Der Erlös aus der Hohnstorfer Eiswette kommt dem Raddampfer “Kaiser Wilhelm“ zugute, der auf der Elbe mit einer ehrenamtlichen Crew fährt.

Hohnstorf/Elbe. Die beiden Eisgeschworenen nahmen ihren Job bei der Eiswette in Hohnstorf gestern ernst. Auch wenn sieben Grad plus und ein praktisch frostfreier Winter in den vergangenen Wochen für klare Verhältnisse sorgten, begutachten Schiffer Thomas Lohmann und Fischer Eckhard Panz die Elbe ganz genau. Sie kreuzten auf dem Schiff der Wasserschutzpolizei vor Hohnstorf, machten Abstecher auf die andere Flussseite nach Lauenburg, immer das Fernrohr im Anschlag. Keine Eisscholle auf der Elbe sollte ihnen verborgen bleiben. In ihrem Urteilsvermögen ließen sie sich nicht beeinflussen. Auch nicht von Ehrengast Landrat Manfred Nahrstedt, der verkündete, er habe seine Schlittschuhe doch lieber im Auto gelassen.

"De Elv geit!", verkündete Thomas Lohmann Gästen und Zuschauern auf der Anlegerbuhne beim Fährhaus erst, als er wirklich sicher war. Dass die Hohnstorfer sich auf den Sachverstand ihrer Eisgeschworenen verlassen können, machte Bürgermeister André Feit klar. "Beide sind mit Elbwasser großgezogen worden." Schiffer Lohmann ließ es sich nicht nehmen, an die Situation im vergangenen Jahr zu erinnern. "Damals hatten wir hier am Ufer viel Wasser. Das ist weg. Wir hatten einen Verteidigungsminister. Der ist weg. Und wir hatten einen Bundespräsidenten. Der ist fast weg." Bis zum 30. November konnten die Hohnstorfer wetten, ob die Elbe geht oder steht. Der Erlös kommt dem Erhalt des historischen Raddampfers "Kaiser Wilhelm" zugute, der auf der Elbe mit einer ehrenamtlichen Crew fährt.

Bundespräsident Christian Wulff tauchte bei der Eiswette immer wieder in Redebeiträgen auf. Kein Wunder, war er vor Jahren doch einst selbst Überraschungsgast, als er noch als niedersächsischer Landesvater in Hannover regierte. Ein Überraschungsgast ist Tradition - und Zielscheibe des Bürgermeisters, den er beim Matjesessen seinerseits aufs Korn nimmt.

In diesem Jahr traf es den Journalisten Malte Lühr, Ressortleiter Landkreis bei der Landeszeitung in Lüneburg, der sich selbst fragte, wie er bei aller Prominenz der Vorjahre, etwa Ministerpräsident David McAllister im vergangenen Jahr, Überraschungsgast werden konnte. Schließlich sei er nicht einmal berühmt genug, dass er eine Unternehmergattin kennen würde, die ihm mal eben 500 000 Euro leihe.

Feit begründete die Einladung damit, dass Lühr als Berichterstatter aus dem Landkreis gut zur Eiswette passe. "Er schreibt über aktuelle Themen aus dem Landkreis Lüneburg. Wenn die Kühe bei Ihnen also mal Blähungen haben oder wenn das Rohr verstopft ist oder die Bäume im Herbst zu viel Laub abwerfen dann rufen sie ihn ruhig mal an." Lühr riet dem Gemeindeoberhaupt: "Halten Sie es wie Ihre Parteifreundin Angela Merkel und suchen Sie sich endlich einen Typ-Berater. Der verpasst Ihnen endlich das angemessene Outfit für einen Deichfürsten von der Elbe."

Neben den launigen Wortbeiträgen blickte Feit als Bürgermeister auf die vergangenen zwölf Monate aus Sicht der Gemeinde zurück. Eine erfreuliche Entwicklung nehme das Baugebiet. Acht Grundstücke seien verkauft. Weniger erfolgreich laufe der Versuch, ein Altenwohnheim aufzubauen: "Die Gründe für die Absagen möglicher Investoren sind vielfältig, aber die meisten investieren lieber an zentraler gelegenen Orten." Investoren bezweifelten, dass sie genügend Fachkräfte nach Hohnstorf holen könnten. "Ein Investor berichtet mir von einem Altenheim in Lüneburg, das 180 Plätze hat, aber nur 120 belegen darf, da für die restlichen 60 die examinierten Altenpflegerinnen fehlen und nicht die Gäste."