Dass etwas geschehen muss mit den Hartz-IV-Regelsätzen, hat das Bundesverfassungsgericht die Ministerien in Berlin bereits zu Beginn des Jahres wissen lassen.

Dass die Bundessozialministerin das Thema jetzt anpackt und mit Vergünstigungen für Kinder beginnen möchte, ist nicht zu tadeln.

Und doch noch scheint das, was man in Berliner Ministerialbüros an Ideen bebrütet, reichlich unausgegoren: Eine Chipcard nach dem Motto "Eine für alle" - das hat den gleichen Charme wie die berühmte Einheitsgröße bei Billigsocken aus dem Kaufhaus: Die passen auch niemanden.

So unterschiedlich wie die Menschen, die mit Hartz-IV leben (müssen), sind auch die Bedürfnisse und Lebenswelten ihrer Kinder. Ihnen - und ihren Eltern - einheitlich verordnen zu wollen, was ihnen guttut, wirkt in der Tat bevormundend. Wenn dann noch Probleme mit dem Datenschutz zu befürchten sind, fragt man sich erst recht, warum es unbedingt eine Lösung aus einem Guss sein muss - zumal es die Kommunen sein werden, die das neue Chipkartengewirr zu entwirren haben.

Sie aber beklagen bereits einen Anstieg der Sozialausgaben, der kaum noch zu schultern ist. Eben hat der Bund sich aus der Finanzierung der Unterkunftskosten bei Hartz-IV weiter zurückgezogen. Jetzt kommen neue Regelungen, an denen womöglich private Anbieter verdienen, an denen die Kommunen aber wieder finanziell schwer zu tragen haben werden. Warum nicht lieber flexible, wenn auch kleinräumige Lösungen ermöglichen, die zum jeweiligen Bedarf passen?

Während die Kommunen Vorschläge für "ihre" Sozialcard in einem demokratischen Verfahren erarbeiten, könnte man in Berlin ein anderes heißes Eisen anpacken: Eine Gemeindefinanzreform wird gebraucht, und zwar dringend.