Die öffentlichen Theater sind dauersubventioniert, schimpft der Bund der Steuerzahler auf einmal. Als ob das eine Neuigkeit wäre, die wir Steuerzahler erst jetzt mit Schrecken erfahren. Die Theater hätten viel zu niedrige Kostendeckungsgrade, ruft die "Schutzvereinigung aller Steuerzahler" empört, Kosten und Erlöse stünden in extremem Missverhältnis. Kurz: Dies sei kein Zustand, der auf Dauer akzeptiert werden könne.

Entschuldigung, aber da muss es ein Missverständnis geben. Seit wann geht es bei öffentlichen Bildungseinrichtungen um Kostendeckung? Wenn die Schutzvereinigung der Steuerzahler allen Ernstes fordert, die Wirtschaftlichkeit der Theaterbetriebe durch "eine angemessene Erhöhung der Eintrittspreise und eine sinnvolle Verringerung der Anzahl der Spielstätten" zu gewährleisten, dann muss bald eine Schutzvereinigung für Kulturgüter her.

Wie hoch die Ticketpreise wären, wenn die Häuser sich selbst finanzieren müssten, ist leicht auszurechnen. Und wie viele Menschen sie sich dann leisten könnten, auch.

Theater ist aber kein Multiplexkino und keine Unterhaltungsmaschine wie reine Musicalbetriebe. Wer gegen öffentlich geförderte Theater ist, kann auch gegen Büchereien und Schulen sein. Darf keine Schriftsteller fördern und keine Filme. Keine Kunstausstellungen und keine Volkshochschulen.

Wenn der Steuerzahlerbund schreibt, das Motto könne nicht generell lauten, "The show must go on", dann unterliegen die Damen und Herren einem eklatanten Irrtum: Im Theater geht es nicht um Show. Sondern um kulturelle Bildung, Bewusstwerdung und Zurechtfindung in Gesellschaft und Gegenwart.