In Deutschland sind bislang 19 Städte registriert - aber noch keine Gemeinde

Salzhausen. London, Rom, Brüssel und San Francisco zählen zum erlauchten Kreis der Fairtrade-Towns. Hannover war die erste Fairtrade-Stadt Niedersachsens. Salzhausen wird in Kürze die erste Fairtrade-Gemeinde sein. So hat es der Rat der Gemeinde in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause entschieden.

"Uns ist bewusst, dass wir in einer Welt leben und dass es nicht gleichgültig ist, wenn in anderen Teilen der Welt Menschen ausgebeutet werden", sagt Elsabe Rolle (SPD), Bürgermeisterin der Gemeinde Salzhausen. Und so beschloss der Rat: "Wir bewerben uns um die Verleihung des Fairtrade-Siegels." Der Gemeinderat will auch gleich mit gutem Beispiel vorangehen und bei allen Sitzungen ausschließlich Fairtrade-Kaffee sowie weitere Produkte aus fairem Handel anbieten.

Das Rathaus hat sich bereits darauf eingestellt. Was Gästen im Büro des Samtgemeindebürgermeisters Hans-Hermann Putensen gereicht wird, entstammt dem Fairtrade-Sortiment.

Der Titel selbst wird im Rahmen der Kampagne Fairtrade-Towns vergeben, die weltweit in 18 Ländern läuft mit mittlerweile 800 Städten, die sich beteiligen. In Deutschland wurde die Kampagne von TransFair e.V. im Januar 2009 gestartet. 19 Städte tragen mittlerweile Träger das Siegel

Der Verein wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Er vergibt das Fairtrade-Siegel für Produkte, die in über 30 000 Supermärkten, Bio- und Weltläden zu finden sind.

Fünf Kriterien gilt es zu erfüllen, um in den Fairtrade-Club aufgenommen zu werden. Die erste Hürde hat die Kommune Salzhausen mit der Abgabe ihres Votums bereits genommen. Das zweite Kriterium fordert die Bildung einer lokalen Steuerungsgruppe, die auf dem Weg zur Fairtrade-Gemeinde die lokalen Aktivitäten koordiniert.

Mit der Gründung des Lenkungsausschusses beauftragte der Rat Heike David-Gogolin (SPD). Bis zu fünf Mitglieder sollen noch dazu kommen. "Um erfolgreich zu sein, sollte die Gruppe aus Vertretern verschiedener Zielgruppen bestehen", sagt die Ratsfrau, so zum Beispiel aus der kommunalen Verwaltung, dem Einzelhandel, den Kirchen, Schulen oder Vereinen.

Im dritten Schritt werden in den lokalen Einzelhandelsgeschäften Produkte mit dem Siegel für fairen Handel angeboten, in Cafés und Restaurants solche Produkte verarbeitet. In der Gemeinde Salzhausen mit ihren 9600 Einwohnern müssen es vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe sein.

Das vierte Kriterium ist erfüllt, wenn jeweils eine Schule, ein Verein und eine Kirche alternative Produkte verwenden. Die letzte Klippe wird schließlich umschifft, sobald diese Aktivitäten dann auch öffentlich gemacht worden sind.

Sind alle Kriterien erfüllt und von TransFair e.V. überprüft, vergibt der Verein den Titel Fairtrade-Gemeinde zunächst für zwei Jahre. Danach erfolgt eine Überprüfung, ob die Kriterien weiterhin erfüllt sind.

Salzausen ist beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz ohnehin weit vorn. So legte der Gemeinderat schon 1999 ein kommunales Konzept zur Umsetzung der Agenda 21 vor, dem entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, beschlossen 1992 von 172 Staaten in Rio den Janeiro. Inhalt der Agenda ist eine veränderte Wirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungspolitik, die speziell die Chancen künftiger Generationen nicht beeinträchtigen soll. Seitdem verfolgt die Gemeinde Richtlinien für ein Verwaltungshandeln nach dem Motto "Global denken - lokal handeln!"

www.fairtrade-towns.de