Laut einer Studie kann nur ein finanzieller Kraftakt die alten OHE-Bahntrassen retten

Bleckede. Die Bahnstrecken Lüneburg-Bleckede und Lüneburg-Amelinghausen-Hützel haben eine Zukunft, obwohl die Trasse zur Elbe zum Teil in keinem guten Zustand ist und beide Strecken nur schwach frequentiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Instituts für Verkehrswesen und Eisenbahnbau und -betrieb an der Technischen Universität Braunschweig, das Stadt und Landkreis Lüneburg für 14 500 Euro gemeinsam in Auftrag gegeben hatten.

Laut Studie habe es zwischen Lüneburg und Hützel in den vergangenen Jahren etwa 260 Fahrten jährlich im Güterverkehr gegeben. Das entspreche nur etwa drei Fahrten pro Woche. Auf der Strecke Lüneburg-Bleckede seien pro Jahr weniger als 20 Ausflugstouren mit dem Oldtimerzug von der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg (AVL) veranstaltet worden.

Wie berichtet, will die Osthannoversche Eisenbahn (OHE) sich von den beiden Bahnlinien trennen. Deshalb wollen Stadt und Kreis klären, ob die Schienenstränge dennoch weiter benutzt werden können. Die AVL hat bereits ihr Interesse bekundet, die Strecke nach Bleckede übernehmen zu wollen. Dafür ist jedoch die finanzielle Unterstützung der an der Bahnlinie liegenden Kommunen zwingend, um den Unterhalt der Strecke stemmen zu können. Allerdings zieren sich die meisten noch, sich zu beteiligen.

Der Erhalt der Strecke nach Bleckede sei nur mit finanziellen Kraftanstrengungen möglich, so das Gutachten. "Für die Strecke Lüneburg-Bleckede, auf der nur touristischer Freizeitverkehr rollen soll, würden Investitionen von rund 450 000 Euro nötig werden, um einen sicheren Eisenbahnbetrieb bis 2020 zu gewährleisten", heißt es. Für die Strecke nach Hützel müssten für den gleichen Zeitraum mindestens zwei Millionen Euro investiert werden. Sollte der Betrieb der Heidebahn nur auf dem Teilabschnitt bis zum Industriegebiet Lüneburg-Süd aufrechterhalten werden, seien immerhin noch 750 000 Euro fällig.

Die Kostenbewertung zeige, so die Gutachter, dass ein Weiterbetrieb der Strecke nach Bleckede gemessen an dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen vergleichsweise teuer sei. Das Umsetzungskonzept erscheine indes, vorbehaltlich der Finanzierbarkeit, theoretisch machbar. Hinter der Einschätzung verbirgt sich, dass die AVL plant, Ein-Euro-Jobber für die Sanierung der in die Jahre gekommenen Holzschwellen einzusetzen. Es müssten unterdessen diverse Voraussetzungen zum Tragen kommen, deren Realisierung derzeit nicht einschätzbar seien, da verbindliche Zusagen von Fördermittelgebern bisher fehlen, so die Experten.

Zum Zustand der Strecke an die Elbe heißt es: Die Schwellen stammten größtenteils aus den 1960er-Jahren. Auf etwas mehr als 1,5 Kilometern seien Anfang der 1990er-Jahre die Schwellen ausgetauscht und auf einem ähnlich langen Abschnitt 1974 neue Schwellen eingebaut worden. Die Schienen seien von der OHE bereits gebraucht gekauft worden. "Es ist davon auszugehen, dass sie bis auf wenige Ausnahmen zwischen 1950 und 1970 gewalzt wurden."

Die Untersuchung der Strecke nach Hützel hat ergeben, dass sie in einem guten Zustand sei. Losgelöst von der Kostenbetrachtung ließen sich bereits Aussagen treffen, ob der Weiterbetrieb sinnvoll ist, sagen die Experten. Fahrten nur von Lüneburg bis Amelinghausen seien nicht empfehlenswert, da es dort keine industriellen Anschlüsse gebe. Die Strecke sollte entweder bis Hützel und damit über die Strecke aus Winsen/Luhe bis Soltau komplett weiter betrieben werden oder mindestens die Industriestandorte von Melbeck/Embsen (Lüneburg-Süd) und Heinsen anschließen, schlagen sie vor.

Zumal es in Melbeck/Embsen weiteres Potenzial gebe durch Industrieunternehmen, die dort Transporte auf der Schiene planten, so die Gutachter. Ein Recyclingunternehmen für Windräder habe gegenüber der OHE bereits Interesse bekundet, Transporte auf der Schiene abwickeln zu wollen.

Über eine mögliche finanzielle Beteiligung des Landkreises an den Investitions- und Unterhaltungskosten wird erst nach einer Abstimmung mit der Stadt Lüneburg und nach der Klärung der Interessenlage bei der OHE sowie des Landes Niedersachsen entschieden. Über die Studie debattiert der entsprechende Kreistagsausschuss am 8. Juni.