Flieger wollen jetzt eine Verlängerung des Pachtvertrags für den Flugplatz beantragen. Eine Unterschriftenaktion stößt indes auf Kritik.

Lüneburg. Der Lüneburger Luftsportverein (LVL) möchte so schnell wie möglich eine Verlängerung des Pachtvertrags für sein Gelände an der Zeppelinstraße unter Dach und Fach bekommen. Am 23. März steht das Thema Flugplatz auf der Tagesordnung des Stadtrates, doch bis dahin will der LVL gar nicht mehr warten, sondern sofort handeln. "Wir werden im Rathaus konkret den Antrag stellen, unseren Vertrag zu verlängern", sagt der LVL-Vorsitzende Richard Meier. "Wir hoffen, dass Gespräche in Gang kommen."

Der aktuelle Pachtvertrag läuft 2015 aus. "Wir brauchen dringend Planungssicherheit, um weitere Maßnahmen auf dem Platz in Angriff nehmen zu können", sagt Meier. Erforderlich sei zum Beispiel die energetische Sanierung des Vereinsheims, doch Investitionen machten keinen Sinn, wenn der Vertrag nicht verlängert wird. Meier: "Auch in die Ausbildung junger Flieger können wir nicht einsteigen, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht." Und: "Man kann einen 62 Jahre alten Verein doch nicht einfach am ausgestreckten Arm verhungern lassen."

Die Sorge, dass das geschehen könnte, ist groß: Zu Beginn des Jahres hatte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) wissen lassen, dass er bereit sei, den Pachtvertrag noch einmal zu verlängern - dies jedoch nur unter der Bedingung, dass die Stadt ein jederzeitiges Zugriffsrecht auf die Fläche erhalte. Diese Position sei nicht neu, hatte Mädge zwar betont, so habe er sich schon bei anderer Gelegenheit geäußert. Seine Äußerung schlug dennoch Wellen.

Der Verein lud daraufhin die Fraktionsspitzen der im Rat vertretenen Parteien ein. Die Mitglieder wollten bei dieser Gelegenheit auf die eigene Situation aufmerksam machen. Und es habe sich auch etwas bewegt, meint Richard Meier. Die Situation aus seiner Sicht: "Die CDU will den Flugplatz erhalten, die Piratenpartei wolle das auch." Die Linken hätten ihre Meinung geändert, sie seien jetzt bereit, den Pachtvertrag um acht Jahre zu verlängern. Das gelte auch für die FDP. "Die SPD will ein Sonderkündigungsrecht, und bei den Grünen hatte ich den Eindruck, dass sie intern nicht ganz einer Meinung sind", sagt Meier.

Den vom Oberbürgermeister angenommenen Bedarf für weitere Gewerbeflächen im Industriegebiet Hafen sieht Meier derzeit nicht. "Ich glaube nicht, dass der Flugplatz in absehbarer Zeit für neues Gewerbe in Lüneburg gebraucht wird - jedenfalls nicht vor Baubeginn der A 39." Und bis die neue Autobahn komme, vergingen bestimmt noch zehn Jahre.

Mit verschiedenen Mitteln kämpft der Verein um den Erhalt des Flugfeldes - so hat er eine Postkartenaktion und eine Umfrage im Internet gestartet. Doch diese Aktionen stoßen auf massive Kritik bei der Bürgerinitiative gegen Fluglärm. Deren Vorsitzender Dieter Lange sagt: "In einer Art Kettenbriefaktion hat der LVL über die Vereins-Internetseite, in Foren, bei Facebook und twitter sowie in Fachzeitschriften deutschland- und europaweit zu einem Votum für den Flugplatz Lüneburg aufgerufen." Bis Mitte Februar hätten sich 3809 Befürworter an der Online-Petition beteiligt. Aus Australien, USA und Reunion seien Rückmeldungen eingegangen, ebenso 270 Meldungen aus Österreich, außerdem viele aus der Schweiz, Luxemburg und Belgien. Lange: "Von diesen derzeit 3809 Zustimmungen kommen aber nur 205 aus der Stadt und 104 aus dem Landkreis Lüneburg."

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Die Bürgerinitiative hält an ihrer grundsätzlichen Kritik am Flugplatz fest und hat jetzt ihrerseits die Ratsfraktionen angeschrieben. Die Gegner verweisen auf die Unfallgefahr durch die Fliegerei, auf die Lärmbelastung für die Anwohner, auf die geringe wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens für die Region und darauf, dass der Feuerwehrflieger zur Brandüberwachung seit Einführung eines elektronischen Überwachungssystems gegen Waldbrände an Bedeutung verloren habe. Die Unterschriftenaktionen des LVL halten die Mitglieder der Bürgerinitiative für "ominös".

Das sieht der erste Vorsitzende der LVL grundsätzlich anders. "Wir haben zwei Aktionen laufen. Das eine ist eine Unterschriftenaktion mittels Postkarte. Dabei können sich nur Bewohner aus der Region beteiligen. Wir haben bisher rund 3500 Rückläufe, darunter 750 Beteiligte aus dem Postleitzahlenbereich, in dem auch der Flugplatz liegt", erklärt Richard Meier.

Auch auf der Homepage des Vereins läuft eine Aktion, an der sich jeder Nutzer des Internets beteiligen kann, um seine Sympathie für den LVL zu bekunden. "Bisher haben wir online 4000 Befürworter. Da sind auch Menschen beispielsweise aus Österreich dabei, die etwas Ähnliches wie wir bei sich daheim erlebt haben. Nutzer aus dem weltweiten Netz können wir nicht ausschließen. Das Internet ist nun mal ein globales Instrument", sagt Meier.

Er setzt alle Hoffnungen auf Gespräche mit der Stadt. Meier: "Auch kleine Flugplätze werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Sie werden mehr und mehr eine Entlastungsfunktion für die großen Flughäfen in den Metropolregionen übernehmen."