Marc Elsberg hat einen Wissenschaftsthriller über einen europaweiten Stromausfall geschrieben. Am 20. April liest er in der Buchhandlung Perl.

Lüneburg. Mitten im Winter brechen in Europa alle Stromnetze zusammen - der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hacker-Angriff. Doch als ihm endlich jemand zuhört, ist es schon fast zu spät: Nach nur wenigen Tagen ohne Strom kämpfen die Menschen ums pure Überleben. Denn wenn großflächig und längerfristig die Lichter ausgehen, gibt's weder Heizung, Wasser, Essen, Benzin noch eine medizinische Versorgung. Die Folge: Chaos.

Der österreichische Autor Marc Elsberg hat mit "Blackout - Morgen ist es zu spät" einen faszinierenden und höchst beklemmenden Wissenschaftsthriller geschrieben. Auf 800 Seiten beschreibt er gut verständlich und höchst spannend, wie abhängig wir vom Strom sind und was passiert, wenn bei uns die Lichter ausgehen. Am morgigen Freitag, 20. April, liest Elsberg um 20 Uhr in der Buchhandlung Perl aus seinem Werk. Der Eintritt kostet sieben Euro.

Er habe schon länger geplant, ein Buch über kritische Infrastrukturen zu schreiben, erzählt Marc Elsberg. Ausschlaggebend dafür sei eine Reportage über Globalisierung am Beispiel der Produktion einer elektrischen Zahnbürste gewesen. "Die einzelnen Teile werden auf X Kontinenten hergestellt und schließlich irgendwo zusammengebaut. Ich habe nur gedacht: Was für ein Aufwand! Und: Was passiert, wenn da nur ein kleines Glied reißt, vielleicht wegen eines Streiks oder eines Stromausfalls?"

Marc Elsberg begann zu recherchieren. Fand Artikel über die offenbar unzureichende Datensicherheit der sogenannten "Smart Meter", intelligente Stromzähler, die künftig in ganz Europa eingebaut werden sollen. Las über die Sensibilität der europäischen und US-amerikanischen Stromnetze, die diverse Male schon nah am Kollaps waren. Und beschäftigte sich mit den Warnungen von IT-Experten vor Cyberattacken auf die Energieversorgung. "Ich habe dann versucht, ein Szenario zu entwickeln: Was würde passieren, wenn?", sagt Elsberg. "Ich habe mit vielen Fachleuten gesprochen, die meist sehr offen und bereitwillig Auskunft gegeben haben, und festgestellt: Bisher ist es zwar nicht passiert. Unmöglich ist es aber nicht."

Noch während Elsberg an seinem Buch schrieb, holte ihn die Realität ein. "Fukushima und die Stuxnet-Attacken auf japanische Atomkraftwerke haben bewiesen, dass sich Szenarien entwickeln können, die eigentlich für unmöglich gehalten wurden." Es sei gespenstisch gewesen, dass einige seiner Szenarien plötzlich Realität wurden, sagt Elsberg und fügt hinzu: "Ich hoffe, der Rest meiner Geschichte bleibt Fiktion, und es kommt nicht zum totalen Blackout."

Für den Ernstfall hat er sich trotzdem vorbereitet, einen Vorrat an Getränken, Lebensmitteln, Kerzen und Batterien fürs Radio angeschafft. Auch der Autotank ist immer voll, denn wenn es hart auf hart kommt, möchte Elsberg nicht in der Großstadt bleiben. Klar: Ohne Strom gibt's an den Tankstellen auch kein Benzin. Ein gewisser Sprit-Vorrat kann also nicht schaden, wenn man sich gegebenenfalls in Sicherheit bringen möchte. Auch die Einsatzkräfte brauchen deshalb natürlich Dieselvorräte - und Notstrom. Damit sind die Lüneburger Einrichtungen recht gut ausgestattet. Ob bei der Polizei, der Feuerwehr oder in den Krankenhäusern: Überall gibt es Diesel-Notstrom-Aggregate, die den Betrieb zumindest für einige Tage garantieren.

Am schnellsten gehen die Lichter witzigerweise beim örtlichen Energieversorger Eon-Avacon aus: Laut einer Sprecherin haben die Notstrom-Aggregate des Netzbetreibers und auch des Wasserwerks nur eine Laufzeit von zehn bis zwölf Stunden, danach muss Diesel nachgetankt werden. Dauert der Stromausfall - so wie in Elsbergs Thriller - länger an, muss rechtzeitig für Diesel-Nachschub gesorgt werden.

"Wir sind gut vorbereitet", sagt Katrin Peters, Pressesprecherin des Landkreises, der für den Katastrophenschutz zuständig ist. "Erst 2007 wurde unter Federführung der Polizeidirektion Lüneburg mit den umliegenden Landkreisen unter dem Titel 'Dunkle Nacht' eine Katastrophenschutzübung mit diesem Thema durchgeführt. Dabei wurde ein großflächiger Ausfall der Stromnetze im nordöstlichen Niedersachsen über 36 Stunden nach einem Orkan angenommen. Sechs Landkreise, darunter auch Lüneburg, nahmen mit ihren Katastrophenschutzstäben an der Übung teil."

Koordiniert würden die Maßnahmen im Katastrophenfall übrigens aus dem Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) in Scharnebeck - 100 Stunden, also gut vier Tage, reichen hier die Dieselvorräte des Notstrom-Aggregats. Auch die Kommunikation zwischen den Krisenstäben sei gewährleistet, so FTZ-Leiter Jürgen Kröger: "Unsere Fahrzeuge haben Funkgeräte."

Um das Atomkraftwerk Krümmel müsse man sich ebenfalls keine Sorgen machen, erklärt Vattenfall-Pressesprecher Alexander Hauk. Er hält es für ausgeschlossen, dass die Kühlung der ausgebrannten Brennstäbe im Abklingbecken versagen könnte: "Das Kernkraftwerk Krümmel verfügt über insgesamt sechs Notstromdieselaggregate. Diese Aggregate dienen bei einem Ausfall des Stromnetzes zur Aufrechterhaltung der wesentlichen Sicherheitsfunktionen. Hierfür ist nur ein Notstromdiesel erforderlich, so dass eine sehr große Sicherheitsreserve besteht." Die Dieselvorräte vor Ort reichen, so Hauk weiter, für mindestens eine Woche.

Es scheint also, dass Marc Elsbergs "Blackout" wirklich reine Fiktion ist. Trotzdem ist es gut, dass dieses Thema mal auf den Tisch kommt. Wer dieses Buch gelesen hat, wird sich nicht nur gut unterhalten fühlen, sondern vermutlich auch ein paar Vorräte anlegen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Denn wie sagte Marc Elsberg so schön? "Das Fundament unserer Zivilisation ist die Energieversorgung. Wenn die zusammenbricht, landen wir ganz schnell wieder in der Steinzeit." Und das, mal ehrlich, möchte wohl niemand.

Blackout - Morgen ist es zu spät von Marc Elsberg, 800 Seiten, ist im Verlag Blanvalet erschienen und kostet 19,99 Euro. ISBN: 978-3-7645-0445-8