Das Gremium lehnt die umstrittene Schließung der kreiseigenen Förderschule in Oedeme ab. Der Landrat hält jedoch weiterhin am Plan fest.

Lüneburg. Der Schulausschuss der Stadt sorgte bei seiner Sitzung am Montag für eine Überraschung. Das Gremium trägt die umstrittenen Pläne zur Schließung der Förderschule An der Schaperdrift in Oedeme und den gleichzeitigen Ausbau der Johannes-Rabeler-Schule in der Innenstadt zu einem Förderzentrum nicht mit. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder schlug sich damit auf die Seite vieler Eltern, die die schrittweise Aufgabe der Förderschule Schaperdrift durch den Landkreis ab dem kommenden Schuljahr nicht hinnehmen wollen.

Wie berichtet, soll das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung unter dem Stichwort Inklusion der Regelfall werden. Dazu verpflichtet eine UN-Konvention. So werden Förderschulen überflüssig, die seit Jahrzehnten Kinder mit Lernproblemen aufnehmen. So schreibt es auch das novellierte niedersächsische Schulgesetz ab dem Schuljahr 2013/2014 vor.

Die Mütter und Väter der Schaperdrift-Schüler feierten jetzt zwar einen unerwarteten Etappensieg in ihrem Widerstand, der am Ende jedoch nicht viel wert sein könnte. Denn der Landkreis ist Träger und entscheidet über die Zukunft der Schule in Oedeme und nicht die Stadt. Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) sieht nach der Entscheidung des Schulausschusses ohnehin keine veränderte Sachlage. "Das hat keinen Einfluss auf den Kreis", sagt er und glaubt nicht daran, dass die politische Mehrheit für seinen Plan aufgrund der Ablehnung in der Stadt nun auch im Kreistag wegbrechen könnte.

Peter Koch, Schuldezernent bei der Stadt, sagt, das Votum des Schulausschusses sei nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung für den Verwaltungsausschuss als zweithöchstem Gremium nach dem Stadtrat und den Schulgrundsatzausschuss, dem Vertreter von Stadt und Kreis angehören, und der am kommenden Montag, 23. April, hinter verschlossenen Türen tagt.

+++ Bitte den Eltern zuhören +++

"Es war von der Stadt eine Geste in Richtung Landkreis erwartet worden, dass das Konzept mitgetragen wird und Schüler aus Oedeme an der Johannes-Rabeler-Schule aufgenommen werden. Doch diese gibt es nun nicht", so Koch. Das habe aber keine Tragweite. Denn ihm zufolge müsse die städtische Johannes-Rabeler-Schule Förderschüler aus dem Kreis aufnehmen, wenn es die Landesschulbehörde so entscheide, sollte die Schaperdrift eines Tages abgewickelt sein.

Vater Kurt Meier aus Lüdershausen, der gegen die Schließung der Schaperdrift-Schule kämpft, ist zufrieden mit dem Beschluss des städtischen Schulausschusses. "Ich wünsche mir, dass jetzt endlich eine sachliche Diskussion entfacht wird. Ziel muss eine vernünftige Entscheidung sein, bei der nichts unnötig übers Knie gebrochen wird", sagt er. Es bestehe kein Handlungsdruck, weil noch Zeit bis 2013 ist, so Meier.

Vielmehr sollten die Kreistagsabgeordneten sich mit den Eltern an einen Tisch setzen, damit gemeinsam die Voraussetzungen für die Inklusion an Schulen geschaffen werden, sagt er. "Organisatorisch ist es ein Unding, in nur drei Monaten diese weit reichenden Veränderungen auf den Weg bringen zu wollen."

Denn die immer gleichen Argumente, die Schülerzahlen im Bereich der Förderschulen würden sinken, seien ihm zufolge mit falschen Zahlen unterlegt worden. "Es ist nicht außergewöhnlich, dass die Einschulungen in den Förderschulen in den vergangenen Jahren teilweise bis auf null zurückgegangen sind. Ein Wechsel von der Grund- beziehungsweise Regelschule in die Förderschule erfolgt in der Regel erst ab dem zweiten, dritten Schuljahr, nachdem sämtliche Versuche, die Kinder in den Grundschulen zu fördern, nicht den erwünschten Erfolg gebracht haben", sagt Meier.

Er kritisiert, dass sich einige Kommunalpolitiker mit der Thematik und den Folgen einer derart weit reichenden Entscheidung wie das Ende der Schule An der Schaperdrift nicht seriös und verantwortungsvoll auseinandergesetzt hätten.

So sahen es wohl auch Politiker im Schulausschuss der Stadt, sodass es zu der überraschenden Entscheidung mit fünf zu vier Stimmen gegen das Konzept für die Schulschließung kam. Mit Ja stimmten die beiden SPD-Vertreter, ein grünes Ausschussmitglied sowie der Elternvertreter, mit Nein die beiden CDU-Ausschussmitglieder, eine grüne Politikerin, der Vertreter der Rentnerpartei und der Lehrervertreter.

Peter Koch zufolge liege die Krux darin, dass der Landtag entschieden habe, dass es ab 2013 keine Förderschulen in der bisherigen Form mehr geben dürfe, während die kommunalen Verbände vehement kritisiert hätten, dass weder Räume noch sozialpädagogische Begleitung vorhanden seien. "Aber die Kommunen müssen den Beschluss aus Hannover umsetzen."

Ob das jetzt oder ein Jahr später passiere, würde nichts für die Schule An der Schaperdrift verändern, so Landrat Nahrstedt: "Wenn wir sie schließen, dann haben wir immer noch zwei Förderschulen, die kreiseigene Kurt-Löwenstein-Schule in Bleckede und die städtische Johannes-Rabeler-Schule. Das entspricht dem Schulgesetz."

Der Vorschlag, den Schulbetrieb in Oedeme auslaufen zu lassen, sei gut im Sinne der Kinder, meint er. Das Konzept kommt auch dem Landkreis zugute, der die Raumnot an seinem benachbarten Gymnasium lindern kann, weil Klassenzimmer frei werden.