Die Afrikanische Schweinepest breitet sich aus. Infizierte Tiere sterben nach nur wenigen Tagen. Die Jäger der Region treffen Vorsorge.

Lüneburg. Mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) befindet sich derzeit eine gefährliche und aggressive Tierseuche auf dem Vormarsch. Anders als der Name vermuten lässt, kommt sie nicht nur in Afrika, sondern auch auf anderen Kontinenten vor. Im vergangenen Jahr wurden erste Fälle aus St. Petersburg und Murmansk in Russland gemeldet. Nun bereiten sich Jäger und Veterinäre in der Region auf einen Ausbruch der Krankheit vor. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Seuche, die auch Wildschweine erfasst, nach Deutschland kommt. Ein Risiko für den Menschen ist nicht bekannt.

Derweil laufen im Hochsicherheitsstall am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems (Greifswald) die Untersuchungen auf Hochtouren. Forscher haben Wildscheine mit dem ASP-Virus infiziert, um die Symptome der Krankheit beobachten zu können. Zuvor noch muntere Sauen und kraftstrotzende Keiler taumelten hin und her, später standen sie mit mehr als 41 Grad Fieber apathisch in der Ecke und verweigerten die Nahrung. Nach wenigen Tagen waren alle erkrankten Tiere tot.

Das Virus befällt Wildschweine und Hausschweine. Die Tiere stecken sich gegenseitig an. Kreisjägermeister Hans-Christoph Cohrs fürchtet "verheerende Folgen" für die Jägerschaft Lüneburgs. Für die heimische Landwirtschaft erwartet er, der selbst als Landwirt Schweinemast betreibt, enorme volkswirtschaftliche Schäden.

"Sollte die Seuche kommen, dann ist das eine der schlimmsten Vorstellungen", sagt Torsten Broder, Vorsitzender der Lüneburger Jägerschaft. Er zeigt sich jedoch gelassen. "Für mich ist das noch ein Randthema. Bisher haben wir in unserer Ecke weder mit der klassischen noch mit der Afrikanischen Schweinepest zu tun."

Das ASP-Virus kann von Tier zu Tier, über verseuchte Essensreste wie Rohwurst oder durch verunreinigte Fahrzeuge übertragen werden. "Auch im Schuhwerk kann der Erreger eingeschleppt werden", sagt Anke Katrin Dreyer, Tierärztin beim Veterinäramt des Landkreises Uelzen. Deshalb müssten Jäger, die beispielsweise zur Jagd in russische Wälder reisen, peinlichst auf Hygiene achten.

"Das gilt ebenso für das Ausnehmen der Tiere", sagt Jäger Broder. Keinesfalls dürfe dies unsachgemäß in der Garage geschehen. Und Kreisjägermeister Cohrs fügt hinzu: "Unsere Schlachter sind hochqualifiziert und achten ausgesprochen auf Hygiene. Darüber hinaus sind wir Jäger uns unserer Verantwortung bewusst."

Denn auch wenn die Afrikanische Schweinepest hier noch nicht aufgetreten ist, die klassische oder Europäische Schweinepest - sie ist seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt und zählt zu den bis heute gefährlichsten Schweinekrankheiten - ist ständiges Gesprächsthema unter den Jägern. "Die Schwarzwildbestände müssen beständig bejagt werden, denn je weniger Wildschweine es gibt, desto geringer ist das Risiko einer Seuche", sagt Cohrs.

Infizierte Wildschweine bilden ein Sammelbecken für das Virus und spielen eine wichtige Rolle in der Verbreitung beider Seuchen. In Europa wird die Wildschweinpopulation auf 1,8 Millionen, in Deutschland auf etwa 500 000 Tiere geschätzt.

Tierärztin Anke Katrin Dreyer hat vor Kurzem einen Lehrgang zur Schweinepest in Hannover besucht. Dort habe sie Schweine gesehen, die an der Europäischen Schweinepest erkrankt waren. Lehrbuchmäßig seien die von den infizierten Tieren gezeigten Symptome nicht ausgefallen. "Man kann oftmals nicht erkennen, ob ein Tier erkrankt ist oder nicht", sagt Dreyer. "Die ASP hingegen fällt wesentlich aggressiver aus. Befallene Schweine sterben innerhalb von fünf bis sieben Tagen."

Die Tierärztin kritisiert die Art, wie Jäger ihrer Ansicht nach das Schwarzwild bejagen. "Um den Bestand erfolgreich zu dezimieren, sollten mehr Jungtiere geschossen werden. Stattdessen werden erfahrene Leitbachen geschossen, die normalerweise die Rotte führen, ortstreu sind und im Revier bleiben." Eine führungslose Gruppe von Wildschweinen sei nicht zu kontrollieren, weder hinsichtlich ihres Bestands noch möglicher Krankheiten. "Ich wäre glücklich, wenn das Thema Tierseuche ein wenig mehr Raum in der Jägerschaft einnehmen würde. Leider werden wir Amtstierärzte nicht so häufig gefragt." Mit der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes gegen das Virus ist den Experten zufolge in den kommenden Jahren nicht zu rechnen. Möglicherweise jedoch mit ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest in Deutschland.

2007 wurden erste Fälle aus Georgien gemeldet. Seitdem breitet sich die Seuche in Richtung Norden aus - nach Angaben des russischen Veterinärdienstes im Durchschnitt mit 350 Kilometern pro Jahr. Dies sei in hohem Maße besorgniserregend.

In einem Aufsatz aus dem Friedrich-Loeffler-Institut, erschienen 2011 in der Tierärztlichen Umschau, schreibt die Tierärztin Sandra Blome: "Es besteht das Risiko, dass die Seuche auch in die Europäische Union eingeschleppt werden kann." In einem Interview des Deutschlandradios sagte sie: "Wir haben vor allem Angst, dass es in die Wildschweinpopulation getragen wird. Da man diese Erkrankung weder behandeln kann noch ein Impfstoff dagegen existiert, wissen wir nicht, wie man das unter Kontrolle bekommt."