Im vergangenen Jahr waren zwei Männer vor einem Sportcafé in Lüneburg niedergeschossen worden. Drei Brüder stehen vor Gericht.

Lüneburg. Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen und großem Publikumsinteresse hat gestern vor dem Lüneburger Landgericht ein Prozess wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung begonnen. Angeklagt sind die drei Brüder Ahmet A. und Alihan A. aus Bardowick sowie Tahsin A. aus Ebstorf.

Die Staatsanwaltschaft wirft den 30, 39 und 53 Jahre alten Kurden mit deutschem Pass vor, am 5. Oktober 2011 vor einem Sportcafé in der Lüneburger Innenstadt zwei Männer durch Schüsse schwer verletzt zu haben. Anlass zu dieser Tat soll eine Auseinandersetzung am Vortag gewesen sein, die die Angeklagten mit einem der Opfer gehabt haben sollen. Dabei sei einer der Brüder verletzt worden. Daraufhin sollen Ahmet A., Alihan A. und Tahsin A. beschlossen haben, den Mann und seinen Geschäftspartner aus Rache zu töten.

Zu Beginn der Verhandlung vor der 4. Strafkammer des Landgerichts wurde Panagiotis S., der auch als Nebenkläger in dem Prozess auftritt, als Zeuge gehört. Der 37-Jährige, der in Lüneburg unter anderem ein Sportwettencafé und einen Imbiss betreibt, kennt die Brüder A. seit einigen Jahren. Das Verhältnis sei nicht gut gewesen, nachdem er vor zwei Jahren ein Geschäft im Rotlichtmilieu, das ihm die Brüder vorgeschlagen hätten, abgelehnt habe.

"Ich habe eine gewerbliche Zimmervermietung Hinter der Sülzmauer. Einige der Zimmer waren frei und die Brüder boten mir Frauen dafür an, aber ich hatte ein anderes Angebot", sagte der Lüneburger auf die Frage des Vorsitzenden Richters, Franz Kompisch, um welches Geschäft es sich dabei konkret gehandelt habe.

+++ Dritte Anklage nach Schüssen vor Sportcafé in der Innenstadt +++

Einen Tag vor der Schießerei in der Lüneburger Innenstadt kam es zu einer Auseinandersetzung. Dabei sei sein Geschäftspartner Nenad G. von Ahmet und Alihan A. angegriffen worden. Außerdem habe ihn Ahmet A. mit Pfefferspray attackiert, sagte Panagiotis S. in der Verhandlung. Am Tag darauf hätten sich die Brüder im Imbiss gemeldet und mit "Problemen" gedroht.

Die Brüder trafen sich laut Anklageschrift am 5. Oktober 2011 in der Bardowicker Wohnung mit fünf weiteren Männern und fuhren auf der Suche nach Panagiotis S. und Nenad G. durch Lüneburg. Sie trafen jedoch nur Panagiotis S. vor dem Sportwettencafé an. Zwei Schüsse in die Beine soll Ahmet A. auf das Opfer abgefeuert haben. "Ahmet A. hat mit dem ausgestreckten Arm auf mich gezielt und dann spürte ich ein heißes Gefühl, als er mir in die Füße geschossen hat", beschrieb Panagiotis S. den Angriff vor Gericht.

Um seine Flucht zu verhindern, schoss Ahmet A. noch einmal auf den Griechen. Die Kugel verfehlte das Herz nur knapp. Mit schwersten Verletzungen gelang es dem Opfer, in das Sportcafé zu fliehen. Dort verbarrikadierte er die Tür, bevor er zusammenbrach. Nur durch den Einsatz des Notarztes und verschiedene Operationen, unter anderem musste ihm eine Kugel aus der Lunge entfernt werden, überlebte der Mann den Angriff. Noch heute leide er unter den Folgen der Verletzungen, gab Panagiotis S. an.

+++ Lüneburger Wettbüro-Chef niedergeschossen +++

Nachdem der Imbissbetreiber in das Café, das mit Überwachungskameras ausgestattet ist, entkommen war, richtete sich die Aufmerksamkeit der Angeklagten auf Konstaninos P., der zufällig Zeuge des Angriffs auf den 37-Jährigen geworden war. Mit dem Vorfall am Tag zuvor hatte er nichts zu tun. Als der Grieche zu flüchten versuchte, schoss Ahmet A. ihm in den Rücken.

Alihan A. und Tahsin A. verfolgten und stellten den Mann. Sie schlugen auf den Verletzten ein. Ahmet A. zielte mit einer Pistole auf den inzwischen am Boden liegenden Konstatinos P., während seine Brüder auf den Mann eintraten. Während Tahsin A. zu einem weiteren Tritt ausholte, drückte Ahmet A. ab, die Kugel, die eigentlich für Konstantinos P. bestimmt war, bohrte sich in Tahsin A.s Oberschenkel.

Als sich ein Anwohner einmischte, ließen die Brüder von ihrem Opfer ab und flohen vom Tatort. Tahsin A. ließ sich die Schusswunde später im Lüneburger Krankenhaus behandeln.

Die Angeklagten, die nach der Tat verhaftet wurden, sitzen seit Ende 2011 in Untersuchungshaft. Zu den Vorwürfen wollten sie sich am ersten Prozesstag nicht äußern.

Die Verhandlung wird heute um 9.30 Uhr im Saal 21 fortgesetzt. Insgesamt zwölf Verhandlungstage sind angesetzt, das Gericht hört zwei Sachverständige und 13 Zeugen, darunter auch Nenad G. und Konstaninos P.