Arbeitsgruppe um Bürgermeister Twesten will Investoren locken und plant den Bau eines Einkaufszentrums an der Bundesstraße 209

Artlenburg. Eigentlich könnten sich die Artlenburger zufrieden zurücklehnen. Es läuft gut in ihrem Ort. Das Verhältnis zwischen jung und alt ist ausgewogen, das zwischen Neubürgern und Alteingesessenen auch. Die 105 Gewerbetreibenden in der Gemeinde bieten Arbeit für rund 200 Beschäftigte. Der Elbetourismus mit Sportboothafen, Campingplatz und Fahrgastschifffahrt floriert. Die Jüngsten werden in Kindergarten und Grundschule betreut, bald kommt eine Krippe für unter Dreijährige dazu. Die Infrastruktur stimmt in der 1700 Einwohner zählenden Ortschaft - bis auf eine Ausnahme. Artlenburg fehlt ein Supermarkt.

Doch das soll sich schon bald ändern. Bis zum Ende des Jahres soll ein Investor gefunden werden, der auf einer 11 000 Quadratmeter großen Fläche an der Bundesstraße 209, direkt an der Ortseinfahrt, ein Nahversorgungszentrum errichtet. Eine Gruppe von sieben Artlenburgern, zu der neben Bürgermeister Rolf Twesten (CDU) die Ratsherrn Jens-Peter Behr und Martin Sarau (beide CDU), Günter Heinatz und Thomas Wilcke (beide SPD) sowie die nicht in die Kommunalpolitik involvierten Thomas Meyer und Peter Thiele gehören, bereitet seit gut einem halben Jahr die Ansiedlung vor.

Twesten sagt: "Wir müssen etwas unternehmen und nach vorne schauen, damit sich die Leute jetzt und in Zukunft wohlfühlen." Denn nur dann sei gewährleistet, dass sie auch im Ort wohnen bleiben, junge Menschen dazu kommen und die Gemeinde später nicht überaltert, so Thomas Meyer. Thomas Wilcke ergänzt: ,,Wenn ich eines Tages alt bin, will ich kurze Wege haben. Dafür ist aber eine funktionierende Nahversorgung die Voraussetzung."

Als die Sparkasse Lüneburg Ende vergangenen Jahres ihren kompletten Rückzug aus Artlenburg ankündigte, das Geldinstitut nach der Schließung seiner Filiale vor einigen Jahren nun auch den letzten verbliebenen Geldautomaten abbauen will, hätten die Alarmglocken schrill geläutet, sagt Martin Sarau.

Dass die Artlenburger Probleme alleine lösen können, haben sie in der Vergangenheit schon bewiesen. Nur der Eigeninitiative der Gemeinde ist es zu verdanken, dass in dem Ort an der Elbe das Surfen im Internet über schnelle Verbindungen möglich ist. Im Alleingang hatte sie einen DSL-Anbieter gefunden, der die entsprechenden Leitungen und Technik mit finanzieller Beteiligung der Kommune installiert hatte. ,,Hätten wir nicht selber gehandelt, würde es bei uns immer noch keine schnelle Internetverbindung geben", sagt Bürgermeister Twesten.

An den Erfolg will jetzt die Arbeitsgruppe für das Einkaufszentrum anknüpfen. Das Vorhaben hat bereits Fahrt aufgenommen. Twesten: "Die Gemeinde hat die Fläche an der B 209 gekauft und wird sie an einen Investor, der dort ein Zentrum für die Nahversorgung bauen will, für den gleichen Preis verkaufen." Lange habe es gedauert, bis die Kommune auf das Stück Land zugreifen konnte. Schon seit Jahrzehnten gibt es verschiedene erfolglose Versuche, Projekte auf der Fläche zu verwirklichen - unter anderem vor einigen Jahren den Bau einer Tankstelle mit Waschanlage.

Nach Twestens Aussage lässt der Bebauungsplan für das Areal den Bau eines Einkaufszentrums zu: "Es ist möglich, mehrere Läden in einer jeweiligen Größe von 800 Quadratmetern zu errichten." Wer nach Artlenburg kommen soll, hat die Arbeitsgruppe auch schon definiert: "Wir möchten einen Vollsortimenter haben, also einen klassischen Supermarkt. Darüber hinaus möchten wir eine Bank mit Serviceangebot, eine Post, eine Apotheke und eine Drogerie." Außerdem sollen der Bäcker und die Gärtnerei in Artlenburg die Möglichkeit erhalten, sich ebenfalls in dem geplanten Einkaufszentrum anzusiedeln.

Eine Präsentation für mögliche Investoren hat die Arbeitsgruppe bereits fertiggestellt, die Suche nach Interessenten und das Werben für den Standort an der Elbe beginnt jetzt.

Zu möglichen Kunden zählt die Gruppe neben den Bürgern aus dem Ort und den umliegenden Gemeinden auch die vielen Urlaubsgäste. "Im Hafen und auf dem Campingplatz haben wir im Jahr mehrere tausend Gäste. Außerdem liegen wir am beliebten Elberadweg und haben in Artlenburg mehr als 50 Gästebetten", sagt Twesten. Dazu komme, so Thomas Wilcke, die gute Verkehrslage an der B 209 und der Elbuferstraße. Der Durchgangsverkehr erhöhe das Kundenpotenzial. Die Arbeitsgruppe ist sicher, damit Rahmenbedingungen zu schaffen, die einen Investor locken.