Eltern zahlen ab 1. August im Schnitt 30 Prozent mehr für die Kinderbetreuung

Reppenstedt. Lange Gesichter bei den Eltern von Kindergartenkindern der Samtgemeinde Gellersen: Bei der Ratssitzung am Montag wurde die Erhöhung der Abgaben für die Kinderbetreuung beschlossen. "Es fällt uns nicht leicht, mehr Geld von den Eltern zu verlangen. Mit der Staffelung der Gebührenerhöhung über zwei Jahre konnten wir aber einen Schritt auf die Eltern zugehen", sagt Samtgemeindebürgermeister Josef Röttgers.

Für Eltern, die ihre Kinder in eine der sieben Einrichtungen in der Samtgemeinde Gellersen schicken, wird besonders die Ganztagsbetreuung um durchschnittlich 30 Prozent durch alle Einkommensstufen teurer. Der Fachausschuss Jugend legte dem Rat die Gebührenerhöhung nahe, um ein Defizit bei der Unterhaltung der Kindergärten auszugleichen. "Ursprünglich war vereinbart, dass wir 50 Prozent der Kosten aufbringen und die andere Hälfte Bund, Landkreis und Eltern bezahlen", sagt der Vorsitzende Uwe Nehring. In der Realität trage die Samtgemeinde allerdings fast 63 Prozent der Kosten.

2,25 Millionen Euro kosten die Kindergärten die Samtgemeinde im Jahr. 80 bis 85 Prozent davon sind Personalkosten. Die Samtgemeinde Gellersen bringt 63 Prozent des Betrags auf, der Landkreis etwa sieben. Je 15 Prozent kommen außerdem vom Land Niedersachsen und den Eltern. Durch die Gebührenerhöhung sollen 50 000 bis 60 000 Euro mehr von den Eltern kommen, dadurch sollen die Steuerzahler in der Samtgemeinde entlastet werden.

Vorab hatten die Eltern 518 Unterschriften gegen die drastische Erhöhung der Kita-Gebühren gesammelt und mit einigen Ratsmitgliedern über das Problem gesprochen.

"Die Gebührenerhöhung stand fest", sagt Elternsprecherin Monika Kaddiek, "wir haben uns allerdings für eine Erhöhung über mehrere Jahre ausgesprochen." Das hat der Rat berücksichtigt. Über zwei Jahre gestaffelt werden die Gebühren steigen, zwanzig Prozent noch in diesem Jahr und zehn Prozent 2011. Ab 2012 soll ein Kostenindex den Betrag auf der Grundlage von Personal- und Energiekosten angleichen. "Der Index wird die Kosten für die Eltern transparenter machen", sagt Samtgemeindebürgermeister Röttgers, "aufgrund der steigenden Löhne denke ich nicht, dass die Beiträge noch sinken werden. Aber eine Stagnation ist durchaus möglich."

Diese Lösung gefällt den Eltern nicht. "Acht Jahre hat die Politik die Erhöhung verschlafen, jetzt wird dieser Fehler auf dem Rücken der Eltern ausgebügelt", sagt Monika Kaddiek. Die Polizeibeamtin hat selbst ein Kind im Kindergarten, das Geschwisterchen soll demnächst in die neue Krippe in Kirchgellersen gehen. Kaddiek glaubt, der Rat habe nicht alle Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft. "Über die Entscheidung bin ich sehr traurig, das ist alles andere als familienfreundlich", sagt sie. "Man merkt, dass die Ratsmitglieder von der Thematik nicht betroffen sind." Nur ein Mitglied des Rates ließe sein Kind halbtags betreuen.

Einige Eltern ziehen Konsequenzen aus dem Beschluss der Ratsmitglieder. Sie betreuen ihre Kinder in der Mittagszeit selbst, statt bis zu 27 Euro pro halbe Stunde zu zahlen. Dass Eltern aufgrund der Beitragserhöhungen ihre Kinder in Lüneburg oder einer anderen Gemeinde in die Kinderbetreuung geben, schließt Josef Röttgers aus: "Die Plätze in Lüneburg sind vornehmlich für Lüneburger Kinder."