Nach 854 000 Euro Gewinn aus 2009 drohen allerdings für 2011 Verluste durch die Wirtschaftskrise

Lüneburg. Nach einem schlechten Jahr 2008 hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg ihr Geschäftsjahr 2009 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Für die kommenden zwei Jahre rechnet die Kammer allerdings wieder mit Verlusten. Die Ursache sind sinkende Einnahmen aus Beiträgen der Kammermitglieder, bedingt durch die aktuelle Wirtschaftskrise.

Mehr als 500 000 Euro Verlust standen am Ende des Jahres 2008 unter der Rechnung der Kammer. Das Ergebnis von 854 000 Euro Plus für das Jahr 2009 nannte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert gestern daher "sehr erfreulich".

Zwar hat die Kammer mit ihrem Alltagsgeschäft 79 000 Euro Verlust gemacht, kommt aber auf Gewinne durch Wertpapiere und Finanzanlagen von knapp 1,5 Millionen Euro. Die Industrie- und Handelskammer hat davon profitiert, dass sich die Aktienmärkte im vergangenen Jahr wieder erholt haben und hat so von den 992 000 Euro Abschreibungen auf ihr Anlagevermögen 2008 einen großen Teil wieder zurücknehmen können: immerhin 735 000 Euro.

Geld gespart hat die IHK im vergangenen Jahr vor allem bei den Personalkosten: 315 000 Euro weniger hat die Kammer 2009 für Gehälter ausgegeben, weil frei werdende Stellen entweder gar nicht, später, mit befristeten oder für die IHK günstigeren Verträgen wiederbesetzt wurden.

Ganz abgebaut hat die Kammer 1,5 Stellen von 93,5. "Diese Politik werden wir zukünftig fortsetzen", kündigte Zeinert an. Der "strikte Sparkurs" der IHK werde fortgesetzt, den die Kammer aufgrund erwarteter Einnahme-Einbrüche eingeschlagen hatte.

Positiv auf die Bilanz ausgewirkt hat sich nach Aussage des Hauptgeschäftsführers auch der Wiedereintritt in den Versorgungsverband VDW: Den hatte Zeinerts Vorgänger im Amt, Wolfram Klein, gekündigt. Jetzt ist die IHK dort rückwirkend wieder Mitglied und erwirtschaftet laut Zeinert jährlich ein positives Saldo von rund 100 000 Euro: 500 000 Euro zahlt die Kammer an Beiträgen, 600 000 Euro erhält sie aber an Erstattungen.

Die früheren Zusagen an Altersversorgungen für ihre Mitarbeiter kommen die Kammer immer noch teuer zu stehen: Von 29,4 Millionen Euro Bilanzvolumen sind 16,5 Millionen Euro in Rückstellungen für Pensionen gebunden. Aufgrund von Vorgaben aus dem Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts muss die IHK dafür rund fünf Millionen Euro mehr zurückstellen, sie verteilt die Zahlungen auf 346 000 Euro jährlich für die nächsten 15 Jahre.

"Das belastet zunächst nicht unsere Erfolgsrechnung, weil wir Rücklagen haben", sagte Zeinert. "Sie reichen bis 2018." Zudem soll - wie berichtet - noch im Juni eine neue Altersversorgung unterschrieben werden, die für die Kammer weit günstiger ausfallen wird als die alte von 1976.

Ebenfalls bedingt durch gesetzliche Vorgaben muss die IHK zusätzlich 234 000 Euro in einen Topf für Beihilfen für wenige aktive und ehemalige Mitarbeiter zahlen, die Summe schlägt ebenfalls als außerordentlicher Aufwand 2009 zu Buche.

Negativ entwickelt hat sich im vergangenen Jahr die Einnahmen-Seite der Körperschaft: Rund eine Million Euro weniger an Beiträgen flossen in die IHK-Kasse. "Wir spüren erste Auswirkungen der Wirtschaftskrise", sagte Zeinert. Das werde sich 2010 und 2011 fortsetzen, denn wirtschaftliche Entwicklungen wirken mit jeweils zwei Jahren Verspätung auf den Kammerhaushalt, erklärte Zeinert.

Der Kammer stehen damit nach 2008 zwei weitere schwierige Jahre bevor: Für das laufende Jahr rechnet die IHK nach Zeinerts Angaben mit einem weiteren Rückgang der Beiträge von 350 000 Euro und einem Gesamt-Minus von 580 000 Euro, für 2011 mit noch einmal 600 000 Euro weniger Beiträgen und insgesamt 1,5 Millionen Euro Verlust.

Ausgleichen will die Kammer die erwarteten roten Zahlen aus ihren Rücklagen, die durch den aktuellen Bilanzgewinn auf 4,9 Millionen Euro angewachsen sind. "Mit diesem Polster kommen wir gut durch die Jahre 2010 und 2011", sagte Zeinert. Ausgleichsrücklagen seien schließlich für schlechte Zeiten gedacht.

"Krisenzeiten sind auch Kammerzeiten", resümierte Zeinert. "Die Unternehmen nehmen unsere Leistungen stärker in Anspruch, lassen sich mehr beraten." Die Pflicht-Zahlungen der Mitglieder werden trotz sinkender Einnahmen stabil bleiben, kündigte Zeinert an: "Mit Beitragserhöhungen müssen wir nicht rechnen."