Thomas Stelling hat sich als Forstwirt selbstständig gemacht, nachdem er seinen Job verlor. Arbeitslose als Existenzgründer liegen im Trend

Ehlbeck. Thomas Stelling hat sich Zeit gelassen mit der Entscheidung, sein eigener Chef zu werden. Der 46 Jahre alte Diplom Forstingenieur aus Ehlbeck bei Amelinghausen ebnete sich den Weg in die Selbstständigkeit jedoch schon in der Zeit, als er noch in Lohn und Brot stand. Er hatte sich mit der Brennholzvermarktung einen Nebenerwerb aufgebaut, obwohl er noch eine Beschäftigung auf dem SOS-Bockum hatte, einer Einrichtung zur sozialen und beruflichen Integration von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung. Erst als ihm der Job im April 2009 nach sieben Jahren gekündigt und er arbeitslos wurde, machte er ernst mit der Selbstständigkeit.

Zwischen April und Dezember des vorigen Jahres baute er sich sein eigenes Unternehmen auf. Als "Der Heide-Förster" ist er nun nicht nur Dienstleister rund um Waldarbeiten und die Brennholzvermarktung. Er bietet auch Motorsägenkurse an, ebenso Seminare für Holzbildhauerei und Messerschmiederei sowie Lama-Trekking. "Ich bin nicht tief gefallen, weil ich mir schon Gedanken über meine Zukunft gemacht habe, bevor ich arbeitslos wurde", sagt er.

Mit dem Sprung aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit ist Thomas Stelling kein Exot. Laut Susanne Knuth, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Lüneburg, machten sich im vergangenen Jahr rund 800 Arbeitslose im Agenturbezirk, zu dem die Kreise Lüneburg und Harburg gehören, selbstständig. Dieser Trend sorgt mit dafür, dass die Arbeitslosigkeit in der Region stetig sinkt.

"Wichtig zu erwähnen ist, dass der Impuls für eine Gründung von den Gründern ausgeht und wir sie dabei unterstützen", sagt sie. Es stehen finanzielle Starthilfen, Schulungen und Beratungen für den Aufbau der eigenen Firma zur Verfügung. "Aber es gibt auch Gründer, die trotz ihrer Arbeitslosigkeit keinen Gründungszuschuss in Anspruch nehmen", so Knuth. Deren Zahl könne sie allerdings nicht beziffern.

Die Branchen und Berufe, in denen es die meisten Gründungen gibt, sind nach ihren Angaben Unternehmensberatung und Steuerberatung, Hausmeisterdienst, Handel und Warenvermittlung, Kosmetiksalons, Versicherungsmakler, Grafik und Design, Tagesmütter, Hausmakler und Altenpflegeberufe. Gegründet wird von Jung wie Alt, Frau wie Mann.

Heide-Förster Stelling passt als Dienstleister prima in das Raster. "Bei all meinen Angeboten steht der Servicegedanke ganz vorn", sagt der Vater zweier Töchter. "Ich bin Überzeugungstäter, ein Sozialromantiker und lebe meinen Traum."

Auf der einen Seite treibe ihn die nachhaltige Waldwirtschaft an. "Das ist für mich nicht nur ein Modewort. Deshalb vermarkte ich auch Brennholz aus der Region. Ich arbeite mit Privatwaldbesitzern zusammen, von denen ich das Holz kaufe, das ich aufarbeite." Auf der anderen Seite liege es ihm am Herzen, den Menschen die Natur wieder näher zu bringen, ihnen zu helfen, dass sie ihren Alltag und ihr Leben entschleunigen, wieder Zeit für sich finden. "Bei den Kursen, die ich anbiete, ist mir der Spaßfaktor für die Leute wichtig. Ich finde es toll, wenn sie über das Erleben von kleinen Abenteuern neu geerdet werden", sagt er.

Die Teilnehmer für die Kurse rekrutiere er aus dem Kundenstamm der Ofenbesitzer, die bei ihm Brennholz kaufen. Sie kommen vor allem aus den Regionen nördlich und westlich von Amelinghausen - zum Beispiel aus Hamburg, Lüneburg, Salzhausen und Garlstorf.

In Oldendorf/Luhe hat er eine alte Scheune als Geschäftsraum angemietet. Dort spielt sich alles ab, die Kurse und die Brennholzvermarktung. Die wirtschaftlichen Standbeine des Heide-Försters sind seinen Worten zufolge jeweils zu einem Drittel die Brennholzvermarktung und die Seminare. "Ein neuer Online-Shop soll das letzte Drittel werden."

Die Motorsägenkurse gibt er selbst, alle anderen liegen in den Händen von Honorarkräften. Zur kommenden Wintersaison stellt er dann noch eine 400-Euro-Kraft ein, die ihm bei der Brennholzvermarktung zur Hand geht.

Den Schritt in die Selbstständigkeit habe er nicht bereut, auch wenn er nach wie vor trotz aller Schulungen und Beratungen viel dazu lernen müsse wie etwa bei der Betriebsführung, die viel ungewohnten Papierkram mit sich bringt.

"Mir wurde schon während des Studiums klar, dass ein Förster in der Verwaltung heutzutage nichts mehr wird, weil die Stellen rar geworden sind. Also musste ich selber etwas auf die Beine stellen." Und folgerichtig könne das für einen Forstwirt nur heißen, dass er ein Unternehmen gründet, das mit Wald, Holz und der naturnahen Ausbildung von Menschen zu tun habe.