Es gibt keine zwei Meinungen. Politiker aller Parteien und Wirtschaftsvertreter sind sich einig wie selten: Der Elbe-Seitenkanal müsse dringend ertüchtigt werden durch den Bau eines neuen und zweiten Hebewerkes in Scharnebeck, wenn er auch künftig den Anforderungen der Schifffahrt entsprechen soll, lautet die einmütige Forderung.

Denn der alte Schiffsfahrstuhl könne das absehbar nicht mehr, argumentieren die Befürworter des viele Millionen schweren Neubaus. Nur ein neues Hebewerk mache es möglich, dass die großen Containerschiffe den Elbe-Seitenkanal befahren können.

Das leuchtet ein. Allerdings laufen die Befürworter eines zweiten Hebewerkes Gefahr, dass sie ein Luftschloss bauen. Denn noch völlig unklar ist, wer den Neubau eigentlich bezahlen soll, der nach Expertenmeinung weit im dreistelligen Millionenbereich liegen wird. Von Finanzierungskonzepten ist bisher nichts zu hören. Vor dem Hintergrund der enormen Staatsverschuldung und den daraus resultierenden Sparmaßnahmen bei den öffentlichen Kassen ist es wahrscheinlich, dass ein Neubau ganz auf der Strecke bleibt oder in eine Jahrzehnte dauernde Warteschleife gerät.

Soll das Vorhaben wirklich in die Tat umgesetzt werden und nach Möglichkeit auch noch schnell, sollte nicht davor zurückgeschreckt werden, die Wirtschaft bei der Finanzierung mit ins Boot zu holen. Denn auch sie profitiert von einem modernen Kanal.

Zudem darf es für die Politik kein Tabu sein, Mittel für Verkehrsprojekte umzuschichten - wie etwa die für den umstrittenen Bau der A 39 zugunsten eines modernen Elbe-Seitenkanals. Prioritäten müssen gesetzt werden. Denn alle Wünsche werden nicht erfüllt werden in Zeiten riesiger Haushaltslöcher bei Bund, Land und Kommunen.