Verein will alte Apfelsorten erhalten. Geplant ist die Gründung einer Genossenschaft

Lüneburg. Elstar, Granny Smith und Golden Delicious sind Apfelsorten, die wohl jeder kennt. Wie aber steht es mit Renette oder Horneburger Pfannkuchen? Diese und andere alte Apfelarten zu erhalten, hat sich der neu gegründete Verein "Lüneburger Streuobstwiesen" auf die Fahnen geschrieben.

Ziel sei darüber hinaus, einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten, sagt Vorstands-Mitglied Ulrich Hellfritz: "Streuobstwiesen dienen dem Erhalt der Artenvielfalt. Nicht nur in Bezug auf Äpfel, schließlich leben auch unzählige Tiere und Pflanzen auf diesen Biotopen." Eine naturbelassene Streuobstwiese habe oft eine "Kettenreaktion in Sachen Biodiversität" zur Folge, so Hellfritz.

Wichtig sei dieser Aspekt vor dem Hintergrund der zunehmend monokulturellen Bewirtschaftung auf den heimischen Feldern. "Viele Landwirte betreiben Biogasanlagen und bauen deshalb mehr und mehr Mais an", sagt Hellfritz. Das wiederum führe zu einem sprunghaften Anstieg der Wildschweinpopulation - zu Lasten vieler anderer Arten. "Diese Monokulturen bringen das natürliche Gleichgewicht durcheinander", ist Hellfritz überzeugt. Die Zusammenhänge von Artenvielfalt und Naturschutz wollen die Streuobstwiesen-Betreiber auch dem Nachwuchs näher bringen. Die Wiesen sollen Schülern als Lern- und Lehrfeld dienen. Laut Hellfritz ist eine Zusammenarbeit mit dem Umweltbildungszentrum "Schubz" geplant.

14 Gründungsmitglieder und mehr als 50 Interessenten zähle der Verein bis heute. Mit dabei sind unter anderem der Niedersächsische Landesverband des Bunds für Umwelt und Naturschutz, die Bäuerliche Gesellschaft Norddeutschland (Demeter) und die Firma Voelkel Naturkostsäfte aus Prevendorf im Wendland. Die zuständige Projektmanagerin Kristin Wiegmann sagt: "Für uns als Bio-Unternehmen haben Äpfel von regionalen Streuobstwiesen einen hohen Stellenwert."

Deshalb habe die Firma Voelkel dem Lüneburger Verein schon einmal 500 Obstbäume geschenkt. Wiegmann selbst ist auch Mitglied eines Streuobstwiesenvereins im Wendland. "Wir haben etwa 60 Bäume und ernten pro Jahr etwa 7000 Kilo Äpfel."

Damit die Betreiber bei einer solchen Menge nicht den Mut verlieren sei es nötig, den Vertrieb gut zu organisieren. Die Lüneburger Streuobstwiesen-Betreiber wollen deshalb eine Genossenschaft gründen, die die wirtschaftlichen Interessen des gemeinnützigen Vereins bei der Vermarktung vertreten soll. "Außerdem wird die Genossenschaft die Bewirtschaftung organisieren und sich um die Organisation einer Biozertifizierung kümmern", sagt Hellfritz.

Etwa 150 Euro soll ein Anteil der Genossenschaft kosten. Der Mitgliedsbeitrag im Streuobstwiesen-Verein wird bei etwa 30 Euro im Jahr liegen. "Genaueres werden wir auf der Mitgliederversammlung am 21. September beschließen", sagt Ulrich Hellfritz.

Interesse an der Initiative hat auch die Gemeinde Reppenstedt bekundet. Denn ohnehin müsse die Gemeinde für besiedelte Gebiete naturbelassene Ausgleichsflächen schaffen, sagt Gemeindedirektorin Susanne Stille: "Die Idee mit den Streuobstwiesen finden wir sehr gut und könnten uns vorstellen, dem Verein eine etwa drei Hektar große Fläche zur Verfügung zu stellen."

Allerdings wolle die Gemeinde Reppenstedt zunächst abwarten, wie sich die Rahmenbedingungen des Vereins und der geplanten Genossenschaft genau gestalten. Bisher stehen dem Lüneburger Streuobstwiesen-Verein etwa 15 Flächen zur Verfügung.

Mehr Informationen über den Verein gibt es bei Ulrich Hellfritz unter der Telefonnummer 04131/410 93.