Senioren informierten sich beim “Tag der älteren Generation“ im Gemeindezentrum über Wohnmöglichkeiten. Ein Modell ist das bereute Wohnen.

Lüneburg. So lange wie möglich zu Hause zu leben, das wünscht sich Inge Wannag. Bis jetzt ist das überhaupt kein Problem: Sie ist 72 Jahre alt und sieht topfit aus. Irgendwann jedoch ist sie es vielleicht nicht mehr. Und dann? Wo bekommt sie die Hilfe, die sie braucht und ein Umfeld, in dem sie sich wohlfühlt? Beim "Tag der älteren Generation" im Ökumenischen Gemeindezentrum St. Stephanus in Kaltenmoor informierte sich Inge Wannag wie viele andere Besucher unter anderem über Wohnmodelle, die es in Lüneburg für Senioren gibt.

"Es hängt hauptsächlich davon ab, wie selbstständig jemand noch seinen Haushalt führen kann - oder will", sagt Almut Groth, die als Mitarbeiterin beim Seniorenservicebüro und dem Pflegestützpunkt Region Lüneburg den Informationstag mitorganisiert hat. "Vor allem ist es wichtig, sich frühzeitig Gedanken zu machen, wo und wie man seinen Lebensabend verbringen will." Es könne so schnell gehen, sagt sie, es reiche ja schon ein unglücklicher Sturz. "Und dann, von einem Tag auf den anderen, kann man nicht mehr allein leben. Wer sich noch nie Gedanken über diesen Fall gemacht hat, muss nicht nur die unmittelbaren Folgen des Sturzes ertragen, sondern steht plötzlich vor einem großen schwarzen Loch, weil er nicht weiß, wie es weitergehen soll."

Inge Wannag kann das nicht passieren, sie hat sich beim "Tag der älteren Generation" umfassend informiert. "Betreutes Wohnen wäre etwas für mich", sagt sie. Angeboten wird dieses sogenannte Service-Wohnen in Lüneburg im Seniorenzentrum Alte Stadtgärtnerei. "Das ist eine Art Zwischenstufe zwischen allein wohnen und Pflegeheim", sagt Wolfgang Klose,stellvertretender Geschäftsführer des Paritätischen. "Eine besondere Wohnform mit einem kombinierten Wohn- und Betreuungsangebot."

Die Wohnungen, zwischen 40 und 60 Quadratmeter groß, seien speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnitten - Barrierefreiheit etwa sei hier selbstverständlich. Außerdem gibt es diverse Gemeinschaftsräume, wo täglich ein bis zwei Veranstaltungen angeboten werden. Klose: "Hier kann jeder ins Gespräch kommen. Soziale Kontakte sind sehr wichtig."

Grundsätzlich leben die Mieter beim Service-Wohnen autark, jedoch bieten die Mitarbeiter in der Stützpunktleitung vor Ort tagsüber Beratung und Hilfe an. Ein Notruf ist rund um die Uhr möglich.

Wer möchte, kann auch mit seinem Partner einziehen oder eine WG gründen: Es gibt Wohnungen für Ehepaare, und auch Reihenbungalows können angemietet werden. Die Kosten für den Service sind überschaubar: Einzelpersonen müssen zusätzlich zur Miete 60 Euro, Ehepaare 90 Euro bezahlen. Wer sich dafür interessiert, sollte sich aber rechtzeitig darum kümmern, sagt Wolfgang Klose. "Die Nachfrage ist enorm."

Über eine andere alternative Wohnform wurde beim "Tag der älteren Generation" am Stand daneben informiert. "LeNa", die "Lebendige Nachbarschaft" am Brockwinkler Weg, ist ein generationenübergreifendes Wohnprojekt des Vereins "Mehr Leben Wohnprojekte Lüneburg", das im kommenden Jahr startet. "Etwa 35 bis 40 Parteien sollen es werden", sagt Ulrich Thomsen, der von Anfang an bei der Planung dabei ist. "Wichtig ist uns, dass wirklich alle Altersgruppen kommen." Und: "Wir wollen gemeinschaftsorientiert und gleichzeitig individuell leben." So eine Art moderne Großfamilie also? "Jein", sagt Thomsen, "das wird in meinen Augen glorifiziert. Bei einer echten Großfamilie, wie sie früher üblich war, mussten die Menschen zusammenleben, ob sie wollten oder nicht."

Damit sich die späteren "LeNa"-Bewohner wirklich gut verstehen (Baubeginn ist Anfang 2013), gibt es regelmäßige Treffen und gemeinsame Aktivitäten. Wer sich für diese Wohnform interessiert, kann jeden ersten Montag im Monat um 19 Uhr zum Kennenlern-Treffen ins Mälzers kommen. Der nächste Termin ist am Montag, 7. Mai.

Für Inge Wannag und die Freundin, die sie begleitet, ist das Projekt "Lebendige Nachbarschaft" nichts. "Das wäre mir zu viel", meint die Freundin. Die beiden schlendern weiter, probieren beim Hindernisparcous des Arbeiter-Samariter-Bundes einen Rollator aus und gucken, was alles geboten wird.

Das ist reichlich. Das Seniorenservicebüro, der Pflegestützpunkt Region Lüneburg und der Seniorenbeirat der Stadt Lüneburg haben alle ins Gemeindezentrum geholt, die irgendwie mit Leben im Alter zu tun haben - von Rentenberatern über die Alzheimergesellschaft bis hin zu Parteien.

Apropos Parteien: Oberbürgermeister Ulrich Mädge war auch da und stellte sich den Fragen der Senioren. Glaubt man ihm, dann sieht die Zukunft für Lüneburger Senioren rosig aus. Denn egal, ob es sich um buckelige Gehwege, bezahlbaren Wohnraum für Senioren in der Innenstadt oder auch den fehlenden Nachwuchs an Altenpflegern handelt: "Wir sind dran", sagt Mädge.