Deutschlandfunk sendet live aus Quickborn und hat anfangs einige Übertragungsprobleme

Quickborn/Köln. Irgendjemand stand auf der Leitung. Stromausfall. Ausgerechnet bei diesem Thema. "Sabotage", rief einer der 50 Zuhörer im Quickborner Rathaus. Michael Röhl, der gerade die Live-Sendung "Länderzeit" des Deutschlandfunks (DLF) anmoderierte, hörte mitten im Satz auf und horchte in seinen Kopfhörer hinein. Erst nach einigen Minuten war er wieder auf Sendung. "Quickborn unter Hochspannung - der Streit um die neuen Strom-Autobahnen" war das Thema, das am Mittwoch bundesweit 400 000 Hörer mitverfolgten.

Quickborn als Beispiel, wo die Energiewende an ihre Grenzen stößt. Hier wehren sich zwei Bürgerinitiativen gegen den Ausbau der Stromtrasse von 220 auf 380 Kilovolt direkt an ihren Häusern und Schulen vorbei. Schon die vorhandene Leitung 19 Meter vor seiner Haustür mache krank, sagte Günther Hansen. Inwiefern, wollte Moderatorin Thekla Jahn wissen. "Krebs", sagte Hansen. Drei Fälle in seiner Familie und der Nachbarschaft. Nur sei ein Zusammenhang mit der Stromleitung schwer nachzuweisen.

Wenn nun die Überlandleitungen zu wahren Strom-Autobahnen ausgebaut werden, steige die elektromagnetische Strahlung um das Vierfache, ergänzte Werner Schneider. Die Grenzwerte in Deutschland seien viel zu hoch, kritisierte der Physiker. In neun EU-Ländern seien sie um das Hundertfache niedriger. Deshalb fordern die Anwohner, dass die Kabel unter die Erde verlegt werden. Doch das gehe schon rein gesetzlich nicht, sagte Christian Schneller vom Netzbetreiber Tennet und wurde dabei von Achim Zerres von der Bundesnetzagentur unterstützt. Das Energie-Ausbau-Gesetz sehe Erdverkabelung nur in vier Pilotprojekten in Niedersachsen vor. "Dafür müsste das Gesetz geändert werden."

Eine technisch andere Lösung schlug Peter Gosslar vor, der eine Bürgerinitiative im Harz vertritt, die dort eine neue 380-KV-Überlandleitung verhindern will. Würde der Strom mit Gleich- statt mit Wechselstrom transportiert, wäre das Magnetfeld und damit die Belastung für die Anwohner viel geringer. Dazu hielt sich der Tennet-Sprecher Schneller bedeckt und verwies auf erste Testphasen. Das Hauptproblem sei, dass bald 10 000 Megawatt Windstrom von der Nordsee in den Süden geleitet werden müsse. "Wir können nicht länger warten."

Diese Argumentation könne er nicht nachvollziehen, wunderte sich Bürgermeister Thomas Köppl. "Wir bauen erst die Windkraftanlagen und dann die Stromleitungen. Das ist doch so, als wenn jemand auf Hallig Hooge eine Spedition eröffnet und dann erst merkt, dass es keine Autobahn dorthin gibt." Umgekehrt wäre es richtig.