Mit einer Projektgruppe will die Wirtschaftsförderung den Einsatz der neuen Technologie vorantreiben

Lüneburg. Bisher gibt es drei Kleinlaster mit Elektroantrieb, die im Landkreis Lüneburg ihre Runden drehen: Zwei davon betreibt die städtische Abwassergesellschaft (AGL), ein Elektroauto im Eigentum der E.on-Avacon wird derzeit in der Samtgemeinde Elbmarsch zur Probe gefahren.

Aus diesen ersten Ansätzen soll mehr werden: Im vergangenen Jahr hat sich die Fachgruppe Elektromobilität bei der Wirtschaftsförderung Lüneburg (W.LG) gebildet. Dort denkt man darüber nach, wie mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf die Straße gebracht, und wie sie zweckmäßig genutzt werden können.

"Lüneburg gehört zu den acht Modellregionen in Niedersachsen, die von der Landesregierung mit insgesamt 115 Millionen Euro gefördert werden. Es geht darum, die Elektromobilität insgesamt zu steigern", sagt Joachim Schwerdtfeger von der W.LG.

Die aktive Arbeit der Fachgruppe in der W.LG hat gerade begonnen, aber erste Ideen wurden dort bereits entwickelt. Dabei steht der Markt für private Kraftfahrzeuge nicht im Mittelpunkt. "Im PKW-Bereich gibt es erste Prototypen, aber der Preis solcher Fahrzeuge ist noch vergleichsweise hoch", sagt Joachim Schwerdtfeger. Ansetzen wollen die Wirtschaftsförderer deshalb bei kleinen Elektrolastern und Fahrrädern mit elektronischem Zusatzantrieb, den so genannten E-Bikes.

Sie brauchen nur eine Drittel Kilowattstunde Strom für 60 Kilometer und wären zum einen für Wege zum Arbeitsplatz oder für Familieneinkäufe geeignet. E-Bikes könnten beispielsweise auch in Zukunft für eine touristische Nutzung in der alten Salzstadt zur Verfügung stehen - praktisch für ältere Besucher oder alle, die eine größere Tour zu den Sehenswürdigkeiten außerhalb vorhaben.

Elektrisch angetriebene Kleinlaster dagegen könnten gemeinsam vom Handel und von kleineren Gewerbebetrieben genutzt werden. "Sie haben eine Reichweite von 60 bis 65 Kilometern mit einer Akku-Ladung. Für den Nahbereich sind solche Fahrzeuge durchaus geeignet. Das könnte für Kommunen, Handwerker und den Einzelhandel interessant sein", sagt Schwerdtfeger.

Allerdings haben die Fahrzeuge noch die eine oder andere Kinderkrankheit: Die Akkus, mit denen sie betrieben werden, sind noch ziemlich schwer, sehr teuer und in ihrer Lebensdauer begrenzt.

"Auch die Infrastruktur bei den Tankstellen und bei Werkstätten muss noch verbessert werden", sagt Schwerdtfeger. In diesem Bereich gibt es immerhin erste Ansätze. Der Volkswagen-Konzern will seine Mitarbeiter in Zukunft verstärkt zu Elektrofachkräften für Fahrzeugtechnik ausbilden, die IHK wird einen Prüfungsausschuss für das Erreichen dieser Zusatzqualifikation einrichten.

Die Vorteile der neuen Technik werden sich durchsetzen, davon geht man bei der W.LG aus. "Unsere Projektgruppe trifft sich das nächste Mal im September. Wir streben Gespräche mit dem Lüneburger City Management an, um über den Einsatz von Elektrofahrzeugen für die Belieferung der Innenstadt zu sprechen. Außerdem besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich an anderen Projekten in der Metropolregion zu beteiligen. Wir beobachten, was dort geschieht", sagt Schwerdtfeger. Kontakte zur Klimaleitstelle von Stadt und Landkreis sowie zu einzelnen Firmen aus der Region gebe es bereits.

Erste praktische Erfahrungen in Sachen Elektromobilität sammelt derzeit die Samtgemeinde Marschacht. Sie hat leihweise das Elektrofahrzeug der Firma E.on-Avacon für einen Monat zur Verfügung gestellt bekommen. "Es funktioniert", sagt Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth (SPD). "Noch befinden wir uns in der Probephase, aber was wir natürlich merken, ist, dass der Radius eingeschränkt ist. Mehr als 65 Kilometer am Tag sind nicht drin. Bei steileren Anfahrten am Deich kann es schwierig werden - da fehlt der nötige Anschub. Der Wagen ist auch sehr leise - das ist positiv, aber man muss im Straßenverkehr schon aufmerksamer sein", sagt Roth.

Ob die Kommune sich ein solches Fahrzeug zulegen wird, ist noch nicht entschieden: "Darüber werden wir nach Ende der Probephase sprechen", sagt der Bürgermeister.