Richtungswechsel der Stadt, Verlängerung des Pachtvertrags fraglich. Lüneburg schielt auf das sechs Millionen Euro teure Grundstück

Lüneburg. Im letzten Sommer war die Welt für die Mitglieder des Lüneburger Luftsportvereins (LVL) noch in Ordnung. Mit rund 5000 Gästen feierte der Verein im Mai 2011 sein Flugplatzfest - damals konnte sich vermutlich noch keiner der Vereinsmitglieder vorstellen, dass man schon ein halbes Jahr später um den Erhalt des Pachtgeländes im Industriegebiet Hafen würden kämpfen müssen.

Die Stadt hat die Fläche an der Zeppelinstraße an den LVL verpachtet - bis zum Jahr 2015 läuft dieser Vertrag noch. Doch es gibt Gegner in den Reihen des Stadtrats. "Mit der Stadtratsfraktion der Grünen ist eine Verlängerung dieses Pachtvertrages nicht zu machen", sagt Ulrich Blanck, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen. "Genau das haben wir auch in der letzten Amtsperiode des Rates bereits gesagt."

Bisher allerdings standen die Grünen mit ihrem Widerstand gegen den Landeplatz im Osten der Stadt ziemlich alleine da: Bis zur zurückliegenden Kommunalwahl im vergangenen September stellten SPD und CDU die Ratsmehrheit. In der CDU wollte man zwar überwiegend keine Ausweitung des Flugbetriebes an der Zeppelinstraße - grundsätzlich stilllegen wollte man den Platz aber auch nicht.

Jetzt scheint sich allerdings die Situation grundlegend zu verändern. Erstmalig ist Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD), der zeitweise sogar den Ausbau des Flugplatzes mithilfe von Fördermitteln der Europäischen Union prüfen lassen wollte, von dem Standort öffentlich abgerückt: Er sei bereit, den Pachtvertrag mit dem LVL unter Mitwirkung des Stadtrates noch einmal zu verlängern - dies jedoch unter der Bedingung, dass die Stadt ein jederzeitiges Zugriffsrecht auf die Fläche an der Zeppelinstraße erhalte.

Eine Abgabe an Investoren, die eine Neuansiedlung im Gewerbegebiet Hafen planen, hält auch Ulrich Blanck (Grüne) für sinnvoll. "Die Fläche ist schließlich rund sechs Millionen Euro wert, sie liegt in einem voll erschlossenen Gewerbegebiet. Ein Flugplatz im Osten der Stadt ist dagegen für die Anwohner zu gefährlich. Als der Platz in Betrieb ging und genehmigt wurde, waren noch nicht alle Nachbargrundstücke bebaut. Das ist inzwischen aber völlig anders", sagt er - und erinnert an einen Zwischenfall beim letzten Flugplatzfest: Damals kam ein historischer Motorflieger beim Landanflug ins Straucheln und landete schließlich kopfüber aus dem Rasen. Verletzt wurde bei diesem Flugunfall allerdings niemand.

Völlig überrascht von der neuen Entwicklung ist Richard Meier, 1.Vorsitzender des Luftsportvereins (LVL). Der LVL betreibt und unterhält die Graslandebahn mit einer Länge von 980 Metern, die Hangars und den Tower, der an Wochenenden besetzt ist, aus vereinseigenen Mitteln. "Die Aussage des Oberbürgermeisters ist neu und entspricht nicht dem, was er bisher dem Verein gegenüber vertreten hat. Bisher war er dafür, dem Betrieb der öffentlichen Verkehrseinrichtung in Lüneburg weiter zu ermöglichen", sagt Meier. Auch die Grünen hätten sich auf Ebene des Landkreises in ihrer Koalitionsvereinbarung mit der SPD quasi zum Flugplatz bekannt, sagt Meier. "In der Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2010 wurde vereinbart, dass nach einem neuen Standort für den Flugplatz nicht gesucht werden soll."

Die Verlängerung des Pachtvertrages unter der Bedingung, dass die Stadt das Gelände erhält, sobald sich ein Investor dafür interessiert, ist für Meier keine gute Option. "Da haben wir keine Planungssicherheit und können auch nicht investieren. Der Verein blutet aus, wenn seine Zukunft an diesem Standort so unsicher ist, zumal wir keine Alternative haben. Wir können nicht nach Uelzen übersiedeln, wie so oft vorgeschlagen wird. Der Platz dort reicht für uns alle nicht aus. Der Verein in Uelzen könnte wohl einzelne unserer Mitglieder aufnehmen, aber nicht den gesamten Lüneburger Verein", sagt der 1. Vorsitzende des LVL. Er möchte die Vorsitzenden der Ratsfraktionen noch in diesem Monat zu Gesprächen einladen, um den Politikern die Situation des Vereins zu erläutern.

Zu Gesprächen ist Ulrich Blanck von den Grünen durchaus bereit. "Allerdings liegen unsere Positionen in der Sache doch ziemlich weit auseinander. Und was die Koalitionsvereinbarung auf Kreisebene zwischen SPD und den Grünen angeht, so enthält sie aus meiner Sicht keine generelle Zusage zur Verlängerung des Pachtvertrages mit dem LVL. Die dort enthaltene Festlegung gilt nur für das regionale Raumordnungsprogramm, dafür ist der Landkreis zuständig", sagt Blanck.

Positiv überrascht von der Wende in Sachen ist Flugplatz ist Dieter Lange von der Lüneburger Bürgerinitiative gegen Fluglärm. "Die Position, die der Oberbürgermeister jetzt vertritt, ist neu. Für mich ist das ein Zeichen der Hoffnung für die Anwohner. Aus meiner Sicht müsse dies bedeuten, das der Flugplatz mittelfristig Vergangenheit ist - das entspricht auch den Aussagen der grünen Stadtratsfraktion, die jetzt mit der SPD im Rat eine Gruppe bildet", sagt Lange.

Richard Meier dagegen möchte den Kampf nicht aufgeben. "Noch sind die Positionen in der Sache nicht so festgefahren, denke ich, noch kann man darüber reden. Schließlich wären von einer solchen Entscheidung auch Gewerbetreibende aus der Region betroffen, die ihr Flugzeug bei uns auf dem Platz starten und landen", sagt er.