Lebenslanges Lernen, Teil 4: Spezielle Weiterbildungsangebote für Frauen in Lüneburg. Gefragt sind Kurse für Berufsrückkehrerinnen.

Lüneburg. Früher blieb Mutti gern mal zu Hause, auch wenn die Kinder flügge waren. Heute ist das ganz anders. Viele Frauen wollen - oder müssen - nach einer Familienphase wieder zurück in den Beruf, sei es aus wirtschaftlichen Zwängen oder aus Gründen der Selbstverwirklichung. Auch politisch ist die schnelle Rückkehr von Frauen in den Job erwünscht - Stichwort Fachkräftemangel und Frauenquote. In Lüneburg boomen deshalb spezielle Weiterbildungsangebote für Frauen. Und zwar sowohl solche, die sich an Berufsrückkehrerinnen richten als auch diejenigen, die weibliche Arbeitskräfte fit für Führungspositionen machen sollen.

Angeboten werden entsprechende Kurse von nahezu jeder Erwachsenenbildungseinrichtung in Lüneburg, sei es der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB), die Volkshochschule (VHS), die Heimvolkshochschule, die Evangelische Erwachsenenbildung, die Koordinierungsstelle Frau & Wirtschaft oder das "Bildung und Projekt Netzwerk" Bupnet. Auch die Weiterbildungsakademie DAA, die Handwerkskammer, die Industrie- und Handelskammer und die Gewerkschaften bieten spezielle Qualifikationskurse für Frauen an.

Trotzdem sind immer noch zu wenig Frauen berufstätig. Nur 47,8 Prozent der Frauen im Landkreis Lüneburg waren nach Angaben der Arbeitsagentur im Jahr 2010 sozialversicherungspflichtig angestellt. Eine Leitungsfunktion hatten die wenigsten. "In der ersten Führungsreihe gibt es in der Region nach wie vor kaum Frauen", sagt Brigitte Kaminski, Leiterin der Koordinierungsstelle Frau & Wirtschaft. Dies habe eine von der Koordinierungsstelle in Auftrag gegebene Studie der Leuphana Universität ergeben.

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Ein richtiger Renner sind Kurse, die Berufsrückkehrerinnen nach einer längeren Unterbrechung auf den neuesten Stand bringen sollen. "Wer ein paar Jahre Familienpause gemacht hat, tut sich in diesen Zeiten rasanter technischer Entwicklung sehr schwer, in den Beruf zurückzufinden", sagt Karin Friedrich von der Volkshochschule.

Doch nicht nur der verpasste Anschluss an Neuerungen ist für Berufsrückkehrerinnen ein Problem. Sabine Dahms, die im vergangenen Jahr nach elf Jahren Familienpause bei der VHS einen Ausbildungslehrgang zur kaufmännischen Mitarbeiterin absolviert hat, kennt die Schwierigkeiten. "Über die Jahre verliert man das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten", sagt sie. "Allein der Kontakt und der Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen waren für mich ungeheuer wertvoll."

Zehn Wochen dauerte der Lehrgang, nach dessen Abschluss Dahms zügig eine neue Anstellung gefunden hat. Die 45-Jährige hat sich für einen kompletten Neustart entschieden: Statt in ihrem eigentlichen Beruf als Hotelfachfrau arbeitet die zweifache Mutter nun als kaufmännische Mitarbeiterin.

"Die Arbeit im Hotel ist wegen des Schichtbetriebs nicht sehr attraktiv", sagt Sabine Dahms, "der Job als kaufmännische Mitarbeiterin ist dagegen gut vereinbar mit der Familie, da er häufig als Halbtagsstelle angeboten wird und man in der Regel pünktlich gehen kann."

Mit dieser Überlegung steht sie nicht allein da. "Viele Frauen suchen einen Job im kaufmännischen Bereich", sagt Melanie Wünsch, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Lüneburger Arbeitsagentur. "Der Markt ist deshalb ziemlich dicht und die Arbeitssuche nicht immer ganz einfach."

Flexibilität sei gefragt - sowohl von arbeitssuchenden Frauen als auch von den Arbeitgebern, die die Rahmenbedingungen der Jobs den speziellen Lebensumstände von (alleinerziehenden) Müttern anpassen müssten. "Familienfreundlichkeit ist häufig ausschlaggebender als ein hohes Gehalt", sagt Wünsch. Einen Hinweis auf gute Arbeitsbedingungen gebe das Familiensiegel, mit dem bislang rund 60 Betriebe der Region ausgezeichnet wurden. Eine Übersicht gibt es im Internet unter www.fami-siegel.de .

Auch wenn die Entwicklung grundsätzlich positiv sei, Melanie Wünsch sieht dennoch Verbesserungsbedarf. "Die Situation für Frauen ist besser als noch vor einigen Jahren, aber immer noch nicht wirklich gut", sagt sie. Während in anderen Städten flexible Teilzeitmodelle wie Job-Sharing oder Tele-Working - also arbeiten von zu Hause aus - gang und gäbe seien, sei in Lüneburg das klassische Bild der halbtags vormittags im Büro arbeitenden Mutter sehr verbreitet. Noch. "Gerade jüngere Frauen machen sich zunehmend Gedanken, welche Modelle für sie infrage kommen könnten", glaubt Wünsch.

Häufig hake es aber an der Kinderbetreuung. Wünsch: "Stadt und Kreis sagen zwar, es gebe ausreichend Plätze. Doch unserer Erfahrung nach haben viele Frauen Probleme, für ihre Kinder eine geeignete Betreuung zu finden."

In Teil 5 unserer Serie erzählt ein Schornsteinfeger von seiner Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater