Mag sein, dass dem einen oder anderen die Vorstellung, künftig auch bei der Ausübung seines Ehrenamtes in den Gemeinderäten "online" zu sein, nicht so ganz behagt: Wer möchte schon immer und überall unter Beobachtung stehen? Und doch, das Ratsmandat ist eines, das der Anbindung an das Wahlvolk in besonderer Weise bedarf - nur wer als Amtsträger Rückmeldung gibt, wird den Exodus der Wähler und ihre Politverdrossenheit stoppen können.

Bisher sind die Ratspolitiker bei den meisten Debatten jedoch unter sich: Kaum ein Bürger lässt sich bei den öffentlichen Sitzungen blicken. Alles, was hier Abhilfe verspricht, kann nur weiterhelfen - zumal derzeit so manche Debatte allzu langatmig daher kommt. Es ist alles schon mal gesagt, nur noch nicht von jedem - dieser Grundsatz prägt leider viele Aussprachen in den Räten.

Wenn dann zusätzlich der Umgangston in Einzelfällen durch verbale Ausfälle leidet, ist ein Grund vermutlich auch darin zu sehen, dass man sich hinter verschlossenen Türen in vertrauter Runde wähnt. Auch damit wäre Schluss, wenn der Wähler draußen am PC jederzeit mithören könnte.

Das Risiko, Persönlichkeitsrechte des Bürgers zu verletzen, scheint dagegen minimal: Der Rat debattiert über Grundsatzfragen, so steht es in der Kommunalverfassung. Sollten im Einzelfall doch einmal brisante Fragen abgearbeitet werden müssen, könnte man sie ohne Probleme in den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung verschieben. Was also spricht wirklich gegen eine Testphase in Sachen Livestream? Auch bezüglich der Kosten würde so ein Probebetrieb Klarheit bringen.