Feldversuche zu den Folgen des Klimawandels und den Möglichkeiten der Anpassung

Suhlendorf. Landwirt Lutz Meyer ist hochzufrieden. Seit dem Frühjahr beregnet eine 265 Meter lange Kreisberegnungsanlage 25 Hektar seines Kartoffelackers bei Suhlendorf-Güstau im Landkreis Uelzen. Die alten Beregnungskanonen, die das Wasser mit hohem Druck in weitem Bogen auf die Pflanzen verteilen, hat er ausrangiert. Das neue System zeichnet sich durch eine größtmögliche Automatisierung, einen geringen Arbeitsaufwand, eine kontinuierliche Arbeitsweise und sehr niedrige Wasserverluste aus.

Gleichmäßig, mit niedrigem Druck, rotieren die Düsen und vernebeln das Wasser über den Feldfrüchten. Die Beregnungsstärke ist variabel. "Damit spare ich bis zu 20 Prozent Wasser, 50 Prozent Energie und eine Hilfskraft ein", sagt der glückliche Landwirt, der mittlerweile mit drei dieser Anlagen arbeitet. Allein bei den Energiekosten schlage die Einsparung mit bis zu 20 000 Euro jährlich zu Buche.

Der Klimawandel hat Niedersachsen erreicht. Seit einigen Jahren registrieren die Landwirte, dass sich die Verteilung der Niederschläge über das Jahr geändert hat. Üppig fällt der Regen in Herbst und Winter, wärmer und trockener zeigen sich Frühjahr und Sommer.

Ohne Beregnung wächst keine Feldfrucht. Besonders betroffen durch den Klimawandel ist der Nordosten Niedersachsens. Es ist die Region mit den geringsten Niederschlägen - etwa 600 Millimeter pro Quadratmeter jährlich. Mitten die Landkreise Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg.

Deren vorwiegend leichte Sandböden können kaum Wasser speichern. Damit Kartoffeln, Rüben, Weizen und Gerste gedeihen, werden 90 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen beregnet.

Die Landwirte rechnen genau nach, ob sich eine Beregnung lohnt. Jeder Millimeter Regen aus der Düse kostet den Bauern rund 2,80 Euro, das sind etwa 200 bis 400 Euro pro Hektar. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben fällt die Entscheidung leicht. Sie leisten im Gegensatz zum Getreide einen hohen Beitrag zum Betriebseinkommen und gelten daher als "beregnungswürdig".

Intensiv beschäftigt sich die Landwirtschaftskammer Hannover mit dem Klimawandel. Das größte Projekt, an dem die Kammer mitarbeitet, nennt sich "Klimzug Nord", die Anpassung zukünftiger Kulturlandschaften an den Klimawandel. Zu den Projekten gehören Feldversuche in Hamersdorf/Landkreis Uelzen, wo es um wassersparende Beregnungssteuerung, Anbauversuche mit trockenresistenteren Kulturen und Sorten sowie neuen Strategien zur Düngung und Bodenbearbeitung geht.

Auf den Versuchsfeldern der LWK-Bezirksstelle Uelzen werden Kartoffeln, Mais und Winterweizen Beregnungsversuchen und wassersparenden Anbaumethoden ausgesetzt. Agraringenieur Ekkehard Fricke von der Landwirtschaftskammer: "Es wird untersucht, wie der Wasserbedarf des Pflanzenbestands vermindert werden kann oder wichtige Wachstumsphasen in die regenreichen Monate verlagert werden können."

Dass auch der Wald für den Wasserhaushalt von großer Bedeutung ist, macht Forstamtmann Werner Küpker vom Forstamt Uelzen deutlich. Am Beispiel des Höhenzuges Drawehn zeigte er, wie mit Laubbäumen Bestandslücken gefüllt werden, um die Grundwasserneubildung zu fördern. "In dieser Region ist bei Laubwald gegenüber reinen Nadelwäldern mit einem Zugewinn von 60 Millimetern je Jahr und Quadratmeter zu rechnen", sagt er.

Es sind die dichten Kiefernwälder, die den Regen vom Waldboden fern halten. "Die Buche dagegen ist ein regelrechter Regensammler." 70 Prozent des Wassers, das auf sie herabregnet, rinnt den Stamm hinunter und versickert im Waldboden. Der Waldumbau von Nadelwald in Laubwald fördere langfristig die Grundwasserneubildung.