Neue Serie: “Lebenslanges Lernen in Lüneburg“. Thema heute: Wie sich der regionale Arbeits- und Ausbildungsmarkt verändert hat.

Lüneburg. Der Takt wird schneller. Immer rasanter ändert sich der globalisierte Arbeitsmarkt, immer stärker wird der Druck. Wer mithalten möchte, muss sich ständig weiterbilden und höher qualifizieren - eine große Herausforderung für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die Politik. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Das war gestern. Heute ist lebenslanges Lernen angesagt.

In unserer neuen Serie "Lebenslanges Lernen in Lüneburg" zeigen wir zunächst auf, wie sich die Wirtschaftskrise, der zunehmende Fachkräftemangel , die demografische Entwicklung und die rasante technische Weiterentwicklung auf den Lüneburger Arbeits- und Ausbildungsmarkt auswirken. In den folgenden Teilen stellen wir dann Lüneburger vor, die in Sachen Bildung neue Wege beschreiten und so neuen Schwung in ihr (Arbeits)leben bringen.

Ob an der Leuphana Universität, bei der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder der Arbeitsagentur - der Umbruch ist überall deutlich zu spüren, die Bereiche Aus- und Weiterbildung wurden und werden kontinuierlich umstrukturiert. "Ausbildung, Berufstätigkeit, Job - diese Zeiten des klassischen Berufswegs sind in jeder Hinsicht vorbei", sagt Heiko Franken, Geschäftsführer der Professional School der Leuphana Universität, an der man seit April 2008 berufsbegleitend studieren kann. Das sieht Jörg Warnecke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, genauso. "Man muss sich heutzutage ständig weiterbilden", sagt er. "Früher konnte jemand, der beispielsweise acht Jahre bei der Bundeswehr gedient hat, meist ohne größere Probleme wieder in seinen Beruf einsteigen. Das ist heute undenkbar. Wer mehr als drei Jahre aus seinem Beruf raus ist, hat ohne Weiter- oder Fortbildungen kaum Chancen, nahtlos wieder einzusteigen."

Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten gibt es viele, dafür hat auch der Gesetzgeber gesorgt. Zum einen finanziell: "Es gibt wunderbare Fördermöglichkeiten von Seiten der Europäischen Union oder auch des Landes", lobt Volker Linde von der IHK. "So ist der Anreiz für Unternehmen deutlich höher, die Mitarbeiter weiterzubilden."

Ein anderes wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist die Bildungsdurchlässigkeit. So kann beispielsweise heute jeder fachgebunden studieren, der nach abgeschlossener Ausbildung mindestens drei Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat - auch ohne Abitur.

+++ Flexibel und durchlässig +++

Noch wird dieser Weg aber von nur wenigen Lüneburgern beschritten. "Die Umstellung des Bildungssystems und des Arbeitsmarkts muss erst noch in den Köpfen der Menschen ankommen", sagt Uni-Sprecher Henning Zühlsdorff. Dies sei auch an der Leuphana deutlich zu spüren. "Viele der Bachelor-Absolventen hasten direkt weiter ins Master-Studium." Dabei sei dies eigentlich nicht unbedingt sinnvoll. "In den USA gehen Studenten mit Bachelor-Abschluss fast durchweg erst einmal arbeiten, 60 bis 70 Prozent kommen dann irgendwann innerhalb der nächsten zehn Jahre wieder zurück zum Master-Studium und bringen sich auf den neuesten Stand", fügt Heiko Franken von der Professional School hinzu.

"Wir müssen umdenken", sagt Zühlsdorff. "Es ist heutzutage nicht mehr so wichtig, sich Fakten in den Kopf zu stopfen, die sind sowieso bald wieder überholt. Viel wichtiger ist es, Führungskompetenz und die Fähigkeit zur Problemlösung zu entwickeln."

Die Lüneburger Unternehmen haben sich im Gegensatz zu vielen Studenten auf den Wandel im Arbeitsmarkt schon ganz gut eingestellt, findet Volker Linde, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg. "Viele Unternehmen kommen aktiv auf uns zu, wollen ihre Arbeitnehmer weiterbilden", sagt er. "Sie schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen haben sie besser qualifizierte Mitarbeiter. Und zum anderen können sie ihre Mitarbeiter auch binden."

Dies wird in Zeiten des allseits beklagten Fachkräftemangels zunehmend wichtig. Und die Unternehmen lassen es sich was kosten, ihre Mitarbeiter zu halten. "Man lockt mit guten Gehältern", sagt Melanie Wünsch vom Arbeitsamt. Doch nicht nur finanziell müssen die Unternehmen Anreize schaffen. "Die Familienfreundlichkeit des Betriebs und auch Maßnahmen zur Gesundheitsprävention - zum Beispiel das Bezahlen des Fitness-Studios - sind häufig ausschlaggebend."

Der zweite Teil unserer Serie beschäftigt sich mit dem Thema "Studieren ohne Abi".