffnungsvoll und frohen Mutes die Entscheidung des Ministeriums erwarten." Damit ist nach Aussage des Leiters der Kommunalaufsicht im Ministerium in Kürze zu rechnen.