Am Sonnabend probten Atomkraft-Gegner in der City. Resolution an Umweltminister Röttgen verlesen. Menschenkette für 24. April geplant.

Lüneburg. Vom Sande quer durch die Bäckerstraße bis hin zum Marktplatz reihten sich die Menschen dicht an dicht. Die Partner des Lüneburger Aktionsbündnisses Menschenkette gegen Atom (LAMA) probten am vergangenen Sonnabend für den 24. April. Dann wollen Aktivisten aus der ganzen Republik mit einer 120 Kilometer langen Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken (AKW) Krümmel und Brunsbüttel ein Zeichen setzen gegen die Atompolitik der Bundesregierung (Rundschau berichtete).

Dafür sei es allerhöchste Zeit, sagte Renate Backhaus von der Aktionsgruppe Otto, die sich federführend an der Organisation des Projektes Menschenkette in Lüneburg beteiligt: "Es ist fünf vor zwölf. Wir stehen am energiepolitischen Scheideweg: Wird weiter auf Dinosaurierenergien gesetzt oder auf Erneuerbare Energien umgestiegen?"

Hunderte gelbe Fahnen mit dem Slogan aus den 80er Jahren „Atomkraft? Nein Danke“ wehten über der Menschenmenge, die vom Hauptbahnhof über den Bahnhof Friedrichstraße zum Brandenburger Tor zog. Ein großes Transparent am Spreeufer verkündete: „Es geht wieder los!“. Mehrere Demonstranten schleppten außerdem ein rund zwei Meter hohes aufblasbares gelbes Kraftwerk mit sich. Auf anderen Plakaten standen Sprüche wie: „Kerngesund? Wir sind nicht blind!“, „Atomkraft ins Technikmuseum“ oder „Den Atomkonzernen den Stecker rausziehen“.

Die Lüneburger Bündnispartner fordern den sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie, setzen sich gegen die von der CDU/FDP-Regierung geplanten Laufzeitverlängerungen ein. Ihre Ziele unterstreicht die Gruppe in einer Resolution, adressiert an Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Backhaus verlas die Forderungen auf dem Platz am Sande: "Wir wollen raus aus einer Technologie, die ein verheerendes Unfallrisiko birgt, den Ausbau erneuerbarer Energien blockiert und tausenden Generationen tödlichen Atommüll aufbürdet."

Um eine Umkehr in der Politik zu erwirken, ruft LAMA die Lüneburger auf, sich an der Menschenkette am 24. April zu beteiligen. Nach eigenen Angaben ist die Gruppe das größte Bündnis gegen Atomenergie, das sich je in Lüneburg zusammengefunden hat. Aktuell 23 Partner aus Politik, Naturschutz, christlichen Gemeinden, Gewerkschaften und Jugendinitiativen engagieren sich in dem Netzwerk. Die Probe-Menschenkette hatte Andreas Meihsies, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat, angemeldet. Er sagte: "Wir wollen ein Zeichen setzen. Auch gegen ein Atommüllendlager in Gorleben." Die Katastrophe von Tschernobyl habe er nicht vergessen - jetzt sei es wichtig die Massen zu mobilisieren, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.

Offenbar scheint das gut zu gelingen. Denn zwei der Busse mit jeweils 60 Plätzen, mit denen die Aktivisten in zwei Wochen nach Krümmel reisen wollen, sind bereits voll. Für die Organisation der Mitfahrgelegenheit verantwortlich ist Lennard Aldag, Regionssekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Lüneburg (DGB). "Wir prüfen gerade, ob wir einen dritten Bus einsetzen. Die Nachfrage ist groß", sagte der Gewerkschafter. Doch die Anreise mit dem Bus ist nicht die einzige Möglichkeit, zum Aktionstreffpunkt zu gelangen. Der Regionalverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) organisiert gemeinsam mit dem Jugendumweltnetzwerk Janun e.V. zwei Fahrradtouren, außerdem stellt ein Landwirt auf seinem Grundstück eine Fläche für Parkplätze zur Verfügung. Eine Übersicht über alle Optionen bietet der Kasten unten. Weitere Informationen über die Menschenkette gibt es im Internet.

www.anti-atom-kette.de

www.boell-haus-lueneburg.de