Das Zirkusprojekt Zappzarap an der Grund- und Hauptschule Embsen verbindet alle Klassen. Spendiert hat das Spektakel der Förderverein.

Embsen. Dem Zuschauer stockt der Atem beim Anblick der zahlreichen Schüler, die um-, auf- und übereinander klettern. Das geordnete Chaos, so der trügerische Eindruck. Doch entflechtet sich innerhalb kürzester Zeit das Menschenknäuel und "Ta-Ta-Tata-tuff" - die Pyramide steht. Unter haben sich breitbeinig die starken Schüler positioniert. Je höher der Blick des Zuschauers wandert, desto jünger und zarter gebaut werden die Artisten. "Wenn man den Glanz in den Augen der Kinder sieht, dann hab ich Gänsehaut auf dem Rücken", sagt Andreas Garbers, Leiter der Grund- und Hauptschule Embsen.

Es ist das letzte große gemeinsame Schulprojekt in der Geschichte der Embsener Schule, das Schüler, Lehrerschaft und Förderverein gemeinsam stemmen. Mit dem Ende des Schuljahres geht in Embsen eine Ära zu Ende. Ab dem neuen Schuljahr nämlich nimmt die alt bewährte Schule keine neuen Grund- und Hauptschüler auf; statt dessen werden Kinder aus dem Landkreis Lüneburg in die dann neu geschaffene Integrierte Gesamtschule in Embsen eingeschult.

So feiert denn die Grund- und Hauptschule ein letztes großes gemeinsames Fest. Es dauert eine Woche, an deren Ende am Sonnabend zwei Zirkusvorstellungen um 10.30 Uhr und 14.30 Uhr stehen. Damit die Kinder sich voll auf ihre Aufführung konzentrieren und dafür trainieren können, fällt der übliche Unterricht aus.

"Das Besondere für uns Schüler ist, dass wir alle gemeinsam etwas machen", sagt die 16-jährige Schulsprecherin Helen Antonczyk. Sie besucht die neunte Hauptschulkasse und hat während der Projektwochen den Posten der Pressesprecherin übernommen. Darüber hinaus ist sie zuständig für die Fotos. "Sie sind als Dokumentation gedacht und werden teilweise auch in der Zirkuszeitung zu sehen sein", sagt sie und strahlt, denn auch sie ist begeistert vom Projekt, das jedem der 300 Schüler die Chance gibt, seine Stärken zu entdecken.

Das pädagogische Konzept hinter dem Projekt ist, über das Schauspielen als Clown oder Zauberer die eigene Persönlichkeit zu entdecken und weiter zu entwickeln. Beim Feuerschlucken oder dem Gang auf das Nagelbrett werden Ängste überwunden und neue Perspektiven eröffnet. Vor fremdes Publikum und die eigenen Eltern zu treten, einen Trick vorzuführen und Applaus zu bekommen, stärkt in jedem Fall das Selbstbewusstsein. Dazu Schulleiter Garbers: "Die Mischung aus Herausforderung, spannendem Erlebnis und Grenzerfahrung ist ein wichtiges pädagogisches Mittel zur Förderung von Selbstvertrauen."

Zirkus Zappzarap nennt sich das Projekt, hinter dem Erlebnispädagogen stehen. Das Wahrnehmen, Lernen und Erleben steht im Mittelpunkt der Festwoche. Im Zirkus werden viele Ziele, die in allen Lehrplänen und Richtlinien für das Fach Sport auftauchen, zur unmittelbaren Erfahrung: Der Gang über das Seil ist eine Herausforderung, die die Wahrnehmung des eigenen Körpers verändert. Damit aus einem gekonnten Trick eine Circusnummer wird, muss die ganze Gruppe zusammenwirken. Die Schüler gestalten Spannungsbögen und üben darstellerische Feinheiten. Jonglage fördert Aufmerksamkeit, Reaktionsschnelligkeit und die Orientierung im Raum. Geschicklichkeit, Laufen, Springen, tänzerische Bewegung, Rhythmus und Timing sind wichtige Bestandteile jeder Circusnummer.

Spendiert hat das einmalige Spektakel der Förderverein der Schule. Darüber hinaus haben die Eltern innerhalb des Ortes zahlreiche Sponsoren gefunden, die das Projekt unterstützen. So hatten Schüler und Lehrer freie Hand und freie Köpfe, um in das Zirkusleben einzutauchen.