Mit Umweltschutz beschäftigen sich Lüneburger Firmen im Projekt Ökoprofit. Jetzt ist es in die zweite Runde gegangen, die Idee findet Anklang.

Lüneburg. Wenn Umweltschutz nicht nur Ressourcen schont und gut fürs Image ist, sondern sich auch in barer Münze auszahlt, müsste die Idee doch auch Anklang bei Unternehmen finden. Das dachten Landkreis und Vertreter der Lüneburger Wirtschaft und starteten 2009 das Projekt Ökoprofit, dass bereits in vielen deutschen Kommunen erfolgreich läuft. An der aktuellen Runde in Lüneburg nehmen neun Firmen aus der Region teil.

Über einen Zeitraum von etwa einem Jahr beschäftigen sich die Mitarbeiter der beteiligten Firmen in Workshops mit Themen wie Energieverbrauch, Abfall- und Wassermanagement und dem Umgang mit gefährlichen Stoffen und geben Erfahrungen aus ihren Betrieben weiter. "Im Laufe des Prozesses definieren die Firmen eigene Ziele, die sie erreichen wollen. Eine Kommission aus Vertretern von Landkreis, Industrie- und Handelskammer, Wirtschaftsförderung, Handwerkskammer und dem staatlichen Gewerbeaufsichtsamt begleitet die Firmen und schaut sich die Umsetzungen der Maßnahmen vor Ort an", sagt Silke Panebianco von der Klimaschutzleitstelle Lüneburg. Außerdem erhalten die Teilnehmer Auskunft, welche umweltrechtlichen Anforderungen an ihren Betrieb gestellt werden. Sind alle Anforderungen erfüllt, erhalten die Firmen das Ökoprofit-Zertifikat.

"In Zukunft werden Unternehmen auch nach ihrer Art zu wirtschaften bewertet", meint Jürgen Thiele, der mit seiner Firma Profi Musik Veranstaltungstechnik stellt. Seine Scheinwerfer leuchten mit umweltfreundlicher LED-Technologie, im Büro sorgen Steckerleisten dafür, dass kein Strom verbraucht wird, wenn die Geräte nicht genutzt werden. Nachhaltig wirtschaften ist dem Unternehmer ein persönliches Anliegen. Sein Mitarbeiter Marc Schülert sagt: "Wir mussten wirklich mit der Lupe nach Einspar- und Verbesserungsvorschlägen suchen." Der Firmensitz ist ein modernes Niedrigenergiehaus, das streng nach nachhaltigen Kriterien geplant und gebaut wurde. Schließlich haben Jürgen Thiele und Marc Schülert doch etwas gefunden, das man ein bisschen besser machen kann. "Wir haben festgestellt, dass das Licht im Treppenhaus immer sieben Minuten brennt und die Beleuchtungsdauer auf drei Minuten verkürzt."

Während Thiele, der das Ökoprofit-Zertifikat nur als Zwischenschritt zum noch anspruchsvolleren Ökozertifikat DIN 14001 sieht, beinahe optimale Wirkungsgrade erreicht, stehen andere Unternehmen noch am Anfang. Die Baumanagement-Firma NOM hat wie einige andere Ökoprofit-Teilnehmer die Beleuchtung in ihren Arbeitsbereichen von Halogen auf umweltschonendere LED-Lampen umgestellt. 1520 Euro weniger geben die Wittorfer nun pro Jahr für Energie aus. "Auch mit relativ einfachen und kostengünstigen Maßnahmen, lässt sich schon viel erreichen", sagt Daniel Vernillo, der die Unternehmer in den Workshops schult.

Birgit Jahneke, die im Hotel und Restaurant "Zum Roten Tore" arbeitet, ist überzeugt, dass zum Thema nachhaltige Betriebsführung noch Aufklärungsbedarf besteht. "Wir setzen auf Information und Motivation", sagt die Lüneburgerin. Die Mitarbeiter sind aufgerufen, Vorschläge abzugeben, wie der Arbeitsalltag ressourcenschonender gestaltet werden kann. In einem Wettbewerb wird die beste Idee prämiert. Auch die Preise - ein Fahrrad, eine solarbetriebene Uhr und eine schadstofffreie Reisetasche - dokumentieren, wie ernst der Betrieb den Umweltschutz nimmt. Die Einsparungen, die durch die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Thema Umweltschutz entstehe, ließen sich nur schwer beziffern, sagt Birgit Jahneke. Im Arbeitsalltag komme es auf die Einstellung jedes Einzelnen an.

Auch andere Firmen setzen auf Mitarbeiterbeteiligung. Der Maschinen- und Anlagenbauer Nordson zum Beispiel vergibt Prämien und Preise für aufmerksame Mitarbeiter. "Einem Mitarbeiter war aufgefallen, dass die Heizkörper in den Fluren liefen, obwohl die Ventile geschlossen waren. Wir haben die defekten Teile ausgetauscht", sagt Ralf Kämmerling, Umweltbeauftragter der Firma. Auch die Imbisskette Nordsee beteiligt sich am Projekt Ökoprofit und plant drei Veränderungen in der Filiale an der Großen Bäckerstraße. Die Heizungsanlage und die Klimaanlage sollen erneuert werden, außerdem soll ein neues Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung eingebaut werden. 100 000 Euro Investitionskosten sind dafür nötig. "Die Heizungsanlage macht sich bereits nach zwei Jahren bezahlt", sagt Siegfried Kaus von Nordsee.

Für viele Firmen ist das Engagement in Sachen Umweltschutz damit aber nicht beendet. Eine Reihe von Unternehmen, die in der ersten Runde an dem Projekt teilgenommen haben, haben sich unlängst in einem Netzwerk zusammengeschlossen. Mitglied im Ökoprofit-Club ist unter anderem die Gerätebaufirma Witte. Uwe Linhart, zuständig für das Umweltkonzept des Unternehmens aus Barskamp, ist überzeugt, dass die Firmen vom Austausch untereinander profitieren.