Acht Menschen starben 2011 auf den Straßen im Landkreis Lüneburg, 114 erlitten schwere Verletzungen. Die Polizei fordert mehr Blitzer.

Lüneburg. Weniger Unfälle, aber dafür mehr Schwerverletzte und Tote im Landkreis Lüneburg lautet eine Erkenntnis aus der Verkehrsunfallstatistik, die Hans-Jürgen, Felgentreu Leiter der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen gestern vorstellte. Acht Menschen haben im vergangenen Jahr ihr Leben bei Verkehrsunfällen im Landkreis verloren, 114 erlitten schwere Verletzungen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von mehr als elf Prozent. "In diesem Bereich ist der positive Trend der vergangenen Jahre ins Stolpern gekommen", sagt Andreas Dobslaw, der bei der Polizeiinspektion für das Fachgebiet Verkehr zuständig ist. Dennoch stehe der Landkreis Lüneburg mit seinen Zahlen besser als der Landesdurchschnitt da.

Zwar hätten sich im vergangenen Jahr 48 Unfälle weniger als 2010 ereignet, insgesamt steigt das Verkehrsaufkommen jedoch seit Jahren. Immer mehr Autos befahren die Straßen der Region. Deutlich zugenommen hat auch der Schwerlastverkehr. Viele Fernfahrer weichen auf die Land- und Kreisstraßen aus, um der Mautpflicht zu entgehen. Aus Sicht der Polizei ist die Hauptursache für Unfälle im Straßenverkehr überhöhte Geschwindigkeit. "Das Geschwindigkeitsniveau ist gestiegen. Auch wenn die technische Ausstattung der Autos sich immer weiter verbessert, kann diese Entwicklung letztlich nicht jedes Tempo wettmachen", sagt Andreas Dobslaw.

Nachdem in den Vorjahren die Zahl der Baumunfälle rückläufig war, endeten 2011 74 Autofahrten und damit fast fünfmal so viele wie 2010 an einem Baum. "Das Thema ist anscheinend noch nicht in den Köpfen der Autofahrer angekommen. Aber niemand würde mit Tempo 100 durch den Wald laufen, weil es viel zu gefährlich ist", sagt Andreas Dobslaw. Der Verkehrsexperte der Polizei hofft auf neue Konzepte aus der Politik, um dem Problem zu begegnen. Diskutiert werde unter anderem das gezielte Ersetzen von Bäumen an Unfallschwerpunkten durch Büsche, die den Aufprall abfangen. Inzwischen fordern zudem Versicherungen ein Tempolimit auf Landstraßen, um die Unfallkosten zu senken.

Gestiegen ist die Zahl derjenigen, die sich betrunken oder unter Drogeneinfluss hinters Steuer gesetzt haben im gesamten Inspektionsbereich. Elfmal konnten die Beamten in Lüneburg bei einem Unfallverursacher den Konsum illegaler Drogen nachweisen. 2010 wurden nur drei Fälle registriert. Den deutlichen Anstieg will Hans-Jürgen Felgentreu richtig eingeordnet wissen. "Wir haben im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt auf die Drogenerkennung im Straßenverkehr gelegt und viele Mitarbeiter zu dem Thema geschult und fortgebildet. Das wird in der Aufklärung deutlich", sagt Polizeichef Felgentreu. Andreas Dobslaw hat festgestellt, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer verändert hat. "Eine rote Ampel zu überfahren gilt heute als Kavaliersdelikt."

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Sorgen macht der Polizei auch, dass mehr als 950 Autofahrer im vergangenen Jahr Unfallflucht begangen haben. Damit stagniert die Zahl im Vergleich zu 2010 auf mittlerem Niveau.

Künftig will die Polizei besonders zwei Phänomene im Auge behalten. Zum einen wird in den kommenden Jahren mit einem weiteren Zuwachs an Radfahrern im Straßenverkehr gerechnet. "Momentan gibt es Diskussionen um die Höchstgeschwindigkeit bei E-Bikes und eine mögliche Helmpflicht. Auch auf die Verkehrsraumplanung wird das Auswirkungen haben", sagt Dobslaw. Zum anderen beobachten die Beamten seit Jahren, dass das Gros der Motorradfahrer immer älter wird. Besonders viele Unfälle mit Motorradfahrern ereignen sich in der Gemeinde Amt Neuhaus.

Unzufrieden mit der Wirkung von Präventionsmaßnahmen zeigte sich Roland Brauer, Leiter Einsatz der Polizeiinspektion. "Die Polizei hat sich gemeinsam mit dem Klinikum und anderen Partnern im vergangenen Jahr an Initiativen wie 'Runter vom Gas' beteiligt und das hat bislang offenbar wenig genützt." Deshalb will Brauer künftig wieder mehr auf Kontrollen setzen.

Ein anderer Weg, um Autofahrer zum Bremsen zu zwingen sind Blitzer. "Der Landkreis Uelzen macht es vor. Dort haben wir im vergangenen Jahr eine positive Bilanz. Die Unfallzahlen und die Zahl der Toten und Verletzen ist gesunken. Das liegt an einem veränderten Verkehrskonzept", sagt Polizeichef Felgentreu. Dazu gehören auch 18 stationäre Geschwindigkeitsmessgeräte, die unter anderem an der B 4 und der B 71 stehen. Auch im Landkreis Lüneburg kann sich Felgentreu für mehr Sicherheit im Straßenverkehr weitere Blitzer vorstellen. Auf der Strecke zwischen Melbeck und Ebstorf etwa oder in Richtung Neetze sieht der Polizeichef noch Bedarf.