Die ersten Stiefmütterchen, Hornveilchen und Bellis werden auf öffentlichen Flächen gepflanzt. Auch Wirtschaft und Bürger zeigen Engagement.

Lüneburg/Salzhausen. Die drei Männer in den orangefarbenen Warnwesten haben einen Plan: Die gelben Stiefmütterchen sollen in die Mitte des Beetes, die weißen Hornveilchen drum herum verteilt werden. Kistenweise schleppen sie die Frühblüher vom Anhänger zum Johanna-Stegen-Denkmal. Nach kurzer Zeit leuchtet es daneben weiß-orange. 320 Blumen haben die drei Gärtner in einer halben Stunde gepflanzt.

"Insgesamt 10 000 Blumen pflanzen wir 2012", sagt Gärtnermeister Oliver-Martin Freese von der Abwasser, Grün und Lüneburger Service GmbH (AGL). 23 000 Zwiebeln und einige Blumen wurden bereits im vergangenen Jahr in die Erde gebracht. "Fast jeder Krokus oder jede Narzisse, die geblüht haben, haben wir von Hand gepflanzt", sagt er. Was wo gepflanzt wird, ist in einem Plan, dem sogenannten Pflanzschema, genau vorgegeben. Eine Woche haben die Gärtner Björn Rohrbeck, Stephan Schulz und Marco Wedekind Zeit, um die komplette Innenstadt zu bestücken. Die Blumen kommen von einem Gärtner aus Hamburg und werden einen Tag vor dem Pflanzen angeliefert.

Am schwierigsten ist die Arbeit auf Verkehrsinseln. "An der Kreuzung am Salü muss man den Verkehr immer gut im Auge behalten. Dort macht das Pflanzen nicht sehr viel Spaß", sagt Freese.

Stiefmütterchen, Hornveilchen und Bellis bleiben jedoch nicht das ganze Jahr in den Kästen und Beeten der Stadt: Ende Mai werden Sommerblumen gepflanzt. Die Pflanzaktion lässt sich die Stadt 4800 Euro kosten. "Wir wissen, wie wichtig Blumen für das Gesamtbild der Stadt sind", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Darum gebe es auch den Balkon-, Giebel- und Vorgartenwettbewerb. Mit kleinen Präsenten sollen die Lüneburger animiert werden, Vorgärten, Balkone und Giebel schön zu bepflanzen und zu pflegen.

Ebenso grünt und blüht es in Beeten und Grünstreifen der Kommunen im Landkreis. Die wohlhabende Gemeinde Adendorf, am Stadtrand von Lüneburg gelegen, investiert in diesem Jahr wie üblich 4000 Euro in Neupflanzungen. Bauhofleiter Klaus-Peter Micheli und seine Mannschaft sind derzeit mit der Pflanzung von 3000 Stiefmütterchen und Hornveilchen beschäftigt. "Ein anstrengender Job", so Bauhofleiter Micheli. "Stiefmütterchen pflanzen wir bevorzugt, weil sie lang halten und pflegeleicht sind." Der verbleibende Etat fließt in die Anpflanzung von Sommerblumen.

Der Pflegetrupp der Gemeinde kümmert sich von Anfang April bis Ende Oktober um die Pflege der öffentlichen Verkehrsflächen, das sogenannte Straßenbegleitgrün. Dazu zählen Pflanzflächen, Rasenflächen und Bäume, die Straßen, Radwegen und Fußwegen innerhalb der Kommune. Daneben gibt es Kommunen mit weniger Sinn für das Blühende. Jahrelang hat sich Gärtnermeister Gerd Brümmel über die "halbgare" Bepflanzung in Deutsch Evern geärgert und schließlich ein Abkommen mit der Gemeinde getroffen. "Ich bepflanze auf eigene Kosten von März bis Oktober vier Beete in der Kommune." Zum Dank darf er zwei Beete als Werbefläche nutzen. Die Gemeinde ihrerseits übernimmt die Bewässerung der Pflanzen.

Ehrenamtliches Engagement zeigt die Ortshandwerkerschaft in Amelinghausen. Ihr ist die Verschönerung des Ortes ein Anliegen. Seit einigen Jahren hängen Blumenampeln an den Straßenlaternen. "In diesem Jahr werden es 36 mit Geranien bepflanzte Ampeln sein, die wir selbst pflegen", sagt Elektro-Meister Gunter Ludolph. Die Kosten für Anschaffung und Unterhaltung schätzt er auf 1000 Euro. Um nicht auf den Gesamtkosten sitzen zu bleiben, bitten die Handwerker Anwohner um finanzielle Unterstützung der Aktion. Samtgemeindebürgermeister Helmut Völker freut sich über den Einsatz der Bürger. "Viele bepflanzen nicht nur ihre Gärten schön, sondern auch die öffentlichen Grünstreifen vor dem eigenen Gartenzaun." Abgesehen davon finanziert die Samtgemeinde die Beschaffung von Blumen und Sträuchern sowie deren Pflege auf einigen ausgesuchten Beeten der Gemeinde.

Ein ähnliches Ampelprojekt existiert in Salzhausen. "Eine attraktive und lebenswerte Gemeinde kann nicht nur von öffentlicher Hand geschaffen werden. Der Beitrag von Bürgern und Wirtschaft ist wichtig", sagt Manfred Nienstedt vom Verkehrs- und Kulturverein Salzhausen (VKV). Neben den 3600 Stiefmütterchen, die aktuell die Gemeinde verschönern, werden auch in diesem Sommer 40 Blumenampeln den Ausflugsort schmücken. Der VKV geht mit einer Erstinvestition und der gesamten Organisation in Vorleistung - benötigt jedoch Unterstützung. "Eine Fünf-Jahres-Patenschaft kostet 75 Euro und beinhaltet Anschaffung und Pflege von Mai bis September", so Nienstedt. Ferner wird ein Schild unter dem Pflanzenkorb auf den Sponsor aufmerksam machen.